Keine Sorge: An dieser Stelle in Rottweil, wo sich eine Replik des Hofgerichtsstuhls befindet, muss sich kein Stadtrat rechtfertigen, sollte er heute Abend dem Ansinnen der kulturtreibenden Vereine statt- und die Zuschusserhöhung freigeben. Foto: Schulz

Haushalt 2016: Dachverband fordert zehnprozentige Erhöhung. In Ortsteilen wird extra entschieden. Am Mittwoch Thema im Rat.

Rottweil -  Die kulturtragenden Vereine in Rottweil können pauschal auf eine Erhöhung der Zuschüsse von zehn Prozent hoffen. Ein Verein bleibt hier (zunächst) außen vor: der Zimmertheaterverein. Der Gemeinderat befasst sich am Mittwoch mit dem Thema.

Die Kulturförderung ist seit Jahren ein Politikum in der Stadt. Vor fünf Jahren hat der Gemeinderat mit dem Hinweis auf die prekäre städtische Haushaltslage die Barzuschüsse nach dem Gießkannenprinzip um fünf bis zehn Prozent gekürzt. Zwei Jahre später wurden diese Kürzungen zurückgenommen. Im vergangenen Jahr zeigte sich der Gemeinderat einem Verein gegenüber dann großzügig: Der Trägerverein des Zimmertheaters erhielt nach einem mehre Monate dauernden Hickhack die Zusage über eine Erhöhung von weiteren 25 000 Euro pro Jahr – befristet auf zwei Jahre.

Schon damals hat der Dachverband kulturrottweil, der die Interessen von 30 kulturtragenden Vereinen vertritt, die Geschehnisse und Verhandlungen zwischen Stadt und Zimmertheater höchst interessiert verfolgt.

Vor allem das Ergebnis blieb im Gedächtnis haften: Der Dachverband, vertreten durch Jürgen Knubben und Walter Hölle, hat nun einen Vorstoß gewagt. Begründet wird die Bitte um eine zehnprozentige Erhöhung der Barzuschüsse mit ständig steigenden Kosten und der stetigen Geldentwertung, worüber die Vereine klagten.

In den Ortsteilen wird extra entschieden

Die Mehrkosten für die Stadt sind überschaubar. Sie betragen 10.750 Euro. Insgesamt lässt sich die Stadt ihre ehrenamtlich getragenen Kulturveranstaltungen, worunter auch der Ferienzauber, das Jazzfest oder Events des Forums Kunst fallen, 184.000 Euro kosten.

Der Verband tritt selbstbewusst auf. Er kann dies in dem Wissen, dass die Vereine viel für das kulturelle Leben und den Ruf dieser Stadt beitragen. Denn "Träger dieser Kulturarbeit sind in erster Linie die Bürger unserer Stadt. Sie engagieren sich ehrenamtlich in einer Weise, die andere Kommunen der Größe Rottweils nicht kennen", heißt es in dem Schreiben an den Kulturchef der Stadt, Marco Schaffert. Es sei nun an der Zeit, die ehrenamtliche Arbeit an die Kosten der Gegenwart wenigstens anzunähern, so Knubben und Hölle.

Die Bitte wurde zumindest seitens der Verwaltung erhöht. Sie empfiehlt in der heutigen Sitzung des Gemeinderat, in dem dieser den städtischen Haushalt 2016 vorberät, die Erhöhung. Die Sitzung im Neuen Rathaus beginnt um 17 Uhr. Zudem sollen weitere, einmalige Finanzspritzen freigegeben werden: 7000 Euro für ein geplantes Hofgerichtsspiel des Vereins "Freunde des Kaiserlichen Hofgerichts Rottweil", 1000 Euro für zwei überregionale Reit- und Springturniere des Reitvereins Rottweil und eine noch nicht bezifferte Summe für den Rugbyclub.

Für die Kulturvereine in den Teilorten bedeutet es nicht automatisch, dass auch sie in den Genuss höherer städtischer Zuschüsse kommen. Die Verwaltung schlägt indes vor, dass die Orte, die in diesen Dingen über ein eigenes Budget verfügen, sich die Kernstadt zum Vorbild nehmen und ihren Kulturvereinen auch mehr Geld geben.