Die Kisten und Kartons haben wieder für fünf Jahre ausgedient, die große Wahlschlacht ist geschlagen. Foto: Nädele

AfD zieht gleich in Fraktionsstärke ins Gremium ein. CDU verliert, die Grünen gewinnen.

Kreis Rottweil - Ein neues Gefüge bringt die Kommunalwahl für den Kreistag: Die CDU büßt zwei Sitze ein, Freie Wähler, SPD, FDP und ÖDP können ihre Position behaupten – und dann gibt es da die Emporkömmlinge: Die Grünen ergattern zwei Sitze mehr, die Aktiven Bürger ziehen mit einem Sitz ein und die AfD platziert gleich drei Räte im neuen Gremium.

Mit den neuen Gruppierungen und Parteien wird das Gremium größer: 47 Kreisräte beraten künftig über Straßenbau, Kreisschulen, das leidige Müllthema und den Neubau des Landratsamts.

Stattliche Bürgermeisterriege ist vertreten

Mit am Tisch sitzt – gemäß vorläufigem Endergebnis – eine stattliche Bürgermeisterriege, darunter bei der CDU Neuzugänge wie Christian Ruf (Rottweil), Marcus Türk (Villingendorf) und Mark Prielipp (Epfendorf), bei den Freien Wählern Peter Schumacher (Dunningen) und Michael Lehrer (Aichhalden). Ralf Ulbrich (SPD) aus Deißlingen kann übrigens im Vergleich den größten Stimmenanteil aller Mitglieder des Gremiums für sich verbuchen.

Die Verluste der großen Parteien schlagen auch auf Kreisebene durch, wenn auch nicht ganz so gravierend wie bei der Europawahl: Die CDU trifft es am härtesten: Sie kommt auf nur noch 28,1 Prozent und verliert damit im Vergleich zu 2014 7,5 Prozentpunkte. Das kostet zwei von bislang 15 Sitzen.

Die Freien Wähler landen mit einem Minus von 3,9 Prozentpunkten bei 24,7 Prozent, die SPD muss lediglich ein Minus von 1,4 Prozentpunkten hinnehmen und kommt mit 13,5 Prozent auf Rang drei. Die Grünen legen um vier Prozentpunkte auf 10,3 Prozent zu. Damit ziehen neben den amtierenden Kreisräten Hubert Nowack und Jürgen Herbst auch Sonja Rajsp, Claudia Irion und Elke Müller ins Gremium ein.

Die FDP kann sich um einen Prozentpunkt auf 9,3 Prozent verbessern. Leichte Erholung also nach dem heftigen Absturz von 2014, als die Liberalen fast die Hälfte an Wählerstimmen verloren hatten. Bei der ÖDP bleibt sowohl kräftemäßig als auch personell alles beim Alten: Gerhard Wössner, Selma Müller und Bernd Richter stehen weiterhin für Ökologie und Demokratie.

Schon im Vorfeld viel Selbstbewusstsein gezeigt

Mit Spannung war das Ergebnis der AfD erwartet worden: Diese hatten sich im Vorfeld bei ihrer Premiere auf kommunaler Ebene im Kreisgebiet höchst optimistisch gezeigt – und tatsächlich: Von gerade mal 18 Kandidaten auf der Liste schaffen drei den Sprung ins Gremium: Christoph Maaß aus Oberndorf, künftig dort auch im Gemeinderat, Reimond Hoffmann, der auch ins Rottweiler Stadtparlament einzieht, sowie Horst Niehues aus Sigmarswangen, einer der AfD-Hochburgen im nördlichen Teil des Landkreises. Die Alternative für Deutschland hat damit Fraktionsstärke im Kreistag erreicht.

Die Kräfteverteilung sieht nun also wie folgt aus: Insgesamt stellt die CDU nun 13 Kreisräte, die FWV zwölf, die SPD sechs, die Grünen fünf, die FDP vier, ÖDP und AfD jeweils drei und die Aktiven Bürger einen. Die sieben Ausgleichsmandate verteilen sich auf die CDU (1), FWV (3), ÖDP (2) und Grüne (1).

Das vorläufige Kreistagsergebnis basiert auf einer ordentlichen Basis: 64 .277 von 111.988 Wahlberechtigten haben ihre Stimme abgegeben, das entspricht einer Wahlbeteiligung von 57,4 Prozent. Wie bei der Europawahl, so ist auch hier ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen: 2014 waren es noch 49,6 Prozent.

Alle Ergebnisse der Gemeinderatswahlen finden Sie in unserem Ticker zur Kommunalwahl.

Kommentar: Jetzt gilt's

Im Kreistagsergebnis spiegelt sich erfahrungsgemäß alles etwas gemäßigter wieder: Der CDU-Verlust zwar deutlich, aber nicht ganz so erdrutschartig wie auf Bundesebene, der Sprung der Grünen bemerkenswert, aber auch nicht himmelhoch – SPD und ÖDP halten sich mehr oder weniger stabil. Die Neuen im Gremium werden dennoch Staub aufwirbeln: Die AfD hat mit drei Sitzen Fraktionsstärke erreicht, nun ist es an ihr, zu zeigen, dass auf Worte Taten folgen, dass auch sie die Kreistagsarbeit konstruktiv voranbringen wollen. Die Grünen können und werden – gerade angesichts der aktuell brennenden Themen – ihre neue Stärke nutzen. Hier sind rührige Kräfte am Werk. Und auch von Jürgen Reuter aus Schramberg, der jetzt die Aktiven Bürger vertritt, ist keine vorsichtige Zurückhaltung zu erwarten. Sie alle haben einen klaren Wählerauftrag.