Das vierte Sommersprossenkonzert "Meisterwerke" mit Ingo Goritzki; Kerstin Grötsch; Elisa Goritzki, Dag Jensen,Yeon Hee Kwak, Kalle Randalu, Radovan Vlatkovic und Ulf Bodenhäuser (von links). Foto: Friederichs Foto: Schwarzwälder Bote

Sommersprossen: Intendant Ingo Goritzki versammelt Wegbegleiter um sich / Meisterhaftes Spiel

Das vierte Konzert des Klassikfestivals Sommersprossen rief in doppelter Weise Erinnerungen hervor. Nach 51 Jahren versammelt Intendant Ingo Goritzki zum Abschied langjährige Wegbegleiter der Sommersprossen um sich: im Bläsersextett.

Rottweil (hf). In "Mládí" (Jugend), von Leoš Janácek im Alter von 70 Jahren komponiert, erinnert sich dieser an seine Jugend, die er verklärend umsetzt. Auch das Abschiedsprogramm der Intendanz verklärt das über fünf Jahrzehnte bestehende Klassikfestival: Sechs Solisten setzten zwei "Meisterwerke" in grandioser Weise um.

Das 1924 entstandene "Mladí" variiert zwischen harten Rhythmen, Dissonanzen und bildmalerischen Passagen, was die sechs Musiker souverän umsetzten. Das Andante sostenuto verbildlicht ein slawisches Trauerthema, das Kerstin Grötsch (Bassklarinette) und Radovan Vlatkovic (Horn) warm untermalten, während Ingo Goritzki (Oboe) und Ulf Bodenhäuser (Klarinette) wehmütige Trauer-Rufe intonierten.

Der dritte Satz, der "Marsch der Blaukehlchen", spiegelt Janaceks Zeit im Brünner Augustinerstift als Sängerknabe wieder; neben der weich gespielten Querflöte "zwitscherte" Elisa Goritzki lautmalerisch auf der Piccolo-Flöte. Auffallend im Spiel aller war der extreme Wechsel zwischen weicher Bildsprache und militärisch harter Rhythmik.

Wolfgang Amadeus Mozart selbst rückte sein Quintett Es-Dur von 1784 an die Spitze seiner bisherigen Kompositionen. Im Sommersprossenkonzert erwies sich das Quintett in seiner Vielschichtigkeit als "Meisterwerk" und wurde von den fünf Musikern solistisch wie im abgestimmten Zusammenspiel meisterhaft umgesetzt.

Im festlich gestimmten Largo – in ein Allegro moderato hineinfließend – bestimmte ein warmer Grundduktus: Yeon Hee Kwak spielte die Oboe äußerst klar und hell; Ulf Bodenhäuser unterlagerte die Klarinette tiefer fließend. Kalle Randalu perlte am Klavier mit glasklaren Anschlägen und nach vorne strebend, während Dag Jensen am Fagott und Radovan Vlatkovic am Horn den tieferen Part weich und im Ansatz äußerst präzise umsetzten. Glanzvoll entwickelten die Solisten das langsame Larghetto, jedes Instrument übernahm abwechselnd die Führung, um sich wieder im ausgewogenen Zusammenspiel zu vereinen. Sehr weich gestalteten alle die Trillerpartien, nicht ohne durch zäsurale Härten in der Komposition den Spannungsbogen zu erweitern.

Variationsvielfalt und Geschlossenheit qualifizierten sowohl das Mozartsche Werk als auch die umsetzenden Musiker.

Im voll besetzten Jugendstilsaal forderte der lang anhaltende Beifall der Zuhörer – auch hier viele Freunde der Sommersprossen – eine Zugabe, die die Musiker mit Ludwig van Beethovens anmutigem Andante Cantabile aus dem Quintett für Bläser und Klavier bewegend schön spielten.