Johannes Goritzki gehörte zu den prägenden Musikern der Klassikszene. Er war Mitbegründer der Rottweiler Kammerkonzerte, den heutigen "Sommersprossen". Archiv-Foto: Friederichs Foto: Schwarzwälder Bote

Nachruf: Cellist Johannes Goritzki 76-jährig verstorben / Mitbegründer der Rottweiler Kammerkonzerte

Kurz vor Weihnachten erreicht den Freundeskreis "Sommersprossen", erreicht die Klassikszene in Rottweil die Nachricht vom überraschenden Tod des begnadeten Cellisten Johannes Goritzki. Er verstarb am 21. Dezember 76-jährig in Montagnola.

Rottweil. Johannes Goritzki war mit seinen Brüdern Deinhart und Ingo – Deinhart war damals Solobratscher, Johannes Solocellist im Kammerorchester Sándor Véghs und Ingo Solooboist in Basel – 1967/68 Gründungsinitiator der Rottweiler Kammerkonzerte unter der Patronage des sie ermunternden charismatischen Geigers Sándor Végh.

In Tübingen geboren, in Oberndorf aufgewachsen hat Johannes Goritzki das Albertus-Magnus-Gymnasium in Rottweil besucht und eigene Kammerkonzerterfahrungen in der befreundeten Rottweiler Künstlerfamilie Haas und in einer Arbeitswoche mit Musikstudenten in Oberflacht bei Tuttlingen gesammelt.

Johannes Goritzki studierte bei Atis Teichmann, Pablo Casals, André Navarra und Caspar Cassadó. Die spätere Zusammenarbeit mit Yehudi Menuhin und Rudolf Serkin hat ihn in jungen Jahren stark beeinflusst. Er gründete zu Beginn der 1970er Jahre die "Deutsche Kammerakademie Rottweil", die er als Chefdirigent als "Deutsche Kammerakademie Neuss am Rhein" dann von 1980 bis 2003 leitete. Mit der Deutschen Kammerakademie bracht er mehr als 40 CDs heraus und war mit ihr als Solist und Dirigent in der ganzen Welt unterwegs. Ab 1976 lehrte er als Professor am Düsseldorfer "Robert-Schumann-Konservatorium".

Seit 2008 setzte er seine ungemein erfolgreiche Lehrtätigkeit als Professor am "Conservatorio della Svizzera Italiana" in Lugano und seit 2009 als "Prime Consort Professor" am "Royal College of Music" in London fort.

Von den Anfängen der "Rottweiler Kammerkonzerte" in den Räumen des ehemaligen Rottweiler Aufbaugymnasiums und im Probendomizil Oberrotenstein prägte Johannes Goritzki maßgeblich und unnachahmlich als Leiter und Intendant bis 1987, als Dirigent, Kammermusiker und Solist bis 2018 diese Konzertreihe, lockte mit seinem Ruf eine Vielzahl berühmter Musiker nach Rottweil und beeinflusste mit seinem Bruder Ingo, der von 1987 bis 2018 als allein verantwortlicher Intendant die künstlerische Leitung inne hatte, auch die vielfältig differenzierten musikalischen und organisatorischen Ausformungen der ursprünglich kleinen Kammerkonzerte zum großen "Rottweil Musikfestival Sommersprossen". Dafür zollt ihm der Freundeskreis "Sommersprossen" unter seinem Vorsitzenden Rudolf Strasser "unsere höchste Anerkennung und unseren unverbrüchlichen Dank".