An der Engelshalde hat Gartenbau-Lehrerin Silke Schumann mit ihren Schülern tolle Entfaltungsmöglichkeiten. Das Gelände darf nicht bebaut werden und wird der Schule von Wilhelm Meyer zur Verfügung gestellt. Fotos: Otto Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: In der Waldorfschule ist Gartenbau festes Unterrichtselement / Impulse für Landesgartenschau

Von Corinne Otto

Es ist ein Klassenzimmer, in dem die Luft immer gut ist, und in dem es nie zu eng zu geht – schließlich ist es gute 6000 Quadratmeter groß. Das "grüne Klassenzimmer" der Waldorfschule Rottweil ist ein Paradies – und könnte Impulse für die Landesgartenschau liefern.

Rottweil. Im Konzept der Rottweiler Bewerbung um die Landesgartenschau 2028 ist ein "grünes Klassenzimmer" fester Bestandteil. Hier sollen Schüler Natur erleben und entdecken können, ihr Umweltwissen erweitern und für schonenden Umgang mit den Ressourcen sensibilisiert werden. Etliche Ausrichter früherer Gartenschauen haben diese Klassenzimmer dann auch langfristig weitergeführt.

"Das wäre für Rottweil als Schulstandort sicher eine tolle Sache", sagt Christoph Sander, Geschäftsführer der Waldorfschule Rottweil. Er weiß, wovon er spricht, schließlich ist das grüne Klassenzimmer an seiner Schule seit jeher fester Bestandteil und inzwischen 6000 Quadratmeter groß. Seit dem Umzug und Neubau der Waldorfschule auf dem Gelände der ehemaligen Pflugbrauerei hat sich die "Engelshalde" zum großen Schulgarten entwickelt: ein paradiesisches Areal, auf dem Gemüse und Getreide angebaut werden, Blumen blühen und Ziegen grasen.

"Ab der dritten Klasse starten wir, dann machen die Schüler eine Feldbau-Epoche durch", erklärt Gartenbau-Lehrerin Silke Schumann. Es wird gepflügt, geeggt, gesät, das Korn wird bis zur Reife gepflegt und dann wird Brot gebacken – auch der Backofen entstand in einem Projekt.

Ab Klasse fünf ist das Fach Gartenbau dann fest im Lehrplan integriert. Jede Klasse hat ihr eigenes Beet und gemeinsam mit Lehrerin Silke Schumann wird der Schulgarten um immer weitere Elemente bereichert. So haben in diesem Jahr drei Bienenvölker im Schulgarten Einzug gehalten. Mit Spannung wird die erste Honigernte erwartet. Ein paar Meter weiter ist schon der Platz für eine Kräuter-Spirale vorbereitet, die Steine haben die Schüler bereits herbeigeschleppt. Und auch Unkraut jäten muss sein. "Natürlich sorgen nicht alle Arbeiten im Jahreslauf für Begeisterung", schmunzelt die Gartenbau-Lehrerin. Doch auch das gehöre zu den wichtigen Erfahrungen hinzu: Wie viel Arbeit steckt dahinter, bis etwas gedeiht, welche Auswirkung hat das, was ich mache? Gerade in der Pubertät könne die Arbeit im Schulgarten erden und Halt geben, sagt Silke Schumann. Und letztlich sei auch das soziale Miteinander ein ganz anderes als im normalen Klassenzimmer.

Die Sinnzusammenhänge erfahren – das können die Schüler dann in Klasse neun intensiv bei einem Landwirtschaftspraktikum auf einem Hof. "Dort leben und arbeiten sie drei Wochen in der Familie mit – und kommen in der Regel als andere Menschen wieder", sagt Christoph Sander. Er wünscht sich, dass es auch bei einer Landesgartenschau in Rottweil nicht bei Schautafeln und kleinen Mitmach-Projekten bleibt, sondern Prozesse erlebbar werden, Schüler mit eigenen Händen etwas schaffen und erfahren können. "Da fallen mir in Rottweil zig Standorte ein, an denen das möglich wäre.".

Einen solchen Ort, die Lumpenmühle im Filztal, hat die Waldorfschule ebenfalls erlebbar gemacht. Am dortigen Wasserkraftwerk erleben Schüler und auch Eltern wie nachhaltige und ressourcenschonende Energiegewinnung funktioniert. Unterrichtsinhalte können hier lebendig vermittelt werden – ob in Physik, Biologie oder Geologie. "Es gibt viele Möglichkeiten für alle Altersstufen", schwärmt Christoph Sander.

Er kann sich gut vorstellen, dass sich die Waldorfschule im Vorfeld einer Landesgartenschau mit verschiedenen Projekten einbringt, sagt er.

Miteinander kann vieles geschaffen werden – dieser Gedanke wird an der Waldorfschule groß geschrieben. Das gilt auch für die Eltern und Lehrer, ohne deren großen Einsatz vieles nicht möglich wäre. "So ein Schulgarten macht nunmal keine Sommerferien", schmunzelt Silke Schumann, die derzeit damit beschäftigt ist, den Gießplan auszuarbeiten.