Werner Schnatterbeck überreicht den Jugendherbergseltern Rainer und Petra Müller den symbolischen Schlüssel zum Haus. Foto: Schmidt

Feierliche Eröffnung am Samstag mit lokaler Prominenz. Kultur-Auszeichnung. Gewinnbringende Einrichtung.

Rottweil - Die Jugendherberge (Juhe) Rottweil öffnete ihre Türen und die Gäste staunten. Während des Festakts wurde das Haus feierlich gesegnet.

Miefige Matratzen, dunkle Kacheln, aufgereihte Stockbetten und lange Wege bis zur nächsten Großraum-Toilette. Die Erinnerung an vergangene Juhezeiten kam den Gästen unweigerlich ins Gedächtnis. Denn extremer konnte der Unterschied kaum sein. Zwar gehören die Stockbetten immer noch zu einer Juhe, und eben auch die Erfahrung mit Fremden, teilweise im Achtbettzimmer einen Raum zu teilen, doch angesichts der großzügig angelegten Trennung, dem eigenen Bad, der freundlichen Farben und modernen Ausstattung, erinnert das Mehr an Privatsphäre, der freundliche Empfang, die Küche und das Bistro eher an ein gut geführtes Hotel, denn an alte Zeiten.

Die Juhe in Rottweil ist ein Kind von Bürgermeister Werner Guhl. Schon vor vier Jahren suchte er die ersten Gespräche und machte möglich, was bislang undenkbar war: das Rottweiler Modell. Dahinter verbirgt sich das gemeinsame Ziel und Schaffen des Deutschen Jugendherberge (DJH) Landesverbands Baden-Württemberg, dem Land Baden-Württemberg, dem Investor Activ-Group und dem Initiator Rottweil.

"Der Standort ist wunderbar", freute sich der Vorsitzende des DJH-Landesverbands Werner Schnatterbeck. Direkt im Stadtzentrum und in unmittelbarer Nähe zu den kulturellen Einrichtungen Rottweils erfülle er den Anspruch einer Kulturjugendherberge, eine Auszeichnung, die die Juhe mit dem ausgewiesenen Zertifikat nun auch trägt.

Über diesen ideellen Mehrwert hinaus werde sich die Juhe für Rottweil auch wirtschaftlich lohnen, versprach Schnatterbeck. 83 Euro gebe ein Juhegast am Tag aus. 30 Euro für die Unterkunft und den Rest für Einkauf und Freizeit. Bei voller Belegung der 135 Betten mithin eine "Win-Win-Situation" für alle Beteiligten.

Das "Alleinstellungsmerkmal" der Kooperationsformen freut auch Oberbürgermeister Ralf Broß. Rottweil knüpfe mit der Einrichtung an eine alte Jugendherbergstradition an. Broß bedankte sich bei allen Akteuren, insbesondere aber bei Werner Guhl, für dessen Weitsicht. Auch Landrat Wolf-Rüdiger Michel gratulierte zum gelungenen Umbau des ehemaligen Nonnenklosters und fragte sich schmunzelnd, ob der Kreis gut beraten war, vor 50 Jahren in die Königstraße umzuziehen.

Die Investitionskosten bezifferte Andreas Dünkel, Geschäftsführer der Activ-Group, auf 3,5 Millionen Euro. Damit kam der Umbau des geschichtsträchtigen Gebäudes 400 000 Euro teurer als geschätzt. Der Dank galt daher auch Stadt, Land und Bund für die erteilten Fördermittel.

Geführt wird das Haus von den erfahrenen Jugendherbergseltern Rainer und Petra Müller. Beim Festakt segneten Pfarrer Martin Stöffelmaier und Pfarrer Christian Honold das Haus und das Trio der Lehrer Big Band Baden-Württemberg bot musikalisch hervorragende Unterhaltung.