Ein Bild aus früheren Tagen im Eckhof: Armin Daler (links) unterhält seine Gäste. Das wird auch zukünftig so sein. Foto: Schmidt

Über den Rückzieher der Stiftung sind die meisten froh / OB Ralf Broß: Stufenmodell wäre denkbar

Rottweil - Über dem Eckhof lacht die Sonne: Die Nachricht, dass im Eschachtal alles bleibt, wie es ist, lockt zahlreiche Besucher in den Biergarten. Es gibt was zu feiern: Die Stiftung will nicht mehr und zog zurück.

Die berühmt-berüchtigten Schnitzel werden serviert, die Kinder spielen im Hof mit Wirt Armin Dalers Berner Sennenhund, kaum ein Gast will seine Freude über den Rückzug der Stiftung verhehlen.

Deren Vorsitzender Martin Busch ließ Oberbürgermeister Ralf Broß per E-Mail wissen, es mache keinen Sinn, das Projekt weiterzuverfolgen. Die Atmosphäre sei durch die Art der Diskussion um den Eckhof "nachhaltig vergiftet", manche Gemeinderäte stünden dem Konzept "strikt ablehnend, andere zumindest skeptisch gegenüber", sei im Ausschuss am Mittwoch deutlich geworden. Zudem könne sich die Mehrheit der Gemeinderäte nicht vorstellen, dass die Stiftung die Kosten für die Sanierung der Gebäude aufbringen könne, kaum jemand sei der Meinung, dass man "unser Angebot überhaupt braucht", so Busch resigniert.

Des einen Leid, des anderen Freud: "Es ist schön zu wissen, dass man hier nicht zum letzten Mal sitzt", sagt einer der Gäste. Er komme seit seiner Kindheit hierher und sei da sicher nicht der Einzige: "Inzwischen mache ich hier mit meinen Kindern Radtouren – die wären todtraurig, wenn’s das hier nicht mehr gäbe." Eine Frau am Nebentisch stimmt ihm zu: "Da hat jetzt Gott sei Dank mal gesiegt, was die Bürger wollen und nicht die Oberen." Ihrer Ansicht nach zeige der Eckhof, wie viel man erreichen könne, wenn die Leute zusammenhalten.

Dabei sei es trotzdem schade, dass man nicht für beides eine Lösung gefunden habe, meint eine andere Besucherin: "Buschs Idee war nicht schlecht, und hier ist so viel Platz, er hätte doch auch selbst hier bauen können."

Für Schäfer Walter Hall war die Entwicklung zuletzt "absehbar". Zu viele Menschen seien glücklicherweise dagegen gewesen. Seit bald 35 Jahren hüte er seine ungefähr 2000 Schafe auf dem Eckhof: "Schule oder nicht, ich geh hier nicht weg." Mit einigen wenigen Schafen wäre Busch ohnehin bald zwischen überwucherten Wiesen gestanden. So die Versteppung verhindern zu wollen, nannte Hall ein "Kasperletheater".

Mit "grenzenloser Erleichterung" nimmt Gerhard Gurreck die Nachricht auf. Er sprach vor Kurzem im Namen der Bühlinger Vereine im Gemeinderat vor und plädierte für den Erhalt des Ausflugslokals. In Richtung Stadtverwaltung und an die Adresse mancher Gemeinderäte sagt er: "Entwickeln Sie bitte mehr Gespür für die Bedürfnisse und Wünsche der Bürger."

Winfried Wössner, Fraktionsvorsitzender der SPD im Gemeinderat, reagiert enttäuscht auf die Absage der Stiftung. "Ich persönlich finde es schade. Vom Inhaltlichen her wäre das eine Chance für Rottweil und einige Kinder und Jugendliche gewesen. Das sieht man auch in anderen Bereichen." Dass es nun am Eckhof gescheitert sei, weil das Projekt aus einem Eigeninteresse heraus abgelehnt worden sei, ohne dass man sich zuvor mal damit befasst habe, finde er schade.

Arved Sassnick (SPD), der seinen Fraktionsvorsitzenden in der Sitzung des Kultur-, Sozial- und Verwaltungsausschusses (KSV) vertrat, betont noch einmal, dass die Idee für den Vaihingerhof eigentlich Hand und Fuß gehabt habe. Für den Eckhof gestalte sich das aber anders, da sei die Stiftung viele Antworten schuldig geblieben – etwa, was die staatliche Zulassung und die Anerkennung betreffe, oder auch die Kooperation mit den Rottweiler Schulen. Auch was die geplanten Baumaßnahmen und den Umfang der Reparaturen anbelangt, kann Sassnick nicht nachvollziehen, warum es nicht möglich gewesen sein soll, mit der Stadtbau zu reden. Das Konzept selbst hätte nach Meinung Sassnicks durchaus in die Rottweiler Schullandschaft gepasst, wäre angesichts der Schülerzahlen kaum mehr als "ein kleines Spritzerchen Sahne" gewesen. Doch dazu passen für ihn die hohen Erwartungen der Stiftung an die Stadt Rottweil nicht, die bei ihm angesichts der kleinen Schülerzahl "ein leichtes Unwohlsein" hätten aufkommen lassen.

Marianne Wucher, Sprecherin der FFRundPRoFI-Fraktion, erinnert an ihre Erklärung zu Beginn der KSV-Sitzung, in der sie ein Kommunikationsdesaster thematisierte: "Wenn wir so einseitig kommunizieren, ist das Risiko groß, dass es schief geht." Stattdessen müssten der Gemeinderat und die Bürger auf Augenhöhe mitgenommen werden.

Die Meinungen unter den Fraktionsmitgliedern zur Konzeption der Stiftung seien zwiegespalten. Für sie persönlich wäre das Konzept der Familie Busch es wert gewesen, in die Schullandschaft integriert zu werden. Die Schule aber in den öffentlichen Bereich, in den Eckhof pflanzen zu wollen, der für die Bürger untrennbar mit der Heimat verbunden sei, halte sie für falsch. Der Eckhof sei ein wichtiges Naherholungsgebiet mit Bedeutung über Rottweil hinaus und so auch im Tourismusleitbild der Stadt verankert. "Die Bevölkerung lässt sich nichts überstülpen", betont Wucher ihren Appell für eine andere Kommunikation. Jetzt die verbliebenen Betroffenen an einem runden Tisch zusammenzuführen, hält sie deshalb weiterhin für empfehlenswert.

Etwas mit dem Schicksal hadert FDP-Fraktionssprecher Gerhard Aden. Er habe den Eindruck, dass man als Stadt nichts mehr realisieren könne, sobald sich jemand auf den Schlips getreten fühle: Gefängnis, Eckhof, Testturm, zählt er auf. Die Leute machten sich leider keine Gedanken, was mit dem Eckhof in zwei, drei Jahren sei.

Mit grundsätzlichem Bedauern hat der OB die Entscheidung Buschs vernommen, ohne bislang die Chance gehabt zu haben, mit dem Stiftungsvorsitzenden zu sprechen. Broß steht hinter den Stadträten, die in der Ausschusssitzung das Projekt kritisch hinterfragt haben. Das seien berechtigte Fragen gewesen. Die Stadträte hätten indes das Projekt nicht von vornherein abgelehnt, so Broß.

Der OB sagt, er hätte sich vorstellen können, mit Busch weitere Gespräche zu führen, beispielsweise über eine stufenweise Umsetzung des Bildungsprojekts.