Hotpants sind am Gymnasium in Horb-Altheim verboten. Lehrer und Schüler in Rottweil verstehen den Wirbel nicht. Foto: Kopytin Georgy/ Shutterstock

Mit den "heißen Hosen" haben die ansässigen Gymnasien kein Problem. "Zwangs-Shirt steht für uns außer Frage". Mit Pro und Kontra.

Rottweil - Hotpants, "heiße Hosen", sind Lehrern an einer Schule in Altheim (Horb) zu heiß geworden. Doch wie sieht das eigentlich hier an Rottweiler Schulen aus? Was sagen Schüler, Lehrer und Direktoren dazu?

Kurzer Rückblick: In der besagten Schule ist die Direktorin Bianca Brissaud aktiv geworden und erteilte Maßnahmen gegen die zu knappen Hosen. So müssen nun speziell Schülerinnen, deren Kleidung als zu unangemessen angesehen wird, ein übergroßes T-Shirt tragen. Dies hat – vor allem im Netz – eine heftige Debatte ausgelöst.

"Berührt mich nicht", äußert Paul Bauer, Schulleiter des Droste-Hülshoff-Gymnasiums. Dieselbe Debatte habe es vor einigen Jahren bereits mit Miniröcken gegeben "und da sind mir die Hotpants, ehrlich gesagt, lieber", verdeutlicht er seinen Standpunkt. Für ihn sei es wichtig, die Selbstbestimmung über die Art, sich zu kleiden, den Schülern selbst zu überlassen und so das Verantwortungsbewusstsein für Fragen, was angemessen ist und was nicht, zu stärken.

Außerdem sei das Klassenzimmer das beste Korrektiv, da "Schüler die Schüler besser erziehen als die Lehrer". In seiner zwölfjährigen Amtszeit als Schulleiter musste er bis jetzt erst in einem Falle einschreiten und dies aufgrund eines zu weit ausgeschnittenen Dekolletés. Für ihn steht fest: Es soll nur in individuellen Fällen, oder wenn es von Lehrern oder Schülern als anstößig empfunden wird, eingeschritten werden.

Diese Aussage wird im Gespräch mit Oberstufen-Schülerinnen des DHGs gestützt. "Entweder kurz oder lang – heutzutage zieht kein Mensch mehr eine halblange Hose an", sind sich die Elftklässlerinnen Sina, Cosima und Vanessa einig. Außerdem würden sie nicht, um ihre Figur zur Schau zu stellen, zu kurzen Hosen greifen, sondern wegen der Hitze.

Doch auch unter den Schülerinnen sorgte das Thema für Diskussionen. Auf "jeder kann anziehen, was er will!" wurde mit "aber man muss ja auch nicht alles sehen" geantwortet. Letzteres sei aber an ihrer Schule bis jetzt nie ein Problem gewesen und es habe sich auch noch niemand gestört gefühlt. Hotpants finden die Schülerinnen bei dieser Hitze also okay – bauchfrei müsse indes nicht sein.

Auch am Albertus-Magnus-Gymnasium sind sich die Schüler einig darin, dass es zu warm für lange Hosen sei. Es sei völlige normal, in Hotpants rumzulaufen. "Für uns Jungs ist das gut", sagen Raphael (15) und Robin (16) lachend. Ein Oberstufenschüler sagt außerdem: "Also ich bin zwei Jahre älter und reifer. Aber ich finde es immer noch gut." Am Leibniz-Gymnasium, sind die Jungs nicht weniger abgeneigt gegen kurze Hosen im Unterricht. Sie würden sich nicht abgelenkt fühlen – im Gegenteil: "Es macht den Unterricht interessanter", meinen Gabriel, Marius und Philippe schmunzelnd.

Lehrer Bernhard Ruh fügt hinzu, dass es überhaupt nichts bringe, ein Verbot zu erteilen. Die einzige Möglichkeit sei, den Schülern beizubringen, was sich gehört und was nicht. Schuldirektor Wolfgang Mack rät Schülern lediglich, sich bei Prüfungen angemessen zu kleiden, sieht dabei aber beispielsweise Camouflage-Kleidung als größeres No-Go an. Die ganze Debatte sei sowieso total "strange".

Auch auf unserer Facebook-Seite "Schwarzwälder Bote Rottweil" sorgt das Thema für heiße Diskussionen. Die Meinungen gehen hier ganz klar auseinander. So ist ein Leser der Meinung, Hotpants seien nur Hosen für die Freizeit. "Es gibt genug lockere Kleidungsstücke, die man alternativ in der Schule anziehen kann", sagt er. "Im Berufsleben kann man auch nicht immer anziehen, was man möchte!"

Kevin G. sieht das anders. "Jeder sollte anziehen dürfen, was er mag! Wir leben hier doch nicht in einem muslimischen Staat", sagt er. "Abgesehen davon, ist jeder Schule von so einer Kleiderordnung abzuraten, da es rechtlich gar nicht umsetzbar ist...".

Seite 2: Pro und Kontra

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Die Debatte um die Hotpants ist nichts anderes als die in den 60er Jahren, als der Minirock in Mode kam. In den 90er Jahren waren es – schon einmal – die schockierten Mütter, die über bauchfreie Tops gemäkelt haben. Ist alles vorübergegangen. Jetzt ist der Trend eben wieder da – zusammen mit den Hotpants.

Hier geht es doch nicht um "zu sexy oder nicht", sondern um die Freiheit des Menschen, selbst zu entscheiden, was er tut und wie er sich kleidet. Ein Mädchen ist nun mal kein Sexobjekt, vor allem nicht, weil es eine Hotpants in der Schule trägt. Oder hat man auch schon darüber diskutiert, als die Jungs die Hosen in den Kniekehlen hängen hatten?

Die Frage nach der Ästhetik ist jedem selbst überlassen. Ich würde sagen: Leben und leben lassen. Oder ist unsere Gesellschaft wirklich prüde, zu prüde für die Hotpants?

Zur Person: Dunja Smaoui ist Volontärin der Lokalredaktion Rottweil

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"Schade eigentlich, gerade jetzt zu gehen, wenn die Röcke der Schülerinnen wieder kürzer werden." Dies sagte ein Lehrer an einer Schule hier im Kreis, als er kurz vor der Pensionierung stand. Ein Spruch, der sich auf einem sehr schmalem Grad zwischen einer humorvollen Bemerkung und einer unangemessenen Anmerkung bewegt. Und auch bei Jungs mangelt es nicht an der Ausschüttung an gewissen Hormonen. Schlüpfrige Kommentare im Unterricht sind die Folgen.

Deshalb sollten Schülerinnen sich entsprechend kleiden. Gerade im jungen Alter haben Schülerinnen bestimmt nicht die Absicht, sich als Sexobjekt zu inszenieren. Kurz, kürzer, am kürzesten – der Trend wird schnell zum Wettbewerb.

Verständlich, dass man bei der Hitze keine langen Hosen tragen will, aber ein paar Zentimeter mehr Stoff tun auch nicht weh. Wem es in der Schule zu lang ist, kann sich ja in seiner Freizeit ausleben.

Zur Person: Die Autorinnen machen ein Praktikum in der Redaktion