Beim großen Reiseveranstalter Hauser-Reisen in Rottweil ist man – wie überall in der Branche – mit den Auswirkungen des Coronoavirus beschäftigt. Foto: Otto

Telefone des großen Reiseveranstalters laufen heiß. Verunsicherung der Kunden ist groß.

Rottweil - Es ist eine Ausnahmesituation, die auch Axel Keller, Geschäftsführer von Hauser-Reisen, noch nie erlebt hat: Die Telefone des großen Rottweiler Reiseveranstalters laufen – wie auch bei anderen Anbietern – heiß, die Verunsicherung der Kunden wegen des Coronavirus ist riesengroß.

Ob "die große Asien-Entdeckerreise" oder "glamouröses Mailand" – einige Reisen wurden auf Grund der Einschätzung zur Gefahrensituation bereits abgesagt, für andere, wie den "Blütenzauber am Lago Maggiore" oder die "Saisoneröffnung Venezia magica", werden kostenlose Umbuchungsmöglichkeiten angeboten. Viele weitere Reisen im großen Angebot wie die "Orangenernte in Sizilien" im März sollen nach derzeitigem Stand stattfinden. Das große Problem: Vielen Kunden ist die Reiselust grundsätzlich vergangen – und nicht wenige fordern eine kostenlose Stornierung.

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"Die Lage ist gravierend und für uns alle nicht einfach", sagt Axel Keller auf Nachfrage des Schwarzwälder Boten. Er nimmt sich einige Minuten Zeit, obwohl ihm der derzeitige Druck anzumerken ist. Die Telefone laufen heiß. Alle Mitarbeiter seien nur mit dem Thema Corona beschäftigt. Die aktuelle Lage in Italien trifft mit den Frühjahrsreisen zusammen, bei denen Oberitalien ein besonders beliebtes Reiseziel ist. Allerdings: Eine offizielle Reisewarnung liegt bislang nicht vor, und die braucht es, um Reisen einfach absagen zu können. "Wir versuchen, für unsere Kunden individuelle Regelungen zu finden", so Keller. Leider habe man es auch mit sehr ungehaltenen Kunden am Telefon zu tun, die jetzt schon wissen wollen, was im Mai, Juni oder Juli ist. Eine Prognose so weit voraus zu geben, sei zum derzeitigen Zeitpunkt allerdings nicht möglich. "Wir können nur innerhalb der jetzigen Situation agieren", sagt der Geschäftsführer. Am Telefon sei es für seine Mitarbeiter eine Herausforderung, die teils sehr aufgeregten Menschen zu beruhigen. "Das grenzt teilweise schon an Hysterie."

Einschätzungen auf längere Sicht sind derzeit unmöglich

Keller kann verstehen, dass vielen Menschen – unabhängig von der konkreten Gefahrenlage im jeweiligen Zielort – jetzt nicht nach Reisen zumute ist. "Reisen soll ja etwas Schönes sein, unsere Kunden sollen verreisen wollen, nicht müssen", sagt er. Deshalb versuche man, Kulanzvorschläge zu machen und eine gute Lösung für beide Seiten zu finden. Man gehe derzeit aktiv auf die Kunden zu. Auch Hauser-Reisen sei wiederum an die Verträge mit den Partnern vor Ort gebunden, sofern keine Reisewarnung vorliegt. Damit bleibe das Unternehmen auch auf den Kosten sitzen. Für die Partner in Italien sei die Lage derzeit unglaublich hart. "Die sind wirklich fast am Weinen."

Abgesehen von Italien mache die Reiseangst vieler Menschen kaum Halt vor irgendwelchen Zielen. Keller hofft auf Verständnis, dass längerfristig keine Auskunft über die weitere Entwicklung und die Reisen der nächsten Monate gegeben werden kann. "Niemand weiß derzeit, wie sich die Lage entwickelt."

Auf der Homepage informiert das Unternehmen täglich aktuell über das Thema Reisesicherheit und gibt Informationen zu bereits gebuchten Reisen. Man sei außerdem im stetigen Austausch mit dem Robert-Koch-Institut und dem Ministerium, um die jeweilige Lage einschätzen zu können.

Kellers persönliche Prognose? Damit tut er sich schwer. "Hoffen tun wir alle", sagt er. Der Geschäftsführer hofft zumindest, dass die Menschen bald wieder ihren Urlaub genießen wollen und können – und sich nicht auf lange Sicht zu Hause einigeln. Die Branche tut zumindest alles, um die Krise bestmöglich abzufangen.