Markus Klausmann (links) erhält die Urkunde und Plakette "Schwalbenfreundliches Haus" von Roland Fischinger überreicht Foto: Nabu Foto: Schwarzwälder Bote

Auszeichnung: Markus Klausmann hat ein "Schwalbenfreundliches Haus" / Nachahmer dringend gesucht

Noch kennen wir Schwalben vor allem als Flugkünstler. Doch in Deutschland gibt es sie immer seltener. Mit der Aktion "Schwalbenfreundliches Haus" will der Nabu diesem Trend entgegenwirken.

Kreis Rottweil. Die Naturschutz-Organisation zeichnet bundesweit Menschen aus, die an ihren Häusern die gefiederten Glücksbringer willkommen heißen.

Jedes Jahr im April und Mai kehren Mehl- und Rauchschwalbe aus ihren afrikanischen Überwinterungsgebieten zurück, um in Dörfern und Städten zu brüten. Mit ihrem fröhlichen Gesang kündigen sie den baldigen Sommer an. "Wo Schwalben am Haus wohnen, geht das Glück nicht verloren", heißt es in einem alten deutschen Sprichwort. Doch so zahlreich wie früher sind die Schwalben nicht mehr. Ihre Zahl geht seit vielen Jahren zurück, auch in Tennenbronn.

Eine der Hauptursachen ist der Verlust an Plätzen, an denen sie brüten können. Außerdem sind ihre Nahrungsgrundlagen, die Fluginsekten, deutlich zurückgegangen, sagt der in dieser Thematik bewanderte Roland Fischinger vom Nabu Dunningen. In den Dörfern und Städten verschwinden außerdem zusehends Nester durch unbedachte Sanierungsmaßnahmen an Gebäuden. Häufig werden die Nester auch illegal beseitigt – und das, obwohl Schwalben streng geschützt sind und die Zerstörung ihrer Brutstätten unter Strafe steht.

Gleichzeitig werde die Landwirtschaft immer stärker intensiviert, die Anzahl der Höfe und Betriebe sinkt und sie unterliegen heute strengeren Hygieneanfor-derungen als früher. Moderne Viehställe und Scheunen bieten Schwalben oft keine idealen Nistmöglichkeiten mehr. Feldwege, Einfahrten und Dorfplätze werden immer häufiger gepflastert oder asphaltiert, sodass die Glücksbringer weniger Pfützen und das benötigte Baumaterial für ihre Nester finden.

Auf dem Oberjosenhof der Familie Klausmann in Tennenbronn gab es schon immer Rauchschwalben. Nach ersten erfolglosen Bauversuchen der Mehlschwalben im Jahr 2019 hat Markus Klausmann durch die Anbringung von Kunstnestern in diesem Jahr zwischenzeitlich 17 Mehlschwalbenpaare angesiedelt, die eine Vielzahl an Jungvögeln großziehen.

Neben den zehn Kunstnestern wurden auch sieben Naturnester von den Mehlschwalben selbst gebaut und das Baumaterial wurde von den Trittwegen der Kühe auf der Weide geholt, die Klausmann zeitweise noch bewässert hat. Die ganze Familie und viele Feriengäste erfreuen sich am Gesang und den Flugkünsten der bei uns häufigsten Schwalbenarten.

Es ist geplant, im Herbst ein Kotbrett für die Mehlschwalbenkolonie anzubringen, um auch dieses Problem besser in den Griff zu bekommen.

Für den Vorsitzenden des Nabu Dunningen, Roland Fischinger, war besonders der gesamtheitliche Ansatz der Hofbewirtschaftung mit verschiedenen Nutztieren und Feldfrüchten und die nur noch von wenigen Betrieben praktizierte Dreifelderwirtschaft interessant. Durch diese Bewirtschaftungsform ist die große Artenvielfalt in der Kulturlandschaft über Jahrhunderte entstanden, die allerdings in vielen Gebieten stark verloren gegangen ist.

Auf dem Hof finden sich auch viele andere Vogelarten und Fledermäuse, da das Nahrungsangebot im Umfeld offensichtlich sehr gut ist.

Markus Klausmann und der Nabu hoffen auf viele Nachahmer, denn durch Artenschutzmaßnahmen von möglichst vielen Bürgern und Kommunen könne der Rückgang der Schwalben eventuell gestoppt werden. Neben dem Anbringen von Nisthilfen oder der Anlage einer Lehmpfütze im Garten muss die Insektenvielfalt zum Beispiel durch die Anlage von Wildblumenwiesen gefördert werden. Dies ist in vielen Hausgärten, auf Firmenarealen, genauso wie in landwirtschaftlichen Betrieben möglich.

Menschen, die sich für Schwalben engagieren und an ihren Häusern willkommen heißen, können sich für die Auszeichnung "Schwalbenfreundliches Haus" bewerben. Dabei ist es gleich, ob es sich um ein Wohnhaus, Geschäft, Bauernhof oder ein Fabrikgebäude handelt.   Infos und ein Bewerbungsformular gibt es unter: www.NABU.de/schwalben