Verkündigung der Orgel
Zu einem geschlossenen, intonationssicheren Klangkörper wuchs der Gesamtchor in dem großen Werk "Im Anfang" für sechstimmigen gemischten Chor, drei Echostimmen und Orgelmeditationen auf. Günter Bialas hatte die Schöpfungsgeschichte 1961 geschaffen und darin die "Neuigkeit und Kraft der Sprache" von Martin Bubers Übersetzung in den Vordergrund gestellt. Neben dem Chor unterstrichen sieben Orgelmeditationen (Sebastian Küchler-Blessing) die "Verkündigung" der Schöpfungstage. An den Geschehnissen der einzelnen Schöpfungstage orientiert interpretierte der Chor in feingezogen langen Linien den Beginn des Schöpfungswerks. In höchster Stimmlage – noch übertönt in großer Klarheit vom ersten Sopran der drei Echostimmen – wurde die Entstehung des Lichtes am ersten Tag vorgetragen. Die sensiblen disharmonischen Stimmdiskrepanzen wurden von allen Sängern in klarsten Harmonieeinheiten aufgelöst. In den jeweils vor den sieben Tagen eingefügten Orgelmeditationen reflektierte Sebastian Küchler-Blessing die Schöpfungstaten mit hoher Präsenz und vielfältiger Registrierung der Orgel. Endete der erste Tag mit dumpfen Bässen und hell stakkati aufblitzenden Obertönen noch in einem langgezogenen Einzelton, wurden die folgenden Tage immer klangvoller zur Versinnbildlichung der Schöpfungsvielfalt.
Bialas verwendet in seinem Werk eine ausgesprochen hohe, monophone Tonlage. Das war seiner Absicht geschuldet, das Wort, die Sprache Bubers zu realisieren. Diesem Ansinnen entsprach der Chor: In großer Konzentration und Stimmensicherheit entwarf er unter der einfühlenden Leitung von Robert Göstl die sieben Schöpfungstage wie ein dichtestes Klangkonvolut in den Raum der Predigerkirche.
Ein tief beeindruckender "Anfang" ließ so – symbolisch verstanden – das Schöpfungswerk zum Jubiläum des Klassikfestivals Sommersprossen ganz im Sinne seines Indentanten Ingo Goritzki zu einem neuen "Aufbruch" wachsen.
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