Zur Verbesserung der Lehrerversorgung in Rottweil will der Gesamtelternbeirat den Schulträger stärker in die Pflicht nehmen. Symbol-Foto: © johoo – stock.adobe.com Foto: Schwarzwälder Bote

Bildungspolitik: Stellungnahme zur mangelhaften Versorgung mit Lehrern / Schulträger soll Anreize schaffen

Rottweil. Den Schulträger stärker in die Verantwortung zu nehmen – darin sieht der Gesamtelternbeirat (GEB) der Rottweiler Schulen eine Möglichkeit der Reaktion auf den Lehrermangel. Die Vorsitzenden Gabi Hils und Elke Reichenbach werben in einer Stellungnahme zur aktuellen Situation für das Werben um Lehrer und für das Schaffen finanzieller Anreize.

Lehrermangel an den Schulen in Rottweil sei seit mehreren Jahren Thema, sieht der GEB vor allem die Grundschulen sowie Schulen für Kinder mit besonderem Förderbedarf betroffen. Löcher würden mit so genannten Nichterfüllern gestopft, die zwar eine pädagogische Grundausbildung nachweisen müssten, aber keine ausgebildeten Lehrer seien. Sie leisteten wertvolle Arbeit in den Grundschulen, in der Betreuung wie in Lerngruppen, könnten laut GEB aber keinen Lehrer im Fachunterricht ersetzen.

"Die Statistik gaukelt uns vor, es falle in den Grundschulen kein Unterricht aus", heißt es in der Stellungnahme. Doch seien Grundschulen und Ganztagesschulen in Rottweil verpflichtet, die Kinder in einem bestimmten Zeitrahmen verlässlich zu betreuen. Ausfallende Stunden würden von Lehrerkollegen aus anderen Fachbereichen übernommen und tauchten in keiner Statistik auf. Auf die Folge machen Gabi Hils und Elke Reichenbach aufmerksam: "Lehrer schieben große Mengen an Überstunden vor sich her."

In Rottweil seien die Grundschulen momentan gerade so mit Lehrpersonal versorgt. Das heiße, sie können den Pflichtunterricht anbieten. Darüber hinaus gehende Angebote wie Schulchor oder Arbeitsgemeinschaften (AG) seien in der Planung des Kultusministeriums nicht vorgesehen. "Sie aber gehören unserer Meinung nach zur Bildung unserer Kinder unabdingbar dazu, um allen gleich Chancen und eine ganzheitliche Bildung zu bieten", mahnt der GEB. Treten unter den Lehrern zudem die ersten Krankheitsfälle auf, oder gehen Lehrer in Elternzeit, seien die Grundschulen in Rottweil unterversorgt, denn es gebe keine Personalpuffer.

"Wir als Vorstand des Gesamtelternbeirats der Rottweiler Schulen finden, dies ist nicht länger tragbar." Da das Land nicht ausreichend agiere, um den Beruf des Grundschulpädagogen attraktiver zu gestalten und auf die Schnelle keine Lehrer aus dem Hut zaubern könne, müsse der Meinung des GEB nach der Schulträger aktiver werden.

Es gelte, die Attraktivität der Stadt für neu zugezogene Grundschullehrer deutlich zu machen und zu erhöhen. "Denkbar sind für uns auch Anreize wie Dienstwohnungen, Tickets für den öffentlichen Nahverkehr und andere öffentliche Einrichtungen sowie Unterstützung bei der Integration in die Bürgergesellschaft", zählt der Gesamtelternbeirat in seiner Stellungnahme auf.

"Finanzielle Anreize und verstärkte Werbung am Seminar locken vielleicht auch angehende Gymnasiallehrer, nach dem Referendariat an einer Rottweiler Grundschule zu bleiben und sich entsprechend weiter zu qualifizieren." Dazu sollten Vertreter von Schulen, Eltern und Verwaltung gemeinsam schnellsten ein Konzept entwickeln und umsetzen.

Am 20. Oktober will der Landeselternbeirat mit der Aktion "Wir backen unseren Lehrer" auf den Lehrermangel hinweisen. Dabei sollen Eltern Lehrerfiguren aus Hefeteig backen und diese an die Vertreter der örtlichen Schulträger und des Kulturministeriums übergeben.