Harald Becker aus Spaichingen ist Direktkandidat der Tierschutzallianz. Foto: Kübler Foto: Schwarzwälder-Bote

Bundestagswahl: Kandidat der Tierschutzallianz fordert zweckgebundene Hundesteuer

Kreis Rottweil. Trotz des grauen Wetters ist auf dem Wochenmarkt in Spaichingen einiges los. Neben Gemüse, Käse und Fleisch gibt es an diesem Morgen noch ganz andere Kost: politische Diskussionen. Die Parteien sind mit Ständen vor Ort und auf Wählerfang. CDU, SPD, Grüne und FDP haben nebeneinander Stände aufgebaut, Wahlkämpfer verteilen Kugelschreiber, suchen Kontakt zu den Wählern.

Etwas versteckt hinter den großen Parteien stehen Harald Becker und Thomas Mosmann von der Allianz für Menschenrechte, Tier- und Naturschutz (kurz Tierschutzallianz). Die beiden sind das ganze Jahr über mit ihrem Stand unterwegs, an diesem Tag präsentieren sie sich speziell für die Bundestagswahl und den Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen.

"Es kommen viele Leute auf einen zu", sagt Direktkandidat Becker. Die Menschen wollten wissen, wofür die Partei stehe. Der Spaichinger hat darauf die Antwort: Tierschutz, Cannabislegalisierung Basisdemokratie, Armutsbekämpfung, gleiche Rechte für alle. "Das sind alles meine Themen. Für sie setze ich mich leidenschaftlich ein", sagt der 53-Jährige. Die Partei mit bundesweit rund 140 Mitgliedern positioniere sich im politischen Spektrum Mitte-links, erklärt Mosmann. Er ist Spitzenkandidat der Partei. Als Nischenpartei sehen die beiden Männer ihre Gruppierung nicht. Jede Partei habe klein angefangen. Zudem habe sich die Tierschutzallianz, die sich 2013 als Abspaltung der Tierschutzpartei gründete, thematisch breit aufgestellt.

In Bezug auf das Kernthema Tierschutz fordert die Allianz, dass die Massentierhaltung abgeschafft wird, genauso wie Wildtierhaltung im Zirkus. "Es ist Zeit, dass sich die Rechte der Tiere geschützt werden. Das sind auch Lebewesen", meint Becker. Der gelernte Koch fordert zudem, dass die Hundesteuer zweckgebunden erhoben wird. Das Geld soll seiner Meinung nach Tierheimen zu Gute kommen.

Cannabis-Thema lockt Mitglieder in die Partei

Viele ihrer Mitglieder habe zudem die Forderung einer Cannabis-Legalisierung angelockt, berichten Mosmann und Becker. "Wer einen Joint raucht, sollte nicht bestraft werden", sagt Becker. Cannabis sei wesentlich ungefährlicher als Alkohol, urteilt er. Der Konsum der Hanfpflanze gehöre zu den Freiheitsrechten der Menschen dazu.

Mosmann und Becker, beide bekennend homosexuell, finden mit ihren Anliegen nicht immer Gehör. Sie hätten wegen ihrer Sexualität auch schon mit Anfeindungen zu tun gehabt, erzählen die Männer. Mit Blick auf eine offene Gesellschaft meinen sie: "Da gibt es noch viel zu tun."

So fordere die Allianz etwa, dass homo- oder bisexuelle Männer regulär Blutspenden dürfen. Zurzeit müssten Schwule bei der Blutspende die Frage beantworten, ob sie in den vergangen zwölf Monaten Geschlechtsverkehr mit einem Mann hatten. Beantworten sie die Frage mit Ja, werde ihre Blutspende nicht verwendet.

Mit Menschen über solche Themen ins Gespräch kommen, sich auszutauschen, das sei sein Ziel, meint Wahlkreiskandidat Becker. Er hofft auf mindestens ein Prozent der Stimmen und sieht die Wahl als kleine Bewährungsprobe der Partei. Klar sei aber: "Zu verlieren haben wir nichts."

Leicht haben es die Wahlkämpfer jedenfalls nicht, die Konkurrenz-Stände werden auf dem Marktplatz besser frequentiert. Nur vereinzelt wagen sich Neugierige an den unscheinbaren Tisch der Tierschützer.