Der Interessenverband Gäubahn dringt auf einen raschen zweispurigen Ausbau. Foto: Kraufmann Foto: Schwarzwälder-Bote

Zugverkehr: Resolution zu zweigleisigem Ausbau verabschiedet / Bei Horb bald einen Schritt weiter

Von Armin Schulz

Gute Nachricht für die Gäubahn. Der zweispurige Ausbau der Strecke zwischen Horb und Neckarhausen ist kurz davor, die nächste Hürde zu nehmen. Ende Januar soll es den Planfeststellungsbeschluss geben.

Stuttgart/Oberndorf. Das sagte Kristian Weiland von der DB Netze AG, Karlsruhe, bei der Versammlung des Interessenverbands Gäubahn am Montag in Stuttgart. Der nächste Schritt wäre dann, dass sich Bund und Bahn über die Finanzierung einigen. Dies solle zügig geschehen, so Verbandsvorsitzender Guido Wolf (Justizminister, CDU). Er fordert, beim Ausbau der Relation zwischen Singen und Stuttgart "auf die Tube zu drücken".

Die Versammlung des Interessenverbands, in dem auch die Anrainer-Kommunen wie Rottweil, Oberndorf, Sulz und Horb sowie Landkreise wie Schwarzwald-Baar, Tuttlingen und Rottweil vertreten sind, verabschiedete eine Resolution im Hinblick auf das Bahnprojekt S 21, die Tieferlegung des Hauptbahnhofs in Stuttgart. Darin verlangt der Verband von den Projektpartnern, alles zu unternehmen, damit die Führung der Gäubahnzüge über Flughafen und Messe zugleich oder zumindest sehr zeitnah mit der Inbetriebnahme des Tiefbahnhofs erfolgen könne und alles zu unterlassen, was dies gefährde. Im Interesse der Fahrgäste auf der Gäubahn müssten die durch die S 21-Bauarbeiten entstehenden Beeinträchtigungen und Umsteigezwänge möglichst gering gehalten werden.

Genau das ist durchaus möglich, dass die Gäubahn in drei, vier Jahren in Richtung Stuttgart vorübergehend in Vaihingen endet und Fahrgäste dort auf andere Verkehrsmittel umsteigen müssen, um in die Stadt oder zu Flughafen und Messe zu gelangen. Das ist dann der Fall, wenn der Tiefbahnhof in Betrieb genommen wird, die Bauarbeiten und damit die Anbindung an den Bahnhof Flughafen/Messe jedoch noch nicht fertiggestellt sind. Der Vertreter des Landes-Verkehrsministeriums, Abteilungsleiter Gerd Hickmann, geht jedenfalls davon aus, dass die Durststrecke mehrere Jahre dauern werde.

Dabei haben Bahn und Land zuletzt viel daran gesetzt, die Attraktivität der Gäubahn für den Reise- und Pendelverkehr zu erhöhen. Mit dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember soll für die Gäubahn für die Dauer von zehn Jahren ein Interimsfahrplan gelten. Neue Züge (Intercity 2 und Talent 2) werden eingesetzt, für die IC-Verbindungen entfällt der Zuschlag für den Fernverkehr, sodass Nahverkehrstickets auch im Fernverkehr gültig sind, der Fahrplan wird an den überregionalen Fahrplantakt angepasst. Ab Ende 2019 soll das Reisen von Stuttgart nach Zürich in den IC2-Zügen auch ohne Umstieg in Singen möglich sein.

Immer klarer zeichnet sich ab, wie es mit der Panoramastrecke weitergeht. Sie ist Teil der Gäubahn. Sie umrundet in Halbhöhenlage den Stuttgarter Kessel im Norden und endet am jetzigen Kopfbahnhof. Mit Inbetriebnahme des Tiefbahnhofs ist sie nicht mehr Teil der Gäubahn. Der Streckenabschnitt soll jedoch weiterhin betrieben werden und später möglicherweise am Nordbahnhof in dort bestehende Relationen in Richtung Norden münden.

Unterdessen feilt das Verkehrsministerium an einem Zukunftskonzept der Gäubahn – mit einer Technologie, die vor 15 bis 20 Jahren noch in war, aber schon damals zu viel Verdruss führte: die Neigetechnik. Das Ministerium will damit mehr Tempo auf die Gäubahn-Strecke bringen. Die Deutsche Bahn indes hält von der Neigetechnik herzlich wenig, wie Sven Hantel, der Generalbevollmächtigte des Verkehrsunternehmens für Baden-Württemberg, in der Verbandsversammlung deutlich machte. Neigetechnikzüge könnten nicht wirtschaftlich betrieben werden. Notfalls, so der Vertreter des Verkehrsministeriums, werde das Land selbst tätig werden. Gedacht wird daran, mittels der neu gegründeten Landesanstalt zur Finanzierung von Schienenfahrzeugen Züge zu beschaffen und an interessierte Betreiber zu verleihen. Im Fernverkehr wäre das ein Novum, im Regionalverkehr ist das Praxis. Auch auf der Gäubahn. Die ab 10. Dezember eingesetzten Züge Talent 2 im Landesdesign gehören dem Land und werden der Deutschen Bahn zum Betrieb zur Verfügung gestellt.