Des Testturm in Rottweil hat es Fotograf Silas Stein angetan. Der 25-Jährige hat den Bau dokumentiert und ein eindrucksvolles Video geschaffen. Foto: Stein

Projekt von Fotograf Silas Stein sorgt für Furore. Tausende Klicks am ersten Tag.

Rottweil  - Es sind acht Minuten. Minuten, in denen fünf Jahre Arbeit stecken – und in die Silas Stein alles gepackt hat: Faszinierende Aufnahmen, neue Blickwinkel, überraschende Details und jede Menge Emotionen. Mit seinem Youtube-Video "Tower of Light Rottweil" sorgt der junge Fotograf jetzt für Furore.

Der 25-Jährige Rottweiler ist ein eher zurückhaltender Typ. Aber dass sein Video, das er am Donnerstagabend auf Youtube hochgeladen hat, gleich so einschlägt, das freut ihn doch ziemlich. Schließlich hat er fünf Jahre lang viel Zeit und Energie in sein Projekt gesteckt. Das Ergebnis wird im Internet schon jetzt bejubelt und tausende Male geklickt.

Was ihn all die Jahre über antrieb, ist klar: Seine Faszination für den Testturm. "Als ich 2015 das erste Mal an der Baustelle war und der Turm gerade mal zehn Meter aus dem Boden ragte, das sah so futuristisch aus, wie ein Ufo – einfach genial." Damals absolvierte er gerade seine Ausbildung bei Fotograf Ralf Graner in Rottweil – und sofort sei ihm klar gewesen, dass er den Bau fotografisch begleiten und daraus einen ganz besonderen Film machen will.

Was seither passiert ist, lässt sich für Laien bloß erahnen. Mehrere Hundert Male war Silas auf der Baustelle, bei Tag und Nacht, bei strömendem Regen, Schnee und sengender Hitze. Er nahm mit den Verantwortlichen von Züblin Kontakt auf, durfte schon im Rohbau ganz nach oben, fotografierte in einer Box am Kranhaken hängend in 200 Metern Höhe und schaute dem Kranführer über die Schulter. Nachts stieg er bei Gewitter aufs Göllsdorfer Dissenhorn für die optimale Perspektive oder stellte seine Kamera fünf Stunden auf ein Stativ, um mit hunderten Fotos einen Zeitraffereffekt zu erzielen.

Dass er zwischenzeitlich nach Hannover zog, machte das Projekt nicht gerade einfacher. "Ich habe ein Volontariat bei der Deutschen Presseagentur gemacht, aber ich bin natürlich zwischendurch immer nach Rottweil gefahren", berichtet er. Der Turm hat ihn trotz vieler spannender Einsätze in ganz Deutschland nicht losgelassen.

Als das 246-Meter-Bauwerk dann samt Hülle stand, wartete die größte Arbeit erst noch auf den 25-Jährigen: "Ich hatte am Schluss rund 3000 Gigabyte Material", schmunzelt Silas. Dabei war ihm klar, dass er den Film relativ kompakt machen will. "So acht Minuten, das gucken die Leute im Internet noch an", erklärt er. Das bedeutete Stunden über Stunden am Computer, Tausende Fotos sichten, bearbeiten, ineinanderfügen. "Mit dem Material hätte ich auch eine richtige Dokumentation über zwei Stunden machen können, aber das war nicht das Ziel. Ich wollte die Bilder wirken lassen. Und die Musik." Die reicht von sanften Klaviertönen bis zu dramatischen Klängen – und sorgt für Gänsehautmomente. Obwohl Beton und Stahl die Hauptrolle spielen, ist es ihm gelungen, in dem Video Emotionen zu transportieren. Und wenn da ein Arbeiter von hoch oben glücklich in die Kamera winkt, dann wird deutlich, dass der Turmbau für viele der Beteiligten eine ziemlich emotionale Angelegenheit war.

Mit dem Video Geld zu machen und es zu vermarkten hatte Silas Stein nicht im Sinn. Es soll für ihn und seine Arbeit stehen. Seit einem Jahr ist er als selbstständiger Fotograf tätig, hat Aufträge beispielsweise bei Eintracht Frankfurt, bei großen Unternehmen und arbeitet für Bildagenturen. Derzeit wohnt er zwar in Rottweil, aber der Umzug nach Frankfurt steht bevor. Den Turm wird er trotzdem noch ab und an besuchen. Und er hofft, dass er mit seinem Video den ein oder anderen mit seiner Faszination für den "Tower of Light" anstecken kann.