Dustin Schubert ist durch die Trauerarbeit gereift.Foto: Ralf Graner Photodesign Foto: Schwarzwälder Bote

Serie: Respekt vor intensiven Gefühlen prägt die Arbeit des selbstständigen Bestatters Dustin Schubert

Dustin Schubert gehört zu den Menschen, denen Trauernde in ihrem Schmerz als erstes begegnen. Er ist selbstständiger Bestatter und er weiß: "Trauer kennt kein richtig oder falsch."

Rottweil. In manchen Fällen hilft es, einfach nur am Tisch zu sitzen und gemeinsam die Stille auszuhalten. Andere Hinterbliebene haben Tausend Fragen. Wie läuft die Trauerfeier ab? Welche Kleidung ist angemessen? Wie gehe ich mit dem digitalen Erbe um? "Und keine Frage ist in dieser Situation zu viel", stellt Dustin Schubert, Betriebsleiter des Bestattungsinstituts Hafa in Rottweil, fest.

Und manchmal, auch das hat er in den rund sechs Jahren als selbstständiger Bestatter erlebt, finden sich in den ersten Stunden nach tragischen Schicksalsschlägen einfach keine Worte. "Dann gebe ich den Hinterbliebenen die Telefonnummer des Bestattungshauses, unter der ich Tag und Nacht erreichbar bin." Trauer lässt sich eben nicht in einen Acht-Stunden-Tag packen.

So vielfältig die Gefühle der Freude sind, so unterschiedlich sind auch die Trauer-Empfindungen, sagt der 33-Jährige. Der Respekt vor diesen intensiven Gefühlen leite und präge seine Arbeit als Bestatter. Besonders wenn es sich bei den Verstorbenen um Kinder und junge Menschen handele, könne aber jedes Wort falsch sein, weiß Schubert, der selbst Vater einer vierjährigen Tochter ist.

Droht der Verlust des geliebten Menschen den Trauernden komplett aus der Bahn zu werfen, empfehlen Dustin Schubert und sein Team die professionelle Unterstützung eines Psychologen. "Das ist nichts, wofür man sich schämen muss." Auch lokale Trauergruppen, die regelmäßige Treffs anbieten, können Anlaufstellen sein. In seiner Anfangszeit als Bestatter habe es durchaus Situationen gegeben, in denen er an seine Grenzen gekommen sei. Er habe den Ablauf eines Trauergesprächs genau im Kopf gehabt, wollte nichts vergessen, nichts übersehen. "Bis mir bewusst geworden ist, dass ich den Trauernden viel mehr helfe, wenn wir uns gemeinsam einfach auf die Situation einlassen, ihr Raum geben und das Gespräch gleiten lassen."

Schubert: "Manchen Trauernden hilft es, wenn ich sie daran erinnere, dass es noch viele Menschen gibt, die sie gerade jetzt brauchen. Anderen gibt ein strukturiertes Vorgehen nach dem Trauerfall den ersten Halt." Vielen, so seine Erfahrung, mache auch der Tod an sich keine Angst, wohl aber der Verlust eines Menschen und die damit verbundene Endgültigkeit.

Der tägliche Umgang mit dem Tod und der Trauer habe ihn reifen lassen, als Menschen, als Partner, als Freund. "Das geht den meisten in der Bestatterbranche so."

Der Tod zeige, wie wichtig die kleinen Dinge im Alltag sind, so Schubert, der auch ausgebildeter Altenpfleger ist. Man werde dankbarer, lebe bewusster. "Und ich schiebe nichts mehr hinaus, denn ich weiß, wie schnell alles vorbei sein kann."