Elektrobusse: Unternehmer Hans Keller will zweijährigen Modellversuch starten / Diesel fast ausgereizt

Im Januar 2018 hatte Hans Keller den Rottweiler Gemeinderäten einen Elektrobus vorgeführt. Die damals von Keller angesprochenen Probleme hinsichtlich der Wiederaufladung der Batterien, der Garantie oder des Wiederverkaufswerts hatten aber auch Fragezeichen gesetzt.

Rottweil. Seitdem muss sich auf diesem Sektor doch einiges getan haben, und so hatte der Ortsverein der SPD Rottweil den Busunternehmer zu einem Vortrag zu diesen Themen geladen. Keller erläuterte, welche Antriebsmöglichkeiten zur Verfügung stehen oder in der Entwicklung sind, worin die Vor- und Nachteile der herkömmlichen Dieseltechnik bestehen und warum er auf Elektrobusse setzen möchte.

Französisches Fabrikat

Überraschend für die Zuhörer war laut Pressemitteilung die Information, dass die neuesten Diesel-Busse mit Euro-6-Norm wohl technisch fast ausgereizt sind und sich als äußerst kompliziert herausgestellt haben. Die Abgasreinigung, die einen warmgefahrenen Motor voraussetzt, komme in den Rottweiler Tempo 20er- und 30er-Zonen nicht auf die nötige Reinigungstemperatur. Der Dieselbus benötige ein auf 48 Kilometer erhöhtes Tempo und rund acht Liter Treibstoff zum Freibrennen der Reinigungsanlage.

Stellt man den Dieselbus zum Beispiel am Friedrichsplatz ab, dann stoße der Dieselmotor beim Anlassen mehr Schadstoffe aus, als wenn er fünf Minuten im Leerlauf weiterläuft und dies trotz aller Filter- und Reinigungsanlagen. Andererseits sei die Dieseltechnik bewährt, der Anschaffungspreis mit einer Viertelmillion Euro nur halb so hoch wie bei einem E-Bus, sein Wiederverkaufswert klar, die Versorgung gesichert und die Werksgarantie bekannt.

Hans Keller möchte seinen Beitrag zur Reinhaltung der Luft in Rottweil leisten und ab April/Mai 2019 mit einem E-Bus in einem Pilotversuch über zwei Jahre hinweg die Wirtschaftlichkeit und die Praktikabilität im Alltagsverkehr erkunden. Die Anschaffung eines E-Busses französischer Herkunft kostet etwa 490 000 Euro. Die deutschen Hersteller hätten sich leider erst spät entschlossen, in diesen Sektor einzusteigen und lägen wegen der geringen Stückzahlen preislich noch bei 700 000 Euro, so Keller.

Mittlerweile geben die Hersteller 48 Monate Garantie, aber der Wiederverkaufswert sei immer noch nur halb so hoch wie beim Diesel-Bus. Aufgeladen werden soll der E-Bus nachts über Strom aus einem Blockheizwerk auf dem Berner Feld eventuell in Kooperation mit der ENRW. Das Laden über Nacht ist schonender. Erst der Pilotversuch wird weisen, ob Hans Keller seine Busflotte von 18 Bussen ganz auf E-Antrieb umstellen wird. Verwirklicht werden könne dies allerdings nur, wenn die Politik den E-Bussen in jeder Hinsicht klare Priorität einräumt, so Keller.

In der anschließenden lebhaften Diskussion zeigte sich Keller bestens informiert, schlagfertig und ließ keine der gestellten Fragen unbeantwortet.