Foto: Gukak Ensemble Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubiläumskonzert der Sommersprossen in der Werkstatt der Kunststiftung Erich Hauser

Das Rottweil Musikfestival "Sommersprossen" feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Das Festkonzert dazu beginnt am Donnerstag, 29. Juni , um 19 Uhr in der Werkstatt der Kunststiftung Erich Hauser.

Rottweil. Zur Aufführung kommt Musik auf koreanischen Instrumenten und Werke des koreanischen Komponisten Isang Yun sowie Ludwig van Beethovens. Einlass ist ab 18 Uhr.

"Ein Komponist kann die Welt, in der er lebt, nicht gleichgültig betrachten. Wo es Schmerzen gibt, wo es Unrecht gibt, will ich mitsprechen durch meine Musik." Menschlichkeit solle seine Musik ausdrücken, ihr dienen, dabei aber ganz aus sich und für sich sprechen. Als Isang Yun dies 1985 sagte, hatte der Deutsch-Koreaner, 1917 in Tongyông geboren, bereits einen langen Weg beschritten. 1943 von den japanischen Besatzern inhaftert und gefoltert, 1967 vom südkoreanischen Geheimdienst aus Berlin entführt und erst nach internationalen Protesten zwei Jahre später freigekommen, hatte Yun auf spezielle Weise aus den Sackgassen der musikalischen Nachkriegsavantgarde herausgefunden: Mit einer Synthese der Musik seiner Herkunft und dem, was er in der Nachfolge von Arnold Schönberg und Co., von Zwölftontechnik und Serialität, adaptiert hatte. Isang Yun starb 1995 in Berlin.

1987 entstand das Ingo und Johannes Goritzki gewidmete "Duetto concertante" für Oboe, Violoncello und Streicher – als Auftragskomposition für die Sommersprossen und im Festival uraufgeführt: Musik von weit atmender, unmittelbar erfahrbarer "Menschlichkeit". Das "Duetto concertanto" wird in diesem Jubiläumskonzert und zum 100. Geburtstag des Komponisten erneut erklingen, ebenso sein Konzert für Oboe und Orchester.

Neben Musik auf traditionellen koreanischen Instrumenten, wie der koreanischen Flöte, der sogenannten Daegeum, der Oboe (Piri) oder dem Schlagzeug (Janggo) schließt das Konzert mit Ludwig van Beethovens Symphonie Nr. 1 C – Dur op. 21. Beethoven hatte lange gewartet mit seiner ersten Sinfonie. Dann aber wurde es ein Paukenschlag, in dessen Folge er die Gattung zum Gipfel absoluter Musik formte.

Das zweite Konzert der Sommersprossen schlägt eine Brücke von der traditionellen koreanischen Musik über die europäische Musik der Wiener Klassik eines Ludwig van Beethoven hin zur Musik Isang Yuns, die er aus beiden Traditionen entwickelte. Es spielen Ingo Goritzki (Oboe), Johannes Goritzki (Violoncello), Yeon Hee Kwak (Oboe) sowie die Solisten des Gukak Ensembles Seoul: Sungwoo Ahn (Daegeum), Heechoon Cho (Janggo) und Jiyong Ahn (Piri).

Mit dabei ist auch die "Camerata Hanseatica", ein vielversprechendes und aufregendes Ensemble aus Polen, das schon in früheren Jahren bei den Sommersprossen zu Gast war. Seine Mitglieder sind junge talentierte Musiker der polnisch-baltischen Philharmonie und der Musikakademie Danzig. Das Orchester arbeitete mit internationalen Dirigenten wie Enrique Mazzola und Cheung Chau und Instrumentalsolisten wie Sebastian Hamann, Adam Kostecki oder Roland Szentpali zusammen, ist aber auch offen für interdisziplinäre Projekte, etwa mit Schauspiel oder zeitgenössischem Tanz. Zudem spielen die "Rottweil Festival Winds", eine Ensemble-Formation, die im Rahmen des Klassikfestivals Sommersprossen bläserische Aktionen in kammermusikalischen Programmen übernimmt sowie als "Harmonie" im kammerorchestralen Bereich fungiert. In diesem Jahr spielen: Elisa Goritzki (Flöte), Birgit Schwab (Flöte und Piccolo), Kerstin Grötsch (Klarinette), Julia Guhl (Klarinette), Gabor Meszaros (Fagott), Ondej Šindelář (Fagott), Daniel Lohmüller (Horn), José Alexandre Marques (Horn), Pavel Janecek (Trompete), Ilja von Grünigen (Trompete), Uschi Funk-Wichert (Posaune), Oliver Schmidt und Tomasz Flammer (Schlagzeug), Renata Walczyna (Pauke), Renie Yamahata (Harfe) und Bärbel Bühler (Oboe). Die Gesamtleitung hat Johannes Goritzki.

Weitere Informationen: www.sommersprossen-rottweil.de