Fast 9000 "original Rottweiler Narrenkleider" gibt es in Rottweil. Und es werden jedes Jahr mehr. Archivfoto: Schnekenburger Foto: Schwarzwälder Bote

Diskussion: Eine Woche nach der turbulenten Versammlung blickt die Narrenzunft positiv nach vorn

Der Redebedarf war groß, und am Ende konnte die Narrenzunft die Mitglieder nicht gänzlich von ihrer Satzungsänderung überzeugen. Doch eine Woche nach der denkwürdigen Versammlung im Kapuziner blickt der Narrenmeister positiv in die Zukunft.

Rottweil. Die Narrenzunft Rottweil, aber auch die Mitglieder haben einen regelrechten Diskussionsmarathon hinter sich. Vier Stunden dauerte die Vollversammlung, bei der sogar zwischenzeitlich das Bier ausging. Und obwohl die Mitglieder die vom Narrenzunft-Vorstand vorbereitete Satzungsänderung nicht vollständig schluckten (wir berichteten), zeigt sich Narrenmeister Christoph Bechtold eine Woche nach der Versammlung zufrieden.

"Mit einer Zustimmung von mehr als 80 Prozent haben wir ein Mandat, um das nationale Kulturgut ›Rottweiler Fasnet‹ an die nächste Generation weiterzugeben. Daher sind wir mit dem Gesamtergebnis des Abends sehr zufrieden", so der Narrenmeister auf Nachfrage.

Die Narrenzunft trennt ab dem kommenden Jahr Mitgliedschaft und Sprungteilnahme voneinander. Die Satzungsänderung macht’s möglich. Dafür wird neben dem bisherigen Ausschuss ein Mitgliederausschuss installiert. Allerdings wird der Vorstand wie bisher von den Mitgliedern und nicht – wie von der Zunftspitze vorgeschlagen – vom Ausschuss gewählt. In diesem Punkt hatten die Mitglieder auf ihr bisheriges Recht beharrt.

Der Abstimmung war eine lange und teils heftige Diskussion vorausgegangen. Ein gewisses Misstrauen gegenüber der Narrenzunft wurde spürbar. Bechtold drohte sogar, die "Vertrauensfrage" zu stellen. "Dass eine solche Satzungsänderung, die eine Modifikation der kompletten Vereinsstruktur beinhaltet, einen gewissen Redebedarf mit sich bringt, hat uns nicht überrascht. Wir wollten diese Diskussion über unsere Änderungsvorschläge. Alle Wortmeldungen und Anregungen waren für uns wertvoll", betont Bechtold im Nachgang. "Durch die Wertschätzung dieser Redebeiträge gelang es uns, die Mehrzahl der Versammlungsteilnehmer hinter uns zu vereinen. Nun können wir auf der Basis der vereinbarten Änderungen die Zukunft des Fasnetsbrauchtums im Sinne unserer Mitglieder gestalten."

Aufklärung statt Beschränkung

Die Narrenzunft hat die Satzung von einem Anwalt und einem Steuerberater prüfen lassen – auch, was die Gemeinnützigkeit des Vereins anbelangt. "Beide kamen zu der Überzeugung, dass einer Gemeinnützigkeit nichts entgegensteht."

Dass die Arbeit der Narrenzunft in den kommenden Jahren, ja, Jahrzehnten nicht einfacher wird, zeigt nicht zuletzt die aktuelle Diskussion um Werte- und Brauchtumserhalt in der Rottweiler Fasnet. Und auch die stetig wachsende Zahl der Narren wird von Zunft und Mitgliedern gleichermaßen mit Sorge betrachtet, wie bei der Versammlung deutlich wurde. Kommt man bei der aktuellen Zahl von 8941 eingetragenen Narrenkleidern irgendwann nicht mehr um eine Zulassungsbeschränkung herum?

"Eine Einschränkung der Zulassung führt unserer Ansicht nach zu keiner Reduzierung der an den Narrsprüngen teilnehmenden Narren", betont der Narrenmeister. Die Vergangenheit habe gezeigt, dass die Narren dann entweder ohne oder mit umgenähter Plakette (also von einem zugelassen Narrenkleid zu einem nicht zugelassenen Narrenkleid) teilnehmen. Unterm Strich würde dann die Qualität der Narrenkleider leiden, weil die Zunft diese nicht mehr abnehmen könnte. Eine weitere Sorge: "Zusätzlich wird Kleidlespekulanten dann wieder Tür und Tor geöffnet. Die Fasnet ist leider für einige mittlerweile zu einem Geschäftsmodell mutiert."

Also setzt die Narrenzunft weiterhin auf Aufklärung, statt auf Beschränkung – zum Beispiel bei den Infoabenden im Haus der Narrenzunft Hauptstraße 1 wie am 31. Januar ab 20 Uhr oder beim Kurs "Aufsagenlernen für Jugendliche" am Freitag, 1. Februar, von 17 bis 21 Uhr (Hauptstraße 1).