Abends um 19 Uhr läuten die Glocken von Predigerkirche und Münster in ökumenischer Verbundenheit zum Abendgebet. Foto: Hildebrand Foto: Schwarzwälder Bote

Coronavirus: Evangelische und katholische Kirchengemeinden gehen ökumenisch durch die Krise

Rottweil. In Krisen muss man zusammenhalten. Die beiden Kirchengemeinden, evangelisch und katholisch, in Rottweil sind ohnehin in guter Ökumene verbunden, und in dieser wolle man nun auch die derzeitige Krise meistern, betonen Pfarrerin Gabriele Waldbaur und Pfarrer Timo Weber im Telefoninterview.

"Wir müssen einen Weg finden, wie wir trotz der derzeitigen Gegebenheiten unsere ureigene Aufgabe, die Verkündigung und Seelsorge aufrechterhalten können", betont Gabriele Waldbaur, Geschäftsführende Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde.

"Wir haben uns in den vergangenen Tagen ausgetauscht, was wir gemeinsam anbieten können", informiert der katholische Stadtpfarrer Timo Weber, denn Gottesdienste sind bis auf weiteres untersagt. Und so werden ab sofort abends um 19 Uhr die Glocken der Predigerkirche und des Münsters zum Abendgebet läuten. "Wir legen allen unser Abendgebet, das wir als ökumenisches Zeichen sehen, ans Herz", betont Pfarrer Weber.

Gebetsvorschläge für die täglichen Abendgebete sind auf der jeweiligen Homepage der Gemeinde zu finden (www.ev-kirche-rottweil.de oder www.hl-kreuz-rottweil.de).

Glocken läuten zum Gebet

"In den Kirchen, die dann allerdings geschlossen sind, wird in dieser Zeit die Osterkerze brennen", so Weber weiter. "Jeder, der mitmacht, wird gebeten, eine brennende Kerze als Zeichen der Gemeinschaft und der Verbundenheit ins Fenster zu stellen", sagt Gabriele Waldbaur, die erklärt, dass man diese Aktion bundesweit streuen möchte.

In den kommenden Wochen werde dann die Homepage das wichtigste Medium sein, um mit der Gemeinde zu kommunizieren, so die beiden Theologen. Jeden Sonntag wird eine aktuelle Andacht mit Gedanken zum Predigttext dort bereitgestellt. "Die Glocken der Predigerkirche werden sonntags um 9.30 Uhr zur Andacht daheim einladen", informiert Gabriele Waldbaur. "Die Glocken des Münsters werden sonntags zur Gottesdienstzeit schweigen, da wir nicht möchten, dass die Leute vielleicht doch in die Kirche kommen", erklärt Pfarrer Weber.

Auch die weiteren Angebote der Landeskirche, beziehungsweise Diözese können über die Homepage abgefragt werden. "Sonntags kann über unsere Homepage auch die Messe aus dem Rottenburger Dom gestreamt werden", sagt Timo Weber, der ansonsten auch auf die Fernsehgottesdienste verweist, die im ZDF ausgestrahlt werden.

Beerdigungen im Freien

Hilfsdienste für alte und kranke Menschen bieten die beiden Gemeinden nicht direkt an, sondern verweisen hier auf das Angebot "Rottweil hilft" von der Stadtverwaltung. "Wir unterstützen das Angebot selbstverständlich, aber es ist wichtig, dass an einer Stelle die Fäden zusammenlaufen", so die beiden.

Beerdigungen finden im Freien in kleinem Kreis statt, Taufen und Hochzeiten sind abgesagt.

Während das katholische Pfarrbüro noch zu den üblichen Öffnungszeiten besetzt und erreichbar ist (nicht für Publikumsverkehr), sind die Sekretärinnen der evangelischen Kirchengemeinde auf Anweisung der Landeskirche im Home Office.

Die Pfarrer sind aber per E-Mail oder Telefon für die Seelsorge zu erreichen. "Wenn wir nicht persönlich rangehen können, dann bitte auch auf den Anrufbeantworter sprechen", ermuntert Gabriele Waldbaur, die versichert, dann schnellstmöglich zurückzurufen.  Auch der Schwarzwälder Bote bietet ab der kommenden Woche einmal wöchentlich, immer freitags, die Rubrik "Auf ein Wort" an, in der die Pfarrer ihre Gedanken zum jeweiligen Predigttext mitteilen können.