Sind Aktionen wie "Stadtradeln" echte Lösungen? Symbol-Foto: © Halfpoint – stock.adobe.com Foto: Schwarzwälder Bote

Umwelt: Klimaschutzprogramm und Energieberatung sind Thema im Ausschuss / Spitzenjahr bei Beratungen

Mit gutem Beispiel vorangehen: Klimaschutzmanager Roland Stolarczyk und Rolf Halter von der Energieagentur berichteten im Kreistagsausschuss für Technik und Umwelt, was in Sachen Klimapolitik unternommen wurde und wo man noch hin will.

Kreis Rottweil. "Wir müssen das Bewusstsein für die Klimathematik erhöhen", hob Kreisrat Josef Günter (SPD) in der Sitzung eines der für ihn wichtigsten Ziele beim Thema Klimaschutz hervor. Man müsse zeigen, worauf die Welt zusteuere. "Man kann es mit einem Topf heißer Milch vergleichen, bei dem man nicht weiß, wann der Kipppunkt ist."

Um diesen möglichst lange hinauszuzögern, hat der Landkreis Rottweil bereits einige Maßnahmen ergriffen und nimmt zudem seit 2012 am European Energy Award teil. 2018 konnte man sich rezertifizieren.

Nun war es an der Zeit, das energiepolitische Programm für die kommenden Jahre festzuzurren. 55 Maßnahmen sind darin insgesamt aufgeführt, sechs wurden bereits umgesetzt, 21 werden aktuell in Angriff genommen.

"Alte" laufende Projekte sind unter anderem die Erstellung einer CO2-Bilanz, ein Klimaschutzteilkonzept für eigene Liegenschaften, die Umrüstung der Beleuchtung auf LED-Technik und die Umstellung des Fuhrparks auf emissionsarme Fahrzeuge.

Zudem habe die Aktion "Stadtradeln" stattgefunden, bei der 536 Personen zugunsten des Klimaschutzes das Auto stehen ließen und aufs Fahrrad zurückgriffen. Franz Moser (CDU) wollte nicht unken, meinte aber, mit dieser Aktion habe man eher die Freizeitradler als die Berufspendler angesprochen. Generell sehe er viele Maßnahmen zum Thema Öffentlichkeitsarbeit, aber wenige echte Lösungen.

Zu solchen gehören etwa Maßnahmen, um mehr Menschen zum ÖPNV zu bringen – ein Ziel, das Stolarczyk formuliert hatte. Deshalb soll ein ÖPNV-Tag stattfinden. Zudem gehören Maßnahmen zum Thema klimaneutrale Veranstaltungen, das Überdachen von Flächen mit Photovoltaik-Anlage, die Einführung des OEW-Infrastrukturmasterplans, Gratis-WLAN in Bahnhöfen und die Einführung eines Förderprogramms für Energie- und Klimaschutzvorhaben in Haushalten, bei Vereinen und im Gewerbe zu den neuen Zielsetzungen. Stolarczyk stellte daraufhin Möglichkeiten zur Klimaneutralstellung des Fuhrparks vor, etwa den Humusaufbau. Der Landkreis könne Zertifikate kaufen, damit Landwirte den Humusgehalt auf ihren Flächen steigern und sich somit die Biodiversität erhöht. Eine solche Maßnahme koste den Kreis jährlich etwa 4800 Euro.

Immer etwas zu optimieren

AfD-Vertreter Horst Niehues warnte bei all den Maßnahmen vor einer Hysterie. "Die Welt geht morgen nicht unter. Veränderungen sind gut, aber sie sollten mit Maß geschehen." Kleine Verbesserungen seien wichtiger als große Aktionen, die viel kosten, aber wenig bringen, meinte er. Das energiepolitische Programm wurde einstimmig beschlossen.

Es folgte ein Bericht von Rolf Halter von der Energieagentur-Niederlassung in Rottweil. 238 Mal wurde das Angebot der kostenlosen Erstberatung in diesem Jahr wahrgenommen, schilderte er. 821 Beratungen habe es insgesamt gegeben.

Zudem fanden 333 Vor-Ort-Checks statt, die zwischen drei und zwölf Stunden dauerten. "Bislang haben wir bei jeder Heizungsanlage Optimierungspotenzial gefunden", meinte Halter, dass die Checks immer sehr aufschlussreich seien.

Bei den Energie-Checks kooperiert die Agentur unter anderem mit der Stadt Oberndorf. Diese übernehme 30 Euro je Check für den Bürger und habe insgesamt 1500 Euro für diesen Posten eingestellt. Die Stadt sei unter allen Kooperationspartnern auch der mit den meisten Checks. Generell habe man in Sachen Beratungen ein Spitzenjahr gehabt.

Josef Günter erkundigte sich nach der Wirkung der Beratungen. Diese sei äußerst hoch, so Halter Die Solarwärmechecks in der Region durch die Energieagentur machten bis zu 25 Prozent von ganz Baden-Württemberg aus.

Franz Moser wollte wissen, ob sich der Anteil der Ölheizungen bei den Bürgern verändert habe. Halter antwortete, dass die Zahl bis zu 20 Prozent nachgelassen habe. Der Trend gehe deutlich zur Gasheizung oder einem Pelletofen.