Thomas Haßler gibt bei seiner Führung vielfältige Einblicke in das römische Leben. Fotos: Siegmeier Foto: Schwarzwälder Bote

Geschichte: Thomas Haßler begeistert Zuhörer mit Führung auf dem Römerpfad / Zeitreise gewährt interessante Einblicke

Vor etwa 1900 Jahren war es, als die Römer nach Rottweil kamen. Manch keltischer Bauer mag wohl gestaunt haben, als plötzlich gut 5000 bis 7000 Mann aus römischen Landen aufmarschierten.

Rottweil. Wie es damals in Arae Flaviae wohl zugegangen ist, erzählte Thomas Haßler am Sonntag bei einer spannenden Führung. Das Römerbad, das Orpheusmosaik, die kleine Herkulesstatue, Terra sigillata und Sitzstufen des einstigen Theaters – Spuren der Römer, die vor gut 1900 Jahren in Rottweil siedelten, gibt es so einige, die meisten wohl in der Römerabteilung des Dominikanermuseums.

Doch wo war eigentlich die römische Stadt, wie sah sie aus und was gab es dort alles? Um all diese Fragen um das römische Rottweil beantworten zu können, hat sich in der Altstadt – dem einstigen Standort der römischen Siedlung – der Bürgerverein der römischen Geschichte angenommen und mit großer Unterstützung dort einen Römerpfad installiert.

Unter dem Titel "Arae Flaviae – eine Stadt wie Rom" nahm Thomas Haßler die Interessierten am Sonntag mit auf eine gut zweieinhalbstündige Zeitreise auf dem Römerpfad.

Am Römerbad, der allerdings nicht Bestandteil des Römerpfades ist, erklärte Haßler zum Auftakt, warum die Römer überhaupt nach Rottweil gekommen seien, war doch das Gebiet um 72 nach Christus noch gar nicht Teil des Römischen Reiches. Doch die Truppen bauten offenbar eine Straßenverbindung, die von Straßburg direkt an die Donau führte.

Ein weiteres Römerbad unter der Pelagiuskirche

Vor den Kastellen zwischen Neckar und Prim, in denen zwischen 5000 und 7000 Soldaten gelebt haben sollen, entstand im Laufe der Zeit auch eine Zivilsiedlung, denn mit den römischen Soldaten seien auch Siedler ins Land gekommen – "Wirtschaftsflüchtlinge", wie Haßler erklärte. Keltische Einwohner Galliens, die arm waren, seien beispielsweise in neue Provinzen gezogen. Haßler schilderte eindrücklich, wie es in den Kastellen ausgesehen haben könnte und wie die Straßenführung seinerzeit war.

Nach der ersten Station am Römerbad ging es hinunter an den Neckar und zur Pelagiuskirche – einem weiteren wichtigen Punkt des römischen Rottweils. Unter der Pelagiuskirche verbirgt sich ein weiteres Bad, von dem heute noch die Hypocaustanlage, also die Fußbodenheizung, zu sehen ist. Auch der Brunnen am Eingangsportal der Kirche ist aus römischer Zeit. Das Wasserbecken, Labrum, soll offenbar einst im Römerbad gestanden haben. Wie und warum es an diesen Ort kam, ist offen.

Bei der Erweiterung der Pelagiuskirche im Jahr 1899 wurde das Labrum im Boden gefunden. Am städtischen Betriebshof ist das Lagerleben auf großen Tafeln eindrücklich dargestellt.

Bauern fördern alte Relikte zu Tage

Haßler schilderte anhand der Abbildungen vielfältige Details des römischen Lebens und wie man im Laufe der Jahrhunderte immer mehr Spuren aus dieser Zeit entdeckte.

Immer wieder hätten Bauern beim Umpflügen ihrer Äcker in der Altstadt Relikte aus der Römerzeit zu Tage gefördert. So habe man die Altstadt als einen "Platz, an dem man der Heiden Pfennig find‘" bezeichnet. Bis heute könne man hier, vor allem im Herbst, auf den umgepflügten Äckern fündig werden, so Haßler. Wenige Meter neben dem Bauhof, bei der Firma Mielnik, hängt nahezu in Originalgröße die Abbildung des Tempels – und man gerät ins Staunen ob der einstigen Pracht der Stadt. Direkt hinter dem Tempel soll das Theater gewesen sein, das gut 4000 Leuten Platz bot. Zwei antike Sitzstufen des Theaters sind noch im Dominikanermuseum zu sehen.

Weitere römische Spuren gibt es an der Mauer des Hofguts Hochmauren zu entdecken, denn hier wurde so mancher römische Stein verbaut.

Gut zweieinhalb Stunden dauerte die kurzweilige Zeitreise durch Arae Flaviae, die einmal mehr vielerlei Einblicke in das römische Leben gab. Der neue Römerpfad, der erst in den vergangenen Wochen fertiggestellt worden ist, kann auch auf eigene Faust erkundet werden. Start ist an der Pelagiuskirche. Kleine orangefarbene Amphoren weisen den Weg zur nächsten Station.