Elmar Funk setzte sich schon 1981 als 21-jähriger Stadtrat für Bäume in der Innenstadt ein. Foto: Alt Foto: Schwarzwälder Bote

Stadtpolitik: Elmar Funk ruft Aktion in Erinnerung / Grüne sammeln damals knapp tausend Unterschriften

Rottweil. Elmar Funk hat für das Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten in seinen Unterlagen gekramt. Die Schlagzeilen der Zeitungsartikel vom November 1981 lauten "Knapp tausend Bürger bekunden ihren Wunsch nach mehr Bäumen in der Innenstadt", und: "Innerstädtisches Grün – wo ist es geblieben. Die Grünen wollen wieder Bäume in der Stadt".

Mit dabei hat Funk außerdem eine Postkarte der Grünen-Aktion, auf der Bürger ihre Meinung zum Vorschlag hinterlassen konnten. Darauf abgebildet ist eine Ansicht der Hochbrücktorstraße aus dem Jahr 1925 – mit Kugelbäumchen, die die Straße säumen. Knapp tausend Unterschriften konnten die Grünen, für die Funk mit gerade einmal 21 Jahren im Stadtrat saß, sammeln. Sie wurden vor der Abstimmung dem damaligen Rottweiler Oberbürgermeister Ulrich Regelmann übergeben. Wenige Tage später brachte Funk seine Forderung im Stadtrat als Antrag ein. In diesem hieß es: "In einer Zeit, in der der allzu gute Ruf des Kraftfahrzeugeverkehrs immer noch zu wenig angekratzt ist, wird es immer wichtiger, Überlegungen anzustellen, wie man den negativen Auswirkungen auch breitenwirksam entgegentritt. Eine autokritische Politik zeichnet sich weder bundesweit noch im kommunalen Bereich ab, und deshalb müssen Anfänge gewagt werden, zum Beispiel gegen die Abgasbelastung und nicht zuletzt auch gegen die unsinnige Landverschwendung. Ein Mosaikstein solcher Zukunftspolitik wird die Erhaltung von altem Baumbestand und die Korrektur vergangener Sünden, das heißt vermehrte Neubepflanzung sein. Der Baum wird immer lebenswichtiger, und das gilt gerade für die Innenstadt." Die Themen waren wohl schon vor fast 40 Jahren die selben wie heute.

Freude über neuen Vorstoß

Damals scheiterte Funk mit seinem Vorstoß, der übrigens nicht in einer Allee bestand, wie auf den alten Bildern, sondern darin, Bäume überall dort zu pflanzen, wo ein Platzcharakter gegeben ist. Winfried Hecht beispielsweise, damals im Stadtrat für die SPD, monierte, dass die Bäume nicht historisch seien, erinnert sich Funk. "Aber was ist schon historisch? Ist Autoverkehr historisch? Sind Parkplätze historisch? Ich finde, man muss das ganz pragmatisch sehen."

Wie seine Chancen heute stehen würden? "Ich war ganz begeistert, als ich gelesen habe, dass die CDU das beantragt hat. Das wird aber auch diesmal nicht klappen", prophezeit Funk, wenngleich er den Erkenntniswandel in der CDU gutheißt. Aber auch diesmal lautet die Kritik am Bäumchen-Vorstoß, dass die historischen Fassaden beeinträchtigt werden könnten. Ein Dauerargument, das schon bei den Planungen für die Neue Rottweiler Mitte zog. "Von einer Begrünung durch Bäume, Hecken oder Rasenflächen wird mit Blick auf den historischen Charakter der Rottweiler Innenstadt abgesehen", heißt es in der damaligen Pressemitteilung der Stadt 2009, die den Beginn der Bauarbeiten ankündigte.

Funk kann diese Kritik nicht nachvollziehen. "Da sollen doch keine großen Kastanienbäume hin", sagt er kopfschüttelnd. Dass das mittlerweile auch der Geschichts- und Altertumsverein so sieht, könnte indes ein Zeichen des Wandels sein. Dessen Vorsitzender Harald Sellner steht – wie berichtet – der alten Idee in neuem Gewand offen gegenüber. Bäume dürften das Stadtbild nicht dominieren, sagt er – das taten sie auch 1925 nicht.