Beatrice Siegel mit dem Flyer für das 2019er-Programm von "Lachen besiegelt" Foto: Alt Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: "Lachen besiegelt" im Musikpavillon geht ins vierte Jahr / Hochkaräter mit Wortwitz und Tiefgang

Ohne sie wäre die Rottweiler Kulturlandschaft ein gutes Stück kleiner: Beatrice Siegel brennt für das Kabarett und führt daher auch 2019 in Zusammenarbeit mit der Konrad-Witz-Schule die Reihe "Lachen besiegelt" im Musikpavillon fort.

Rottweil. Man könnte meinen, Beatrice Siegel wäre mit jedem der Künstler verwandt, die sie für die von ihr iniziierten Kabarett-Reihe für 2019 gebucht hat. Peter Spielbauer, René Sydow, Anny Hartmann – sie alle hat Siegel nicht nur wegen ihres Bühnenprogramms ausgewählt, sondern – und das ist das Besondere – weil sie menschlich gut miteinander können. Denn das ist Voraussetzung, wenn am Morgen nach der Vorstellung besagter Kabarettist bestenfalls im Schlafanzug bei Siegels am Frühstückstisch sitzt. Zumindest aber darf jeder, der bei "Lachen besiegelt" auftritt, im Hause Siegel/Breuer übernachten – ein besonderes Bonbon sozusagen. Wer mit seinem Bühnenprogramm durch die Lande reist, weiß schließlich eine ordentliche Unterkunft zu schätzen, erzählt Siegel beim Redaktionsgespräch.

Die Frau mit den strahlend blauen Augen und dem gewinnenden Lächeln muss es wissen. Mit ihrem Mann, dem Kabarettisten Thomas C. Breuer, hat sie so manches schlechte Hotel von innen gesehen. Wer also glaubt, dass ein gewisser Promi-Status vor abrissreifen Hotels schützt, der irrt. Doch das ist eine andere Geschichte.

Seit etwas mehr als zwölf Jahren veranstaltet Beatrice Siegel die Rottweiler Kabarettreihe "Lachen besiegelt". Doch erst seit vier Jahren findet diese im Musikpavillon der Konrad-Witz-Schule (KWS) statt. Die Veranstaltungen dort kommen dem Förderverein der Schule zugute und den Schülern einer Kooperationsklasse, die für das Catering zuständig sind, wie Schulleiter Willy Schmidt erklärt. "Das ist eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten", betont er, wobei er mit "alle" auch die Stadt meint. Ohne die Veranstaltungsreihe im Musikpavillon sähe es in Rottweil in Sachen Kabarett ziemlich mau aus – den Ferienzauber ausgenommen.

Die kleine aber feine Bühne im Musikpavillon kommt übrigens bei Künstlern und Publikum gleichermaßen gut an – wobei es natürlich immer ein paar Gäste mehr sein dürften.

Zwischen 40 und 70 Besucher kommen je Veranstaltung. Damit es noch ein paar mehr werden, scheut sich Beatrice Siegel auch nicht, auf dem Wochenmarkt Flyer zu verteilen. Dann schlendert sie durch die Fußgängerzone und drückt jenen, die ihren Weg kreuzen, einen Flyer in die Hand. Siegel ist mit ihrer charmanten Art die beste Werbeträgerin für ihre Veranstaltungsreihe. Aber auch die Stadt wirbt für die Reihe, indem sie etwa bei Einladungen zu kulturellen Veranstaltung den Flyer für "Lachen besiegelt" mitschickt.

Das Siegel’sche Auswahlverfahren ist übrigens ein besonderes. Wegen der bereits erwähnten Übernachtungsmöglichkeit, kommt nur auf die Bühne, mit wem Siegel am nächsten Morgen auch gerne am Frühstückstisch sitzt. Außerdem muss der Künstler sein Bühnenprogramm selbst schreiben, darf also nicht nur Interpret sein – und er muss eine eigene politische Meinung haben, für die er einsteht. So wie Siegel selbst.

Wenn Thomas C. Breuer für Kabarett-Veranstaltungen gebucht ist, geht Siegel oft mit. Nicht nur, weil ihre Agentur "Brief und Siegel" ihren Mann unter Vertrag hat, sondern auch, weil sie dann nach potenziellen Kabarettisten für die gemeinsame Veranstaltungsreihe mit der MKS Ausschau hält. "Ich schaue dann, was der macht und ob die Chemie stimmt", sagt Siegel.

Also: Wer im Musikpavillon spielt, hat Beatrice Siegel künstlerisch und inhaltlich überzeugt. Die Kabarettisten sind Hochkaräter – viele preisgekrönt –, aber eben keine "Fernsehnasen", wie Thomas C. Breuer im neuen Flyer zusammenfasst. Die sind dann doch eher beim Ferienzauber zu finden.

Siegel jedenfalls weiß zu jedem Kabarettisten im neuen Programm etwas zu erzählen: René Sydow etwa, der am 2. Februar in Rottweil gastiert, ist Preisträger des "Goldenen Rottweilers" 2014. Der Kabarettwettstreit wurde zuletzt 2015 im Zimmertheater ausgelobt. Dass es ihn nicht mehr gibt, sei ein Verlust, bedauert Siegel. Die Auszeichnung sei gerade dabei gewesen, sich überregional einen Namen zu machen.

Das Zimmertheater war auch die erste Station von Siegels Kabarett-Reihe. Mit der neuen Intendanz wechselte der Spielort. Keine schlechte Entwicklung, wie Siegel auf Nachfrage betont. Sie schwärmt nach wie vor für das Genre. "Es ist einfach toll, was die Leute mit Sprache anstellen. Ich bin nach so einer Veranstaltung immer aufgefüllt mit Sprache." Kein Wunder also, dass die Kabarett-Liebhaberin als Künstlerbetreuerin bei einem Kabarettabend des Ferienzaubers ihren heutigen Mann Thomas C. Breuer kennengelernt hat. "Das hat einfach gepasst", sagt sie mit einem Lächeln.

Im kommenden Jahr wird Siegel einen neuen Weg gehen. Auch, weil ihr Mann kürzer treten möchte. Während Breuer im Unruhestand ist, will Siegel sich im Bereich Transaktionsanalyse ausbilden lassen. Der Bedarf in der Kabarett-Szene sei da, erzählt sie. Stress mit der Agentur, Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen – die Konflikte, die Künstler austragen müssten, kenne sie nur zu gut. Nach der Ausbildung könne sie Künstlern Hilfe zur Selbsthilfe bieten. Dem Kabarett will sie dennoch nicht den Rücken kehren. "Ich brenne fürs Kabarett", sagt sie. Und so werden auch künftig Siegels Künstler im Musikpavillon für Wortwitz, Ironie und Tiefgang sorgen.  Karten für die Kabarett-Reihe "Lachen besiegelt" gibt es vier Wochen vor der jeweiligen Veranstaltung in der Musikbox, Hauptstraße 47, oder ab sofort unter Telefon 0741/94 2 23 05 sowie an der Abendkasse ab 19.30 Uhr.