Carmen Spiegelhalder-Schäfer geht im Wahlkampf zurückhaltend vor. Foto: Kübler

Freie Wähler-Kandidatin Carmen Spiegelhalder-Schäfer über G 8, Vorratsdatenspeicherung und Privatisierung.

Kreis Rottweil - Bürgernahe Politik, Abgeordnete, die Präsenz zeigen, das fordert Carmen Spiegelhalder-Schäfer. Die Direktkandidatin der Freien Wähler will Volksabstimmungen und eine "Demokratie von unten".

Carmen Spiegelhalder-Schäfer eilt nicht von einem Termin zum nächsten. Die Direktkandidatin der Freien Wähler für den Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen meint: "Wähler gewinnt man nicht vor der Wahl." Sondern dadurch, dass man die richtige Politik mache.

Doch für welche Politik steht die Kleinpartei? "Wir wollen Demokratie von unten", erklärt die Schrambergerin. Und zwar mit Volksabstimmungen, bei denen jeder die Möglichkeit habe, abzustimmen. Beim Atomausstieg oder der Einführung des E10-Benzins seien die Bürger nicht gefragt worden – das mache sie wütend, so Spiegelhalder-Schäfer.

Gegen das G8

Die 52-Jährige hat beim Aufbau eines Infostandes in der Schwenninger Fußgängerzone selbst mit angepackt, danach heißt es: "Jetzt brauche ich eine Zigarette." Auch ihre Plakate habe sie selbst aufgehängt, mit Unterstützung anderer Wahlkreiskandidaten. Spiegelhalder-Schäfer, die die Rechtsabteilung einer Firma leitet, ist es wichtig, zu betonen: "Ich bin keine Einzelkämpferin." Die Partei bestehe aus einer Gruppe von Menschen mit Überzeugungen.

Am Stand wird schnell klar, dass die Meinungsvielfalt in der Partei groß ist. Die Direktkandidatin verdreht etwa die Augen, als ein Parteikollege vom Thema Flüchtlinge spricht. Er kritisiert Migration aus osteuropäischen Ländern. "Das zeichnet die Freien Wähler aus, dass man andere Standpunkte stehen und gelten lassen kann", sagt Spiegelhalder-Schäfer pragmatisch. Sie hält wenig vom Fraktionszwang und meint, dass Bundestagsabgeordnete lediglich ihrem Gewissen unterworfen seien.

Für wichtig hält sie, dass die Abgeordneten den Bürgern Rede und Antwort stehen, dass die Vertreter auch vor Ort präsent sind und nicht nur in Berlin. Die Politiker kümmerten sich nicht mehr richtig, lautet der Vorwurf der Schrambergerin. Das sehe man etwa bei der Talstadtumfahrung: Das Thema komme im Wahlkampf auch bei ihrem Konkurrenten Volker Kauder (CDU) zu kurz.

Kritik an Machtverhältnissen

Die Wahlkreiskandidatin spricht sich gegen Vorratsdatenspeicherung und auch gegen eine generelle Videoüberwachung aus. Auch die Privatisierung von Strom-, Wasser- oder Energieversorgung, das achtjährige Gymnasium (G8) oder das Anheben des Rentenalters sind ihr ein Dorn im Auge. In Bezug auf das G8 meint sie als Mutter einer 14-Jährigen: "Dieses eine Jahr fehlt den Schülern." Ihre Tochter sei nur noch am Lernen, habe kaum mehr Freiräume. Auch ihre Haltung zum Rentenalter hat mit ihrer Familie zu tun: Ihr Vater sei schwer arbeitender Handwerker gewesen, berichtet die Juristin.

Karrierefrau und Mutter Spiegelhalder-Schäfer kritisiert die politischen Machtverhältnisse, die sich etabliert hätten. "Da wird zu viel gemauschelt", sagt sie und spricht von Vetternwirtschaft. Warum sie sich bei den Freien Wählern engagiert? Die 52-Jährige erklärt, sie sei extrem freiheitsliebend. Da sei sie bei dieser Partei richtig.

Bis zur Bundestagswahl am 24. September stellen wir die Direktkandidaten im Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen vor. Hierzu haben wir Wahlkampfveranstaltungen besucht und mit den Parteimitgliedern gesprochen. Die Reihe wird am Donnerstag, 14. September, mit Reimond Hoffmann von der AfD fortgesetzt.