Sessel oder Bank? Die Studenten erläutern vor Ort Details zu ihren Entwürfen. Foto: Nädele

Das große Probesitzen beginnt. Prototypen der Möbelentwürfe vor der Kapellenkirche.

Rottweil - Eines ist gleich klar: Aus dem Modell "Kombo" will man eigentlich gar nicht mehr aufstehen. Sehr bequem. Die Bank "Ça Va" sieht dafür edel aus und und ist auch was für mehrere Leute. Und die "grüne Bank" ist ein Hingucker. Welches Modell soll es denn sein für die Innenstadt? Das große Probesitzen hat jetzt begonnen. Jeder kann abstimmen.

Bis zum 3. November testen

Vor dem Kapellenturm in der Hochbrücktorstraße versammeln sich am Donnerstagmittag die jungen Designer der staatlichen Akademie der Bildenden Künste, um gemeinsam mit Bürgermeister Christian Ruf und Jurymitglied Jürgen Knubben das große Probesitzen, das noch bis zum 3. November läuft, zu starten. Sie haben mit ihren Modellen, die es jetzt erstmals als Prototypen gibt, den Ideenwettbewerb der Stadt gewonnen. Die optimalen Nachfolge-Modelle für die bisherigen - sehr beliebten aber nicht sehr robusten - Palettenmöbel werden gesucht.

Am Donnerstag werden dann auch gleich Passanten von den neuen Möbeln magisch angezogen. Es wird gesessen, ausprobiert, und gefachsimpelt. "Die hier ist viel bequemer als sie aussieht", sagt eine Frau zur "grünen Bank", die eigentlich knallorange ist. Der Zusatz "grün" kommt vom integrierten Pflanzkübel, der gleichzeitig etwas Grün in die Hochbrücktorstraße bringen soll. Die seitliche Lehne lädt zum Relaxen ein und das Material aus dem Bootsbau ist angenehmer als erwartet. Da kann man schon mal sitzen bleiben.

Besondere Formen der Kommunikation

Allen Designern sind die besonderen Formen der Kommunikation besonders wichtig, sagen sie. Auf der langen Holzbank kann man entweder nah beieinander sitzen, oder etwas Distanz wahren. Die Lehnen sind flexibel einsetzbar. Man kann also auch den anderen den Rücken zudrehen - wenn man in der Mittagspause mal seine Ruhe haben will. Allerdings zeigt der Selbsttest: Nach einiger Zeit schmerzt der Hintern und angesichts der steilen Lehne hilft nur: schön aufrecht sitzen. Was ja nicht unbedingt schlecht sein muss.

Der Dreheffekt des Textilsessels macht besonders Laune - er ist in Sachen Bequemlichkeit wohl unschlagbar. Wenn die Lehne noch ein bisschen höher wäre, bestünde Gefahr, während der Stadtbummelpause in Tiefschlaf zu verfallen. Die Optik allerdings ist vielleicht nicht jedermanns Sache. Und wie robust ist so ein Textilstuhl? Ziemlich robust, sagen die Designer, die sich viele Gedanken über das Material gemacht haben.

Kosten noch nicht ganz durchkalkuliert

Jürgen Knubben, der voll des Lobes für die jungen Designer ist, könnte sich auch vorstellen, dass unterschiedliche Modelle an verschiedenen Standorten zum Einsatz kommen. Bürgermeister Ruf will das "nicht ausschließen". Die Möbel sollen zum Verweilen einladen und gleichzeitig praktikabel sein, sagt er, und hofft auf viele Meinungen von Bürgern zu den nun aufgestellten Prototypen. In das Wettbewerbs- und Auswahlprozedere sind bis jetzt rund 20.000 Euro geflossen. Was die Möbel letztendlich kosten, sei noch nicht ganz durchkalkuliert, so Knubben. Das kommt auch auf die Stückzahl an. Das Umfrageergebnis soll dem Gemeinderat zum Jahresende vorgelegt werden. Im Frühsommer, so Ruf, könne man sich dann Gedanken über die Umsetzung machen.