Die Mitglieder des Rottweiler Hospizdienstes denken über ihre ehrenamtliche Arbeit nach. Foto: Hospizdienst Foto: Schwarzwälder Bote

Leben und Tod: Ambulanter Hospizdienst befasst sich mit dem eigenen Tun / Musik ist ein Thema in der letzten Lebensphase

Die Mitglieder des ambulanten Hospizdienstes Rottweil sprachen über ihre Arbeit auf einer von ihnen organisierten Tagung in der Bildungsstätte Haus Lebensquell im Kloster Heiligenbronn bei Schramberg.

Rottweil. Die Einführung – den ersten Akkord aus der Musik des Lebens – leistete Ursula Switek, die Koordinatorin der Gruppe. Als Anregung für ihre 13 Textbeiträge diente ihr eine Zusammenstellung von Gesprächen, die der Autor Stefan Weiller in mehr als acht Jahren mit mehr als 100 Menschen in Hospizeinrichtungen führte. Dabei kamen diese Menschen dem Bericht zufolge auf ihrer Zielgerade des Lebens auch immer wieder auf Musik zu sprechen, die für sie in den letzten Stunden ihres Daseins von Bedeutung wurde.

So wechselten sich bei dieser Abendveranstaltung immer wieder Text- und Musikelemente ab. Eine solche Musik des Lebens muss nicht immer von einem Komponisten stammen, es kann auch mal ein Bratengeräusch sein, das ein Obdachloser in seiner dann doch erhaltenen Wohnung auf seinem Mobiltelefon aufgenommen hat. Jetzt, wo er im Hospiz ist und kein Fleisch mehr riechen mag, gibt ihm das brutzelnde, knisternde Geräusch ein bestimmtes Gefühl. Er drückt es so aus: "So klingt Heimat."

"Papa hat für Mia das Beten gelernt." So in einer anderen Geschichte. Besonders tief traf die Hospizbegleiter die Gespräche aus Kinderhospizen, denn beim Sterben gibt es nichts wegzulächeln. Auch wenn jeder der Anwesenden das längst wusste, so ist die erneute Vergewisserung doch immer wieder sehr heilsam für dieses verantwortungsvolle, ehrenamtliche Arbeiten.

Für den zweiten Akkord aus der Musik des Lebens lud das Team sich Elke Ramhofer aus Bruchsal ein, die in Kinesiologie (Bewegungslehre), Trauerbegleitung und Heilsamem Singen ausgebildet ist. Beim Heilsamen Singen, das selbst für "Gesangstraumatisierte" leicht möglich ist, werden einfache, kurze Lieder in verschiedenen Sprachen gesungen. Sie leben durch die Wiederholung und die Stille am Ende des Liedes. Diese Lieder wurden oft auch durch Gesten oder einfachste Bewegungsabläufe im eigentlichen Wortsinn verinnerlicht. Sowohl Begrüßungs- als auch Segnungszeremonien brachten die Gruppenmitglieder einander lächelnd oder strahlend näher und lockerten den Morgen auf.

Nach dem Mittagessen bildete der Film: "Kirschblüten und rote Bohnen" der japanischen Regisseurin Naomi Kawase den dritten und letzten Akkord. Das Schicksal von zwei Protagonisten, einer alten durch Lepra behinderten Frau und einem nahezu perspektivlosen jungen Mann bilden das Handlungsfeld. Das Drama endet mit dem Satz: "Auch wenn wir nicht werden, was wir wollen, so gibt es doch einen Sinn in unserem Leben."

Vielleicht das Fazit der Tagung als Fragen: Lassen sich das gute Leben und das gute Sterben planen? Und wie segensreich ist dabei die Musik? Jeder muss es für sich selbst beantworten.