Die Fraktion der Grünen fordert eine Asphaltierung des Jungbrunnenradweges in Rottweil. Dies hätte jedoch negative Auswirkungen auf die Natur vor Ort. Foto: Leinmüller

Jungbrunnenradweg sorgt für Diskussionen. RadNETZ-Konzept problematisch. Grüne fordern Asphalt.

Rottweil - Radwege gibt es etliche in Rottweil. Einer hat es besonders in sich: Der Jungbrunnenradweg erhitzte am Mittwochabend die Gemüter im Bauausschuss. In der Debatte kam sogar der Papst ins Spiel. Und hängt an diesem Radweg womöglich die ganze Mobilitätswende?

Diesen Eindruck vermittelte zumindest Grünen-Stadträtin Ingeborg Gekle-Maier einigen am Ratstisch. Sie warf den Kollegen der anderen Fraktionen indirekt vor, die Belange der Radfahrer nicht ernst genug zu nehmen, wenn sie den Antrag der Grünen ablehnen. In diesem fordert die Öko-Partei, den erst kürzlich mit einer wassergebundenden Decke sanierten Weg zwischen Göllsdorf und dem Naturfreundehaus zu asphaltieren. Nur dann entspreche er den Anforderungen an das RadNETZ-Konzept des Landes.

Nicht nur die CDU wollte die Grünen "davor bewahren, dass sie zur Betonfraktion werden" (Günter Posselt) – auch alle anderen Ausschussmitglieder sprachen sich gegen den Antrag aus. Für Martin Hielscher (FWV) ist schleierhaft, wie solch ein Antrag von den Grünen kommen kann. Der Weg sei seit seiner Sanierung und Nachverdichtung mit feinerem Schotter gut befahrbar.

Winterdienst im Wald?

Wenn er asphaltiert werde, müsse man laut Vorgaben des RadNETZ-Konzepts sogar Winterdienst machen. "Und dann schütten wir in den Wald noch jede Menge Salz?"

Jürgen Mehl (SPD) betonte, dass er die Anforderung "schnell und durchgängig" für den Radweg nicht nachvollziehen könne. Man müsse eben nicht schnell fahren, sondern könne die Natur genießen. Und allen, denen der aktuelle Zustand des Weges mit dem einem recht stark geneigten "Dachprofil" zur Ableitung des Wassers nicht ganz gefällt, machte CDU-Sprecher Posselt Hoffnung: Auch der entsiegelte Weg zwischen Hausen und dem Bettlinsbad habe sich nach einiger Zeit deutlich nachverdichtet.

Oberbürgermeister Ralf Broß sprach angesichts des Grünen-Antrags gar von einem "Schildbürgerstreich". Schließlich war der bei Ausflüglern beliebte Forst-, Rad- und Fußweg 2009 teilentsiegelt worden, wofür die Stadt begehrte Ökopunkte erhielt. Wie Bürgermeister Christian Ruf erinnerte, kostete die Maßnahme 80.000 Euro. Massive Ausschwemmungen hatten danach allerdings erneut für einen schlechten Zustand des Weges gesorgt. Eine weitere Sanierung erfolgte in diesem Jahr. Weil die Ausführung mit grobem Schotter für Entsetzen bei Radfahrern sorgte (wir berichteten), wurde nochmal nachverdichtet.

Dass sich etliche Stadträte nun über die Befahrbarkeit des Weges äußerten, verleitete Ingeborg Gekle-Maier zu der Aussage, das sei, "wie wenn der Papst über die Pille spricht". Sie bezweifelte, dass viele überhaupt dort schon unterwegs gewesen seien, was für ordentlich Unmut sorgte. Martin Hielscher verbat sich diese "arrogante" Pauschalaussage. Er selbst sei den Weg schon mehrfach mit dem Rad gefahren, auch Hubert Ernst von der CDU hatte die Sache – wie einige andere – vor Ort in Augenschein genommen.

Gefälle gefährlich

Grünen-Stadtrat Jochen Baumann erklärte letztlich , dass er den Antrag zurückziehen werde – dennoch müsse am Radweg nachgebessert werden. Dieser sei durch das starke Gefälle viel zu gefährlich. Auch die Löcher im alten Asphalt vor der Neubaustrecke (im Bild) müssten ausgebessert werden. Peter Schellenberg (FWV) riet dazu, die neuen, tiefen Gräben entlang des Wegs etwas zu verfüllen. Die Stadt wird sich das Ganze nochmal ansehen. Die Mobilitätswende soll daran jedenfalls nicht scheitern.