Im "kunst raum rottweil" im Rottweiler Dominikanermuseum zeigt die Ausstellungsgemeinschaft die Ausstellung "art informel". Foto: Schnekenburger Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Ausstellungseröffnung "art informel" im "kunst raum rottweil" / Malerei als Befreiungsakt

Zahlreiche Kunstkenner konnte Martina Meyr, Museumsleiterin der Stadt Rottweil, an der Eröffnung der Ausstellung "art informel" im Museum der Gegenwart "kunst raum rottweil"/Dominikanermuseum begrüßen.

Rottweil (hf). Zu den Leihgebern der Ausstellung zählte Meyr nicht nur die vier Partner des Kunstraums, sondern auch die Kunststiftung Erich Hauser, die Stadt Rottweil mit ihren Bildhauerzeichnungen und Privatsammler.

Kurator Jürgen Knubben setzte in seiner Einführung einen Schwerpunkt auf die Entstehungsgeschichte der zur Kunstrichtung des Informel zählenden Maler und Bildhauer. Die informelle Kunst war eine politische Neuausrichtung der Kunst nach den Zerstörungen und Schrecken des Zweiten Weltkrieges und der ihr vorausgehenden nationalsozialistischen Ideologie – die auch die Kunst negativ in ihrem diktatorischen Sinn geprägt und viele Künstler als "entartet" gebrandmarkt hatte.

Nach 1945 war in Deutschland auf dem Gebiet der Bildenden Kunst der absolute Nullpunkt erreicht, so Knubben in seinem historischen Rückblick. Und dieser Nullpunkt, "diese Zeit der absoluten Tiefpunkte in allen Bereichen der Politik, der Wirtschaft und der Kultur machte es erst möglich, einen Neubeginn zu wagen (...), Kunst in neuer Freiheit" entstehen zu lassen. Zeitgenössischen Strömungen aus den USA (der abstrakte Expressionismus aus den 1940er-Jahren mit Action Painting und Farbfeldmalerei) wurden aufgegriffen, so der Kurator, und verdichteten sich im Informel als dem Prinzip der Formlosigkeit. Informel stehe für mehrere Stilrichtungen der abstrakten Kunst in der europäischen Nachkriegszeit, so Knubben. Und prominente Informelle sind in der Ausstellung vertreten: Karl Otto Götz, Bernard Schultze, Emil Schumacher, Markus Prachensky, auch der frühe Erich Hauser und andere.

Die Malerei (ebenso die Bildhauerei) legte ihren Schwerpunkt auf das "prozesshafte Tun", "eine Haltung, die eine radikale Offenheit des Werkes als Prozess miteinbezieht". Der Malakt – als Befreiungsakt von ideologischer Einengung – stand im Fokus. "Diese den Menschen zugewandte Kunst lässt den Aufbruch sinnlich spüren, den die Künstler nach ihren leidvollen Erfahrungen in den Nachkriegsjahren gewagt haben", fasst Knubben zusammen.

Viele der ausgestellten Informelle hatten Bezug zu Rottweil – zu Forum Kunst (Kofferfest) und dem Edelstahlbildhauer Erich Hauser (Sammlung). So konnte aus den reichhaltigen Beständen eine überzeugende Ausstellung zusammengestellt werden, in exzellenter Hängung und Gegenüberstellung von Malerei und Bildhauerei.