Die Macher des Rottweiler Podcasts sind bereits ein eingespieltes Team am Mikrofon: Johannes Aiple (von rechts), Marie und Robert Hak Foto: Nädele Foto: Schwarzwälder Bote

Unterhaltung: Johannes Joo Aiple, Marie und Robert Hak geben Einblicke in ihre Podcast-Reihe

Ein Podcast aus dem beschaulichen Rottweil, der in 22 Ländern gehört wird? Anlass genug, mit den drei Machern ein Gespräch zu führen. In ihrem Studio schließen sie spontan für die Gäste der lokalen Tageszeitung ein Mikrofon an und nehmen das Ganze auf.

Rottweil. Zehn schalldichte Quadratmeter in einem umgebauten Tonstudio: Das ist der Raum, in dem der Rottweiler Podcast "Kleinstadtleben", eine Art Online-Radioshow, aufgezeichnet wird. Jede Menge Technik steckt in dem Raum, wo wir mit den Initiatoren Johannes Aiple, Robert und Marie Hak über ihr Projekt sprechen. Und zwar nicht nur ausgerüstet mit Stift und Papier, sondern über das vierte Mikrofon, das für die Sonderfolge spontan für die Besucher hinzugeschalten wird. Eine ungewohnte Situation für alle Beteiligten. Denn wir sind die ersten Studiogäste.

Nach kleineren technischen Hürden, die es zu überwinden gilt, wobei die Pause mit Brezeln und Kaffee überbrückt wird, geht das Frage-Antwort-Spiel los. Zunächst wollen wir wissen, wie sie auf die Idee kamen, einen Rottweil-Podcast zu starten. "Wir sind alle irgendwie Podcast-Fans, ich habe mir viele über Freizeit und Kochen angehört", sagt Marie. Bei Johannes ist es anders, er habe nicht so viel Podcasts gehört und sei von Robert angesprochen worden. "Ich hingegen verfolge seit 15 Jahren Podcasts", so der Rottweiler Robert Hak, der das Format einerseits als Bühne, aber auch als persönliches Medium sieht. Vor allem der Chaos-Computer-Club habe ihn beeinflusst.

Die drei Köpfe des Podcasts kennen sich schon lange. So ist Marie die Cousine von Johannes und die Frau von Robert. Robert sagt, er bearbeite Johannes mit der Idee schon, seit er ihn kenne. Zunächst habe er einen Skateboard-Podcast geplant, aber zusätzlich sei der Unterhaltungs-Podcast entstanden. Es sind "Gespräche, die entstehen, wie in einem Café", meint Marie. "Wie eine Kneipenunterhaltung", fügt Johannes hinzu, der sich vor der Aufzeichnung ein paar Gedanken aufschreibe, im Gespräch aber trotzdem spontan bleibt. Auch wir müssen an der ein oder anderen Stelle improvisieren.

Der Podcast verstehe sich laut Robert Hak als humorvolles Medium, das das Leben in einer Kleinstadt reflektiert, aber nicht als News-Show. Und: "Wir wollen die Kleinstadt nicht größer machen als sie ist", betont Hak. Inklusive der Auftaktsendung haben sie bisher drei Folgen aufgenommen. Thematisiert haben sie dabei, wie sie Weihnachten verbracht haben, welche Musik sie mögen und wohin es mit dem Format gehen soll. Auf der Straße werden sie oft darauf angesprochen. Das sei zwar schön, aber es gebe auch intime Momente, die auf einmal ein breites Publikum finden, bemerkt Johannes.

Marie schildert als Beispiel, wie sie in einer Sendung über ihren Schlaf gesprochen habe. Robert spricht von einem "Seelenstriptease", den sie mit ihrem Podcast manchmal hinlegen. "Das ist Fluch und Segen zugleich", sagt er. Damit bieten die Moderatoren zwar eine Angriffsfläche, aber echte Geheimnisse würde er in der Sendung nicht verraten, schmunzelt Robert Hak.

Auch über Rottweil hinaus findet der Podcast, der auf Online-Kanälen wie Facebook, Instagram, Spotify oder Itunes verbreitet wird, seine Hörerschaft. "Aus insgesamt 22 Ländern wird uns bisher zugehört", sagt Johannes Aiple. Unter anderem in der Schweiz, Frankreich, Slowenien, Sri Lanka, Mexiko und Irland wurden die ersten Folgen angehört. "Da sind viele Exil-Rottweiler dabei", weiß Robert auch aus dem Feedback, das sie erhalten haben. Leute, die mit ihrer Heimatstadt irgendwie verbunden bleiben wollen. So erreichen das Studio auch viele Mails aus ganz Deutschland (Berlin, Würzburg, Bremen).

"Das Podcast-Format ist eine Wissenschaft für sich", antwortet Robert auf die Frage, wo er sich die Kentnisse angeeignet habe. "Ich habe mich da im Urlaub eine Woche reingefuchst", schildert er. Die Technik, die dafür benötigt werde, habe er größtenteils schon gehabt.

In Zukunft wollen die Moderatoren auch Gäste einladen. "Attraktive Menschen mit einer Geschichte", schwebt Robert Hak vor. Etwa aus dem Vereinsleben, aus der Musikbox oder aus dem Kino. Auch zum Jazz-Fest denken die Moderatoren an ein Feature. "Wir behandeln heiße Themen in der Stadt, sie müssen aber nicht aktuell sein", betont Robert Hak, denn zwischen Aufnahme und Veröffentlichung liege meist etwa eine Woche.

Klar ist ihnen: Allzu politisch soll es dabei nicht werden. "Dass jeder seine Meinung vertritt, das ist schon wichtig", betont er. Eine Streit-Plattform wolle der Podcast aber auf keinen Fall bieten. Und: "Was wir sagen, sollte nicht auf die Goldwaage gelegt werden", lacht er. Schließlich seien sie kein öffentlich-rechtliches Medium. "Bestenfalls werden wir ein Zeitdokument, das es vielleicht ins Archiv von Winfried Hecht schafft", sagt Johannes Aiple abschließend über die Ziele der Podcast-Reihe, die künftig auch mit Bewegtbild-Beiträgen gefüttert werden soll. Am Samstag sind die Drei dazu mit der Kamera in Rottweil unterwegs – zum Brezel-Test für die neue Folge. Die Sondersendung mit dem Schwarzwälder Boten ist seit Freitagabend online.

Weitere Informationen:

www.kleinstadtleben-podcast.de