Das Logistikzentrum von Bucher-Stahl im Inkom kurz nach der Fertigstellung. Archiv-Foto: Otto Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Nach Bekanntwerden der Verhandlungsdetails "neues Inkom" sind Firmen verunsichert

Rottweil/Zimmern o.R. Der Druck wächst: Nachdem die Firma Hermle eine von Rottweil ins Spiel gebrachte Erhöhung der Gewerbesteuer für im Inkom angesiedelte Firmen kritisiert hat (wir berichteten), warnt auch die Firma Bucher vor einem Schnellschuss beim Steuersatz.

"Bei uns wird dieses Thema heftig diskutiert", sagt Geschäftsführer Axel M. Bucher am Telefon auf Nachfrage unserer Zeitung. Bucher führt zusammen mit Rudolf Ketterer die Geschäfte des in Rottweil ansässigen Stahlhandels. mit einem großen Logistik- und Bürogebäude im Interkommunalen Industrie- und Gewerbegebiet, kurz Inkom.

In gutem Glauben habe Bucher-Stahl dort in den vergangenen Jahren kräftig investiert. Da komme der Wunsch, den Gewerbesteuersatz in Zimmern an den Rottweiler anzupassen, zu einer Unzeit. Mit der Erweiterung des Inkom hätte auch der Gewerbesteuersatz von 340 auf 370 Prozentpunkte angehoben werden sollen.

Dreimal hat der Stahlhandel sein Lager-, Logistik- und Bearbeitungszentrum erweitert, dann ein markantes Bürogebäude gebaut, das zu Teilen auch vermietet werden soll. "Den Mietern haben wir den Zimmerner Steuersatz in Aussicht gestellt", sagt Bucher. Dass mit den Verhandlung um das "neue Inkom" nun "Knall auf Fall" am Gewerbesteuersatz geschraubt werden könnte, habe ihn "total überrascht." Er habe erst von dem Vorhaben erfahren, als der Schwarzwälder Bote darüber berichtete.

Dass Bucher sensibel auf den Rottweiler Vorstoß, reagiert, hat eine Vorgeschichte. Der Stahlhandel mit Sitz auf der Saline war unter anderem wegen der günstigeren Gewerbesteuer in Zimmern expandiert und nicht in Rottweil. Bürgermeister a. D. Emil Maser habe für den Standort im Inkom damals geworben. "Die Lage, die große, zusammenhängende Fläche, kaum Bodenbelastungen", zählt Bucher weitere Vorteile auf, die ausschlaggebend für die Standortwahl gewesen seien. "Wir werden uns dort weitere Investitionen gut überlegen müssen", sagt Bucher.

Die Gosheimer Firma Hermle, die vor zwei Jahren in einen Neubau im Inkom investierte, sieht nun die Verantwortlichen in der Pflicht: Benedikt Hermle, einer von vier vertretungsberechtigten Vorstandsmitgliedern bei der Maschinenfabrik Berthold Hermle AG sagt, dass sein Unternehmen mit dem Standort in Zimmern sehr zufrieden sei. Im Falle der avisierten Gewerbesteuererhöhung hätte man sich aber ein anderes Vorgehen der beiden Gemeinden Rottweil und Zimmern gewünscht. Mit ihnen habe niemand gesprochen. Hermle hätte es begrüßt, wenn man im Vorfeld Kontakt aufgenommen hätte.

Nachdem Hermle aus unserer Zeitung von den geplanten Veränderungen im Inkom erfahren hatte, hätten sie reagieren müssen, sagt Hermle mit Hinweis darauf, dass die Firma, mit Hauptsitz in Gosheim, eine Aktiengesellschaft sei und strengen Informationspflichten unterliege. Welche finanziellen Auswirkungen die Steuererhöhung von 340 auf 370 Hebesatzpunkte haben könnte, darüber wollte er aus Gründen des Betriebsgeheimnisses nichts sagen. Wie angekündigt, wird der Aufsichtsrat der Hermle AG am Mittwochmorgen zusammenkommen und über die Entwicklung im Inkom beraten.