"Freunde feiern Fasnet", ist das Motto des diesjährigen Narrentags. Am Wochenende leben die Narren des Viererbunds dieses Motto in Überlingen. Fotos: Schnekenburger Foto: Schwarzwälder Bote

Narrentag: Überlingen erweist sich als guter Gastgeber / Viel Publikum und ein besonderes Singspiel

An so einem Wochenende kommen einige Feste zusammen: Der Viererbund feierte seinen 20. Narrentag in Überlingen.

Überlingen/Rottweil/Oberndorf. Wenn es an einem Januarfreitagnachmittag am oberen Neckar auf die A 81 Richtung Süden geht, sind Ski und Snowboard auf dem Dach eher ein normaler Anblick. Diesen Freitag: Fehlanzeige. Statt der Skistiefel hat die Heckklappe jetzt einen Schantlekorb noch irgendwie ins Gepäckabteil gepresst, aus manchem Seitenfenster blitzt ein Stück Narrenkleid. Und selten wohl sieht man so viele Verkehrsteilnehmer mit "EM"-Kennzeichen wie an diesem Tag. Ziel ist nicht Montafon oder Tirol, sondern Überlingen. "Freunde feiern Fasnet", heißt es, Narrentag am See ist angesagt. Da zieht es die Narren aus Rottweil, Oberndorf und Elzach natürlich in Scharen hin. Auch die in "Zivil".

Sie werden bereits erwartet. Die Narrenzunft hat ganze Arbeit geleistet, und auch der "weltlichen" Gemeinde kommt der Narrentag im großen Jubiläumsjahr der Stadt natürlich entgegen. Da kann man sich großzügig zeigen. Immerhin beschert das Fest an den beiden Tagen insgesamt rund 40 000 Besucher. Etliche, die bereits am Freitagabend – und natürlich in die Nacht hinein – gefeiert haben, muss man noch dazu rechnen. Und obwohl um die 40 Besenwirtschaften das Angebot der Lokale in der Stadt ergänzen, wird es doch eng.

Bereits am Samstagvormittag ist auch das Publikum am Start. Auf der Hofstatt richtet die Zimmermannsgilde den Narrenbaum, der, von der Stadtkapelle begleitet, in einem kleinen Umzug hierher gebracht wird, auf. Routiniert, souverän – und ziemlich genau in einer Stunde ab Abmarsch. Übrigens dürfen auch Kinder mit anpacken. Früh übt sich. Und in Überlingen wird schon wieder getanzt. Wie so oft an diesen Tagen. Die Narreneltern drehen sich im Kreise, die Kapelle schunkelt, die Räte der Viererbund-Zünfte und das Publikum gleich mit. Die Rottweiler Ausscheller läuten den Narrentag aus.

Teil 2 – nach der Eröffnung der Ausstellung "Fasnet hoch 4" am Freitagabend in der städtischen Galerie – ist erledigt. Das soll nicht ein Abhaken der Programmliste bedeuten, sondern schlicht, dass auch dieser Teil des Narrentags gemäß dem Motto "Freunde feiern Fasnet" förmlich "gelebt" wurde. Zeit für eine Stärkung. Ob in der Unterkunft, an einem Imbissstand, in einer Besenwirtschaft, Café oder Lokal, möglicherweise auch dort, wo am See House-Musik wabert – das Angebot hat viele Gesichter.

Einige zieht es danach in den Kursaal. Dort laden die Überlinger zum Empfang. Die Narreneltern Thomas Pross und Wolfgang Lechler sprechen über die Gastzünfte, deren Narrenfiguren und die Fasnet, wie sie von den Gästen am Beispiel des jeweils jüngsten Narrentags dort erlebt wird. Regen und Bergtour ist Oberndorf, schwärzestes Tor, größter Turm, die meisten Narren und die kürzeste Umzugsstrecke Rottweil. Übrigens, wer sich bis dahin erst so langsam in den Narrentag findet, bekommt im Kursaal ein kleines Tuning verpasst: Natürlich spielt die Stadtkapelle auch den jeweiligen Narrenmarsch. Die Freunde zeigen erstaunliche Textsicherheit. Und dann gibt es noch einen besonderen Programmpunkt: Die Jugendkantorei führt ein Singspiel über den Hänsele auf, das nicht nur musikalisch und schauspielerisch ausgesprochen gelungen ist, sondern in dem man auch ein bisschen über die Fasnet und übers Leben lernen kann.

Und dann wird es schon Abend. Das Publikum postiert sich langsam an den bevorzugten Standorten, die Narren bereiten sich vor. Nachtumzug. Tolle Stimmung, viel los, zum Glück nicht so kalt wie 2017 in Rottweil. Bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt lässt sich nach rund drei Stunden Umzug auch auf der Gasse Zeit verbringen. Vor allem, wenn viele andere das auch machen. Da wird’s von selbst warm.

Punkt 9 Uhr heißt es dann aber fit sein. Die Narrenmesse mit der Narrenpredigt von Münsterpfarrer Bernd Walter findet großen Zuspruch. Nur ein paar Schritte weiter dann der Schwerttanz und schließlich das Konzert der Stadtkapellen. Schon wieder zieht es das Publikum in die Stadt. Der große Sonntagsumzug ist im Werden, während im historischen Sitzungssaal noch ein Empfang für besondere Gäste ist. Und dann geht’s los: Vorneweg die 750 Oberndorfer Narren. Hier wird 2023 der nächste Narrentag sein. Dann kommen die Elzacher Schuttig, die Rottweiler und schließlich die Gastgeber. Lange zieht sich der Zug vor den 20 000 Zuschauern durch die Innenstadt. Schon das empfinden manche als Fest.