Faoumar Dibbasey aus Gambia malt mit einer Kunstdozentin der Jugendkunstschule am Dschungel-Bild. Fotos: Cools Foto: Schwarzwälder-Bote

Jugendkunstschule "Kreisel" verschönert mit Flüchtlingen Treppenhaus der Gemeinschaftsunterkunft

Von Jasmin Cools

Rottweil. Trist und grau – so schmucklos hatte sich das Treppenhaus des Flüchtlingswohnheims in der Unteren Lehrstraße bisher gezeigt. Um einen Ort zu schaffen, an dem man gerne bleibt, veranstaltete die Jugendkunstschule am Samstag eine Kunstaktion, bei der Farbe ins Spiel kam und jeder Interessierte integriert werden konnte.

Konzentriert taucht Faoumar Dibbasey den Pinsel in die grüne Farbe und widmet sich dem Dschungel, an dem er gerade arbeitet. Im Hintergrund läuft Reggae-Musik, er selbst scheint ganz in Gedanken versunken. Der 21-Jährige aus Gambia ist einer der vielen Flüchtlinge im Gemeinschaftshaus in der Unteren Lehrstraße. In seinem Land hat er auch schon gern gemalt und findet die Kunstaktion deshalb gut. Von der Tiefsee bis in den Himmel ist das motivische Motto der Aktion. So kommt man als Besucher von einer bunten Unterwasserwelt in die Stadtlandschaft von Rottweil, den Dschungel, eine europäische Waldwiese, die Savanne, eine Gebirgslandschaft und den Himmel mit Vögeln und Heißluftballons. Zusätzlich entstand im hinteren Flur eine Kinderinsel, in der die Kleinen spielen und lesen können.

Unter der Anleitung von zwölf Kunstdozenten des "Kreisels" wurde gearbeitet. Das Ergebnis: wunderschöne, bunte Wandbilder, in die die Flüchtlinge aus 16 verschiedenen Nationen – etwa ein Drittel Afrikaner, Asiaten und Südosteuropäer – ihre ganze Energie stecken konnten. In einem anderen Zimmer wurden derweil Basecaps, Kissenbezüge und Tücher genäht. Draußen arbeiteten Männer und Kinder fleißig am Bau einer weiteren Unterkunft.

"Mit dieser Aktion wollten wir den Geist der Internationalität in das Gebäude bringen. Das Motto ›Mit Bildern sprechen‹ bedeutet Kommunikation im doppelten Sinne. Zum einen wird mit den Wandbildern gezeigt, in welchem Stockwerk man sich befindet, zum anderen können die Bewohner miteinander künstlerisch kommunizieren und sich selbst in der Kunst verorten", erklärte Friederike Hogh-Binder, Leiterin der Jugendkunstschule.

Ein Bild von der Aktion machten sich auch Bernhard Rüth, Vorsitzender des Fördervereins Jugendkunstschule und Amtsleiter Kultur beim Landratsamt Rottweil, sowie Claus Faber, Kunstbeauftragter vom "Lions Club" Rottweil. Der Club hatte 2002 eine Initiative zur Gründung der Jugendkunstschule ins Leben gerufen und fördert die Schule seitdem ideell und materiell. Zur Förderung von Kindern und Jugendlichen sei 2014/2015 der besondere Schwerpunkt der Unterstützung von Flüchtlingen dazu gekommen, so Rüth. Deswegen fördere man auch vermehrt Sprachkurse und Aktionen wie diese. "Die Kunst ist eine internationale Sprache, ein Verständigungsmedium der Kulturen", hob er die Bedeutung der Veranstaltung hervor. Spracherwerb sei der Königsweg der Integration. Das wisse jeder, der schon einmal im Urlaub Probleme gehabt hätte, sich zu verständigen.

Christoph Frank, Initiator des Freundeskreises Asyl, bezeichnete die Aktion als großartigste, seit es den Freundeskreis gibt. Das Engagement und Ausmaß der Kunstaktion habe seine Erwartungen übertroffen. Besonders begeistert sei er von der hingebungsvollen Arbeit der Bewohner sowie der Freude der Kinder.

"Das war mit Sicherheit keine einmalige Aktion", war sich Bernd Hamann, Leiter des Dezernates für Soziales, Jugend und Versorgung im Landratsamt Rottweil, sicher. Mit dieser Aktion habe man altersübergreifend Flüchtlinge vereint und ihnen nicht nur einen Platz zum Wohnen gegeben, sondern auch ein Stück Lebensqualität.

Auch Leiterin Hogh-Binder hob den Effekt der Kunst auf die Bewohner positiv hervor. Viele von ihnen seien in therapeutischer Behandlung und das Malen habe bei Manchen einen ähnlichen Zweck. Die Flüchtlinge seien voller Hingabe dabei, ihre eigene Nationalität in die Bilder miteinfließen zu lassen.

Dass die Bewohner ebenso begeistert von der Aktion waren, zeigte die Geste eines syrischen Bewohners. Er hatte sich einen Text überlegt, den er aufschreiben wollte, um Rottweil für die herzliche Aufnahme zu danken.