Kultur: Stuttgarter Kammerorchester eröffnet die diesjährige Reihe der "Rottenburger Konzerte"

Rottenburg. Ein bemerkenswert homogener Klangkörper und ein Solist, der im wahrsten Sinne aufhorchen lässt. Dergestalt präsentierte sich der Auftakt zur diesjährigen Reihe "Rottenburger Konzerte" mit dem Stuttgarter Kammerorchester (SKO) unter der Leitung von Yu Zhuang und Trey Lee am Violoncello.

Nach einem Grußwort von Julia Wendel als Leiterin der Geschäftsstelle des Kulturvereins Zehntscheuer ergriff Karl Friedrich Baur in seiner Funktion des Vereinsvorsitzenden das Wort und bekannte, dass das Stuttgarter Ensemble für ihn eines "der besten Kammerorchester" sei.

Als gute Akustikbedingung erwies sich für das Konzert der hohe, oben abgerundete Raum der Festhalle, in welche die Veranstaltung von der Zehntscheuer aus wegen der größeren Abstandseinhaltung verlegt wurde. Besagte Akustik machte sich gleich beim Auftakt bemerkbar, als der "Langsame Satz in c-Moll" von Anton Weberns (1883 bis 1945) erklang, einem Schüler Arnold Schönbergs (1874 bis 1951) und somit auch ein früher Vertreter der so genannten "Neuen Musik". Das Werk sticht in seiner Formgebung durch den Beginn der Auflösung von Tonalität hervor. Einem ruhig-verhaltenen Duktus folgend beeindruckte es durch manchmal wellenartige Klang- und Volumenverdichtungen im Tutti mit Phasen, in denen Violen und Violinen teils mit Celli und Kontrabass in imposant klingende Dialoge traten.

In der Formgebung konträr präsentierte sich Joseph Haydns (1732 bis 1809) stilistisch dem Spätbarock, aber auch der beginnenden Wiener Klassik verpflichtete, erst 1961 wieder entdeckte "CelloKonzert C-Dur". Das Werk wartet in seinem dreisätzigen Format durch einen ungemein hohen Anspruch an die Fertigkeiten des Solisten auf: Mit Griff- und Spieltechniken über das gesamte Tonspektrum, was der Cellist Trey Lee auswendig und gerne auch mit geschlossenen Augen regelrecht vollführte. Ein begeisterter Applaus war ihm sicher. Dann ging es weiter mit Astor Piazzolas stets gern gehörter "Oblivion". Zu Recht erhielt auch das Stuttgarter Kammerorchester ergiebige Ovationen. Mit einem Cello-Solo begann auch Johannes Brahms (1833 bis 1897) viersätzige "Streichersinfonie G-Dur op. 111", die vom Sujet her zumindest teilweise eine Ode an Walzerkönig Strauß darstellt und sich zudem im dritten Satz an ungarischen Volksliedern orientiert.

Im Gespräch mit der Konzertmeisterin des Stuttgarter Kammerorchesters, Ulrike Stortz, war Genaueres über deren Musikvermittlungsprogramm namens "SKOhr-Labor" zu hören. Das ist ein Projekt, bei dem Kinder und Jugendliche zur Musik hingeführt werden sollen und das auch in Rottenburg zum Zuge kam. Dazu wurden moderierte Anspielproben für vier Klassen der Grundschule Kreuzerfeld vorgeführt. Lange vor dem Konzert kamen die Kinder auch in die Festhalle, wo die Konzertmeisterin und ihre Kollegin Katharina Gerhard sowie weitere Musiker des Stuttgarter Kammerorchesters mit ihren Instrumenten die Kinder empfingen und eine Einführung gaben. Insgesamt kamen zu der Aktion rund 80 Schulkinder, die entsprechend motiviert dann auch sehr aufmerksam an der moderierten Anspielprobe der Musiker teilhaben durften.