Ursula Eisele anlässlich ihres 80. Geburtstags im Jahr 2014. Archiv-Foto: Ranft Foto: Schwarzwälder Bote

Nachruf: Ursula Eisele ist im Alter von 85 Jahren gestorben / Durch Zufall nach Süddeutschland gekommen

Rottenburg-Ergenzingen. Ursula Eisele ist tot. Die langjährige Kreis-, Stadt- und Ortschaftsrätin verstarb am Dienstag im Alter von 85 Jahren nach längerer Krankheit in ihrem Haus in der Alemannenstraße. Anlässlich ihres 85. Geburtstages, den sie im Frühjahr feiern durfte, sagte sie zu unserem Mitarbeiter "Das ist in der Presse wohl mein letzter Auftritt" und meinte zu der Frage, wie es ihr denn gehe scherzhaft: "Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde ›gut‹, aber Unkraut verdirbt nicht. Als gläubige Katholikin weiß ich zwar nicht, was der Herrgott noch mit mir vorhat, aber ich bin für jeden Tag dankbar, den ich noch erleben darf."

Geboren wurde Ursula Eisele 1934 in der Hansestadt Stendal in der Altmark. Innerhalb der Familie verbrachte sie dann einige Jahre in Usedom, dort erfolgte auch ihre Einschulung. Die Kriegswirren führten sie dann auf Umwegen wieder zurück in das Haus der Großeltern nach Stendal. Dort machte sie ihr Abitur und lernte am Gymnasium ihren späteren Mann, Klaus Eisele, kennen. Nach dem Abitur arbeitete Eisele in der Kreditabteilung einer Bank und erlangte den Abschluss zur Bankkauffrau in Abendkursen. 1958 wurde geheiratet und unmittelbar danach zog es ihren Ehemann Klaus Eisele nach West-Berlin, weil dieser in der DDR keinen Studienplatz bekam. Sie selbst folgte später nach.

Auf Anhieb gewählt

Der Zufall wollte es dann, dass Ursula Eisele und ihr Mann in Süddeutschland landeten. Ein Studienkollege von Klaus Eisele arbeitete nämlich zeitlich begrenzt in Vaihingen (Enz) und wollte gerne wieder zurück in den Osten, die Eiseles aber zumindest mal auf Zeit in den Westen und so wurde einfach getauscht. Nachdem aber zwischenzeitlich die Mauer in Berlin gebaut wurde, war für Ursula und Klaus Eisele klar, dass es kein Zurück mehr gab. Nach fünf Jahren in Vaihingen (Enz) wollte sich die inzwischen um zwei Söhne gewachsene Familie auf eigene Beine stellen und Ursula Eisele wurde im Ärzteblatt fündig. So kam es dann zu einem Termin in "Seehabers Haus" in Ergenzingen und am 1. Mai 1963 eröffnete Klaus Eisele dort zunächst alleine seine Tierarztpraxis. Ursula Eisele kam mit ihren beiden Söhnen Thomas und Tobias später nach. 1966 wurde der dritte Sohn Christoph geboren und 1968 bezog die Familie ihr neu gebautes Haus mit Praxisräumen und Kleintierpraxis in der Alemannenstraße.

Das Schicksal meinte es nicht immer gut mit der Verstorbenen. Einen Sohn verlor sie schon früh, einen weiteren 2002 an den Folgen einer Leukämieerkrankung. 2013 verstarb auch ihr Ehemann, der sich im Ort großer Wertschätzung erfreute.

Letzterem verdankte Eisele auch den Beginn ihrer langjährigen Karriere als Kommunalpolitikerin. Er schlug seiner damals 41-jährigen Frau vor, doch auf der Liste der CDU für den Ortschaftsrat zu kandidieren und sie wurde auf Anhieb gewählt. Fortan saß Ursula Eisele für die CDU 20 Jahre im Ortsgremium, parallel dazu (1980 bis 1999) im Gemeinderat Rottenburg und letztlich auch im Tübinger Kreistag (1994 bis 2009). In Ergenzingen war Eisele die erste Frau, die in den Ortschaftsrat gewählt wurde.

Verbiegen ließ sie sich nie und auch der schwäbische Dialekt war ihr ein Gräuel, was die Verstorbene ab und zu einiges an Sympathie kostete. Für ihre kommunalpolitischen Verdienste wurde sie mit der silbernen Ehrennadel nebst Urkunde des baden-württembergischen Gemeindetages ausgezeichnet. 1992 gründete Eisele den Arbeitskreis "Altenarbeit", brachte sich stark für die präventiven Maßnahmen gegen Leukämie und die Seniorenarbeit ein. Für ihr unermüdliches ehrenamtliches Engagement wurde sie 2010 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande belohnt.

Die Trauerfeier für Ursula Eisele findet am Donnerstag, 11. Oktober, um 14 Uhr in der Ergenzinger Heilig-Geist-Kirche statt.