Fans von Fenerbahce Istanbul, so weit das Auge reichte. Sie waren am Sonntag die größte und lautstärkste Fangruppe. Foto: Ranft

Pfingstturnier Ergenzingen: Eskalation wegen Pyrotechnik. Schlagersänger Oliver Thomas begeistert im Festzelt.

Rottenburg-Ergenzingen - Während das "Volksfest im Gäu" beim tanzwütigen Publikum für ausgelassene Stimmung sorgte, schmälerten Fenerbahce-Anhänger beim Pfingstturnier das Fußballfest: Gezündete Bengalos verursachten ein 30-köpfiges Polizeiaufgebot und verpassten den Fußballfreu(n)den einen Dämpfer.

Die bislang heile Welt bei den Ergenzinger A-Junioren-Turnieren geriet am Sonntagnachmittag empfindlich durcheinander. Sogenannte "Fußballfans" von Fenerbahce Istanbul zündeten während der Begegnung Fenerbahce gegen Mainz 05 Bengalos, die die Tartanbahn und auch den Kunstrasenplatz beschädigten. Ernsthaft verletzt wurde dabei niemand.

Eine Zuschauerin, deren weiße Bluse in Mitleidenschaft gezogen wurde, sagte, sie sei von einem jungen Mann aufgefordert worden, Platz zu machen. "Gleich werde etwas passieren." Dann habe es geknallt. Dicke Rauchschwaden zogen auf. Das schnelle und besonnene Handeln des Security-Dienstes, der TuS-Verantwortlichen und der Polizei verhinderten dann eine weitere Eskalation.

Die unmittelbaren Folgen davon: Während der Begegnung kreiste ein Polizeihubschrauber über Ort und Stadion, die Polzei rückte mit elf Einsatzwagen und über 30 Beamten an, die sich aber im Hintergrund hielten. Kurzum, die Besucher waren geschockt.

An die 300 Fenerbahce Fans aus ganz Baden Württemberg waren mit Bussen bereits am Morgen angereist. Die Verbrüderung der Fangruppen erfolgte dann vor dem Sportheim, friedlich und ausgelassen. Bereitwillig ließen die türkischen Fans Kontrollen und Leibesvisitationen der Security über sich ergehen, Pyrotechnik wurde nicht gefunden – "alles im grünen Bereich", vermeldeten die zum Teil bundesligaerfahrenen Securityleute.

Wie die Pyrotechnik trotzdem ins Stadion kam, darüber wurde gerätselt. Zuschauer wollten gesehen haben, dass etwas über den Zaun geworfen und eingesammelt worden sei. In schwarz-rot-gold-farbenen Taschen seien die Gegenstände dann in den Fanblock gebracht worden.

Nach der Niederlage von Fenerbahce gegen Zürich kam es dann zu kleinen Auseindersetzungen, die die Security aber in den Griff bekam. Das dicke Ende kam dann eben am Nachmittag. Außer den Bengalowürfen wurde auch ein Werbeplakat des Hauptsponsors Bitzer mit türkischen Parolen überhangen.

Der Einsatzleiter der Polizei, Hans-Peter Tausch vom Polizeirevier in Rottenburg, blieb mit seinen Leuten vor Ort, bis die Fangruppen abgezogen waren. Am Sonntagabend tagte dann ein "Krisenstab" um über das weitere Vorgehen zu beraten. Insbesondere vor einer möglichen Begegnung von Fenerbahce Istanbul gegen Roter Stern Belgrad hegte der Einsatzleiter Bedenken, zumal man von den Belgrader Fans auch nicht sonderlich Gutes hörte. Zu dieser Begegnung um Platz fünf kam es am Montag dann tatsächlich, allerdings ohne Zwischenfälle.

Volksfest lockt Gäste von Jung bis Alt

Keine Probleme gab es dagegen beim Volksfest im Gäu, welches im großen neuen und freitragenden Festzelt gefeiert wurde. Da kam am Freitagabend zunächst die Jugend bei einer Players Night mit "DJ-Boa" zu ihrem Recht. Das größte Übel dabei war der von den Jugendlichen selbst mitgebrachte Alkohol. Davon zeugten eine Fülle leerer Flaschen, die es im Zelt nicht zu kaufen gab.

Beim samstäglichen Seniorennachmittag hielten die subtropischen Temperaturen wohl etliche Gäste von einem Besuch ab. Ein paar Gäste mehr hätten es ruhig sein dürfen, zumal der Turn- und Sportverein jedem Besucher ein Freigetränk spendierte. Denjenigen, die gekommen waren, gefiel es allerdings. Die "Hauskapell" verdiente sich mit ihrem umfangreichen überwiegend böhmisch-mährischen Repertoire beim Publikum gute Noten und Peter Trost wurde mit seinen Musikussen auch für das nächste Jahr verpflichtet.

Voll wurde das Zelt auch am Samstagabend nicht. Dennoch eines wurde deutlich: Es kamen schlicht und ergreifend die, die den großen Blonden aus dem Schwarzwald hören und sehen wollten. Überwiegend die Kategorie "über fünfzig, tanz- und mitmachfreudig" war vertreten.

Die Fangemeinde von Oliver Thomas, der Blumen auf offener Bühne bekam, war sozusagen unter sich und letzterer lieferte dann auch gute und ehrliche Arbeit ab. Inhalte seiner neuen CD, aktuelle Hits und Evergreens wechselten sich in bunter Reihenfolge ab und auch das Publikum durfte ans Mikrophon. Hier bestätigte sich einmal mehr, dass der Ergenzinger Wolfgang Schäfer es mit jedem aufnehmen kann.

Ihren Kultstatus bestätigten beim sonntäglichen Frühschoppen die "Randen-Nusikanten". Tracht und Dirndl standen beim Outfit der zahreichen Besucher hoch im Kurs und die Musikusse aus Schwarzwald und Baar meisterten auch ihren mittlerweile 23. Auftritt beim "Volksfest im Gäu" glänzend.

Dass der Besucherandrang sich am Nachmittag dann in Grenzen hielt, lag sicherlich nicht an dieser Kapelle, sondern an der Gluthitze, die über dem Festzelt lag. Gut besucht war dafür die Abendveranstaltung mit der Joe Williams Band. Sie sorgte für Partytime im wahrsten Sinne des Wortes. Den pfingstmontäglichen Frühschoppen bestritt zünftig der Musikverein Ergenzingen. Das Original Gamsbart Duo und die Eutinger Nachwuchssängerin Chantara sorgten für einen gelungenen Schlussakkord.