Kommunales: Statement spricht von Belastungen durch mehr Verkehr und Zunahme der Zersiedlung

Der Ergenzinger Ortschaftsrat hat zu der Entwicklung von Gewerbegebieten Stellung genommen und dazu ein Statement beschlossen. Darin wird ein möglicher Ausbau des Flugfelds Eutingen/Baisingen kritisch beurteilt.

Rott enburg-Ergenzingen. Nach der Bürgerinformationsveranstaltung zum "Flugfeld Baisingen" stellten die Fraktionssprecher Renate Holzmann (Bürger für Ergenzingen) und der ehemalige Ortsvorsteher Reinhold Bauer (CDU/Unabhängige Bürger) in der sich anschließenden öffentlichen Ortschaftsratssitzung den formellen Antrag auf Beschlussfassung des Statements des Ortschaftsrats Ergenzingen zur Gewerbestrategie Rottenburgs.

Die Fraktionen haben ihre Stellungnahme bereits vorab an den Regionalverband Neckar-Alb geschickt. "Man musste so schnell reagieren, da sonst die Einspruchs- und Anhörungsfrist abgelaufen wäre", begründeten die beiden Fraktionssprecher die Eile.

Sicher sind sich die Antragssteller, dass diese nachträgliche, formale Beschlussfassung im Ortschaftsrat das gemeinsame Anliegen unterstreicht und es verstärkt ins Bewusstsein der Öffentlichkeit bringt.

Im Text ihres Schreibens an den Regionalverband erklärten die Fraktionen: Ergenzingen hat sich mit den Gewerbegebieten "Höllsteig" und "Ergenzingen-Ost" in den letzten Jahren zu einem wichtigen und attraktiven Gewerbestandort entwickelt.

Das Gebiet Höllsteig für Handwerksbetriebe und kleinere Unternehmen umfasst mit der aktuell beschlossenen Erweiterung etwa 21 Hektar.

Ergenzingen-Ost ist im Regionalplan als regionaler Schwerpunktstandort für Industrie und Gewerbe mit einer Gesamtfläche von rund 110 Hektar kartiert. Rund 65 Hektar sind im Flächennutzungsplan ausgewiesen, davon stehen aktuell noch knapp neun Hektar zur Bebauung zur Verfügung. In diesem Industriegebiet sind überwiegend große und international agierende Firmen angesiedelt.

Das vom Gemeinderat für die Gesamtstadt beschlossene "Strategie- und Handlungsprogramm Wirtschaftsflächen Rottenburg am Neckar" (Gewerbestrategie) beschreibt auch die weitere Planung und Entwicklung der Ergenzinger Gewerbegebiete.

In einer Klausur am 25. Juli 2018 hat der Ortschaftsrat Ergenzingen die vom Gemeinderat beschlossene Gewerbestrategie diskutiert und nimmt dazu Stellung.

Kernstadtnahes Gewerbe

Schon seit Jahren fordert der Ergenzinger Ortschaftsrat, in der Kernstadt ein weiteres Gewerbegebiet zu entwickeln. Der Bedarf wurde mehrfach geprüft und bestätigt.

Der Ortschaftsrat hat die Erwartung, dass ein zusätzliches kernstadtnahes Gewerbegebiet den Ansiedlungsdruck auf Ergenzingen reduziert, kernstädtische Betriebe sich dort entwickeln können und eine Standortwahl für Firmen möglich ist. Den Standort "Herdweg" hat der Gemeinderat nach einem Prüfprozess mehrheitlich beschlossen. "Der Ortschaftsrat Ergenzingen befürwortet selbstverständlich, dass durch Nachverdichtung Gewerbeflächen aktiviert werden", schreibt das Gremium in seiner Stellungnahme.

Ergenzingen Ost

In der Gewerbestrategie ist Ergenzingen-Ost als Standort für "Lagerei und Logistik" beschrieben. Dieser Beschreibung steht der Ortschaftsrat kritisch bis ablehnend gegenüber. Am Standort sind schon mehrere Logistikunternehmen angesiedelt, diesen Firmen will der Ortschaftsrat Entwicklung und Erweiterung ermöglichen.

Auch wenn sich Ergenzingen-Ost mit der direkten Autobahnanbindung für Spedition und Logistik anbietet und dieser Wirtschaftsbereich großes Wachstum verzeichnet, dürfe das Gebiet nicht nur mit großen Logistikhallen gefüllt werden.

Der Ortschaftsrat werde entsprechende Ansiedlungsanträge sehr kritisch bewerten. Reiner Warenumschlag ohne Produktionsanteile ist nicht erwünscht.

Auch wenn der Bedarf an Gewerbeflächen in der Region wachse, wolle der Ortschaftsrat seine bisherige Ansiedlungspolitik weiterverfolgen, die einen Branchenmix und die Vorgabe von 50 Arbeitsplätzen je Hektar vorsieht. Wie in der Vergangenheit sollen auch Ansiedlungswünsche abgelehnt werden.

Flugfeld

Die Gemeinde Eutingen und die Stadt Rottenburg haben 2003 die Flächen des ehemaligen "Eutinger Flugplatzes" auf ihrer Gemarkung vom Bund erworben. Von dieser Fläche liegen circa 25 Hektar auf Eutinger Gemarkung und etwa 40 Hektar auf Baisinger Gemarkung, die der Stadt Rottenburg gehören.

Eine mögliche spätere Gewerbeansiedlung war schon beim Kauf in den Überlegungen. Auf Eutinger Gebiet ist schon lange das Postfrachtzentrum angesiedelt, zur Autobahn ging es lange nur durch Ergenzingen.

Im Zusammenhang mit der Änderung der Regionalpläne wird auf Wunsch von Rottenburg und Eutingen die Aufnahme des ehemaligen Flugplatzgeländes als Gewerbestandort in den Regionalplan geprüft.

Das beantragte Gebiet "Flugfeld Baisingen" auf Baisinger Gemarkung ist im Strategiepapier der Stadt als alternativer Standort für Großbetriebe und als Entlastung für den Standort Ergenzingen-Ost vorgesehen.

Diese Planungen stoßen in der Ergenzinger Einwohnerschaft und im Ortschaftsrat auf Skepsis bis Ablehnung. Der mögliche neue Gewerbestandort wird nicht als wirkliche Entlastung für Ergenzingen gesehen, da das "Flugfeld Baisingen" westlich von Ergenzingen an der Gemarkungsgrenze auf einer Hochfläche liegt. Durch ein großes Gewerbegebiet auf der Westseite der Ortschaft werden Beeinträchtigungen der Frischluftzufuhr für Ergenzingen, eine weitere Zersiedelung, aber auch Belastungen durch mehr Verkehr und Lärm befürchtet.

Daher erwartet der Ortschaftsrat für die Ergenzinger Bevölkerung frühzeitige, fortlaufende und umfassende Informationen über die weiteren Planungen und Verfahrensschritte.

Dieser Beschlussfassung folgte das Ergenzinger Gremium einstimmig.