Leidenschaftlicher Einsatz für die Musik: Das Landespolizeiorchester mit Dirigent Stefan Halter (rechts) – er war sechs Jahre lang auch Dirigent der Stadtkapelle Rottenburg. Foto: Scharnowski Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: Landespolizeiorchester beweist Vielseitigkeit / Dirigent war einst bei der Stadtkapelle im Einsatz

Zu einem beeindruckenden musikalischen Ereignis hatte das Landespolizeiorchester eingeladen. Zum einen wurde das hundertjährige Bestehen gefeiert, zum anderen war es ein Benefizkonzert zugunsten der Jugendarbeit der Stadtkapelle Rottenburg.

R ottenburg. Die Halle war ausverkauft, manche Zuhörer mussten mit Stehplätzen vorlieb nehmen. Das Landespolizeiorchester Baden-Württemberg ist das einzige Berufsblasorchester in der Trägerschaft des Landes.

Viele Besucher kamen auch wegen "ihrem" Stefan Halder, der sechs Jahre lang auch die Stadtkapelle dirigierte. Das Motto des Abends "schwäbisch-badisch-grenzenlos" erschloss sich für manche erst im Konzert.

Die Schwaben waren ein wanderfreudiges Völkchen, das sich zur Zeit des Umbruchs nicht nur in Richtung Süden, wie Ungarn, Rumänien, Polen, Türkei und weiter verbreitete, sondern auch in die "Neue Welt" Amerika; stilvoll in das Wort Migration eingeschlossen. Das Orchester selbst besteht aus zehn verschiedenen Nationen.

Stefan Ströbele, Vereinsvorsitzender der Stadtkapelle, begrüßte das Publikum sowie die Ehrengäste: Oberbürgermeister Stephan Neher, Generalvikar Clemens Stroppel, Domkapitular Thomas Weisshaar und den Vorsitzenden des Blasmusikverband Neckar-Alb, Helmut Vöhringer. Mit den armenischen Tänzen, eng an Folkmusik orientiert, begann das Konzert, "ein modernes Konzert, das die Rottenburger verstehen", so Halder.

Beim Konzert für Trompete und Orchester, brillierte der Solist Jan Wagner. Er hatte seinen musikalischen Start an der Musikschule Rottenburg, spielte dann für einige Zeit bei der Stadtkapelle und studiert jetzt an der Musikhochschule Trossingen. Er ist einer von drei Studierenden, die vom Landespolizeiorchester ein Stipendium erhalten haben.

Eine Welturaufführung kam zu Gehör: ""Schwabenbergbahn zu Bukarest". Einen Schwabenberg gibt es wirklich, er ist 750 Meter hoch. Stefan Halder, der das gesamte Konzert informativ und mit Charme moderierte, hatte die Anwesenden eingeladen, ins "Zügle" einzusteigen, "allerdings wenn das Tunnel kommt, sollen sie die Augen schließen". Teile der "schwäbischen Eisenbahn" waren zu hören. Dieses Stück wurde von den Komponisten Nikodemus Gollnau und Johannes Mittl eigens für das Landespolizeiorchester geschrieben, die Noten bekam das Orchester vier Tage vor der Aufführung.

Die "Klezmer Classics" von Johan de Meij, extra für Blasorchester, schlossen sich an mit viel Tempo, leisen Tönen und lebensfrohen Passagen. "Ein Amerikaner in Paris" von Gershwin ließ die bekannten Melodien neu erleben, ebenso das Arrangement "Charles Chaplin" – ein reiner Hörgenuss.

"Ein Schwabe in New York" von Fynn Müller war ebenfalls ein Glanzpunkt, beeindruckend das Klarinetten- und Flöten-Sol in Richtung Blues und Big-Band-Sound.

Bei "Bilder – Best of Baden", arrangiert von Thomas Matthias Förster, handelt es sich um ein Medley, bei dem Rock/Pop und Party angesagt ist, unter anderem klangen Max Giesinger und Xavier Naidoo beim Orchester durch, eine Riesenleistung der Musiker, die plötzlich einen sehr lockeren Eindruck machten.

Alle Stücke bekamen viel verdienten Applaus, teils stehend, das musikverständige Publikum wusste die enormen Leistung sowohl des Orchesters, als auch von Stefan Halder zu würdigen. Für einige Anwesende war es "das Ereignis des Jahres".