Dieter Kienzle (vorne) machte die Hochschule zu dem, was sie heute ist. Foto: Scharnowski Foto: Schwarzwälder-Bote

Silberne Ehrenmedaille der Stadt für Dieter Kienzle, den scheidenden Kanzler der Hochschule für Forstwirtschaft

Von Marly Scharnowski Rottenburg. Im Sitzungssaal eröffnete der Bläserkorps der Kreisjägervereinigung unter Leitung von Hans-Jörg Maier ein seltenes Ereignis: Die Verleihung der silbernen Ehrenmedaille der Stadt, die an Dieter Kienzle ging.

OB Stephan Neher wies darauf hin, dass diese Art von Ehrungen äußerst selten seien. Obwohl Dieter Kienzle nie in Rottenburg gewohnt hat, hat er sich um die Stadt sehr verdient gemacht.

Durch seine Weitsicht konnte er die Forsthochschule durch "schwere See" steuern. Für die Stadt ist die Hochschule für Forstwirtschaft (HFR) ein wichtiger Faktor. Die drei Säulen der HFR sind die Forschungsinhalte, die Hochschulkultur und dass Rottenburg dadurch nicht "nur eine Bischofs-, sondern auch eine Hochschulstadt" ist.

Viel Engagement und Herzblut habe Dieter Kienzle in den letzten 30 Jahren eingebracht. Zurzeit sind knapp tausend Studierende an der HFR, 100 Arbeitsplätze wurden dort geschaffen.

Der neue Rektor, Professor Bastian Kaiser, meinte augenzwinkernd, dass er sonst von Kienzle aus keine Laudatio halten dürfe. Nun, im Rathaus, könne sich Kienzle nicht mehr wehren. Er erhalte eine der höchsten Ehrungen und "müsse" den Dank der Hochschule annehmen.

Den Lebenslauf des Verwaltungsfachmanns Dieter Kienzle zeichnet Zielstrebigkeit und Beharrlichkeit aus. Als er 1983 die Verantwortung im Schadenweilerhof übernahm, war die 1979 gegründete Forstschule zunächst eine verwaltungsinterne Ausbildungsstätte für Forstbeamte des gehobenen Forstdienstes. Dieter Kienzle hatte keine forstliche Ausbildung, dennoch hat er den Jagdschein gemacht, um mehr Einblick in die Materie zu bekommen.

Nach der Kündigung des Staatsvertrages musste sich die Hochschule 1995 in der "forstlichen Hochschullandschaft" behaupten. Dass dies gelungen ist, liegt zum großen Teil an Kienzle, der Kooperationen mit anderen Hochschuleinrichtungen eingeleitet hat.

Jetzt ist die HFR ein Kompetenzzentrum für die Bereiche Forstwirtschaft, Bioenergie, regenerative Energien im Allgemeinen, Holzwirtschaft, Wassermanagement und ländliche Entwicklung.

Dieter Kienzles Antwort auf das Ganze: "Womit habe ich das verdient, ich habe doch nur meine Arbeit gemacht?". Ohne seine Mitarbeiter, die wie "knorrige Eichen" zu ihm standen, hätte er es nicht geschafft.

Auch der gelebte "Schulterschluss" mit der Kommune habe letztendlich zum Erfolg geführt.

Er erinnerte sich an herablassende Äußerungen von Kollegen, die ihren Neid dann in netten Worten verpackt schlucken mussten. Selbstverständlich ist er stolz auf die vielen Auszeichnungen, die die HFR erfahren hat, unter anderem "Sieger im Bundeswettbewerb Exzellenz-Strategien", ausgezeichnet von der UNESCO-Kommission.

Mit "Freude und Beklemmung" nahm er die Auszeichnung und Dankesworte an. So richtig wohl fühlte er sich aber erst zwischen seinen Freunden und Mitarbeitern beim Stehempfang.