Kunst: Im Diözesanmuseum geht die Arbeit weiter / Auslagerung der Kunst erfordert viele Schritte

Rottenburg. Die Museen in Deutschland sind wegen der Corona-Pandemie seit Wochen geschlossen – so auch das Diözesanmuseum in Rottenburg. Dort wird diese schwierige Zeit für eine Vielzahl von Aufgaben genutzt, die sonst im Normalbetrieb für den Besucher unsichtbar hinter den Kulissen erfolgen. Im Diözesanmuseum widmen sich die Mitarbeiter des Museums der Auslagerung von Gemälden, erzählt Museumsleiterin Melanie Prange.

Sie arbeiteten sich derzeit durch die Gemälde- und Skulpturensammlung im Depot des Rottenburger Museums und ein Großteil dieser Kunstobjekte werde für eine bessere Lagerung nach Obermarchtal ausgelagert. "In den ausladenden Räumen des ehemaligen Prämonstratenserklosters hat die Diözese vor mehr als 30 Jahren als erste Deutschlands ein Depot für Kunst- und Alltagsgegenstände aus kirchlichen Gebäuden eingerichtet", berichtet die Museumsleiterin.

Datenbanken aktualisiert

"Dieses Depot wird sukzessive erweitert: Erst vor wenigen Jahren wurden zwei Zwischendecken eingezogen, um weiteren Lagerraum für die Gemeinden und diözesanen Einrichtungen zu schaffen", erzählt Prange. Im dortigen Bilderdepot fänden so nun mehr als 100 Gemälde aus dem Rottenburger Diözesanmuseum eine neue und angemessene Heimat.

Doch ein solcher Umzug erfordert viele Schritte: "Jedes Kunstwerk wird sorgfältig eingepackt, transportiert und neu gehängt beziehungsweise aufgestellt", sagt Daniela Blum, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Museum. Damit einher gehe eine Aktualisierung der Inventarisierungsdatenbanken, denn schließlich sei jedes Kunstwerk verzeichnet.

Und es gibt noch mehr, was in diesen Tagen im Diözesanmuseum erledigt wird, berichtet Melanie Prange. So hinterließen manche Priester oder Gemeinden dem Rottenburger Diözesanmuseum wertvolle liturgische Messgewänder – die so genannten Caseln – oder aufwendig gestaltete liturgische Textilien. Das Problem: "Werden Textilien nicht angemessen gelagert, zerstört mikrobieller Befall relativ rasch das Material und zersetzt die Stoffe."

Daher würden die liturgischen Gewänder des Diözesanmuseums nun auf spezielle Holzbügel aus Buchenholz gespannt und mit Baumwollhüllen geschützt. Die Stolen und flachen Textilien würden in säurefreie Kartons gepackt.

Geschichtsbild korrigieren

"Viele Paramente sind ihren ehemaligen Trägern nicht mehr zuzuordnen. Andere aber durchaus. Einige Caseln, Stolen, aber auch liturgische Schuhe gehörten dem Rottenburger Domkapitular und Weihbischof Wilhelm Sedelmeier", berichtet Prange. Als Referent für kirchenpolitische Angelegenheiten während der NS- und Nachkriegszeit sei Sedelmeier wesentlich daran beteiligt gewesen, die politischen und kirchlichen Strukturen im Südwesten nach dem Kriegsende 1945 wieder aufzubauen.

"Im Museum begegnet uns aber nicht der Kirchenpolitiker Sedelmeier, sondern der Liturge – eine Seite der Persönlichkeit, die in der Kirchengeschichtsschreibung keine Rolle spielt, aber offensichtlich für ihn ein wesentlicher Bestandteil seines Alltags war." Insofern könnten manche Objekte des Museums auch das Geschichtsbild ein wenig korrigieren, stellt die Museumsleiterin fest.