Für dem musikalischen Part zeichneten beim ersten schwäbischen Mundartstammtisch in Baisinen die Gluzger aus Rottenburg verantwortlich. Links im Bild ist auch der heimliche Star des Abends, Emilie Kußmaul aus Oberjettingen, zu sehen. Foto: Ranft Foto: Schwarzwälder-Bote

Mundartabend zeigt: Neckar trennt auch die Dialekte / Rollendes R kommt unverkennbar von der Alb

Rottenburg-Baisingen (kra). Ein fast voll besetztes Haus durfte Wolfgang Wulz aus Gültstein, Vorsitzender des Vereins schwäbische Mundart, beim ersten Mundart-Stammtisch willkommen heißen. Gastgeber war Christian Stein von den Braustuben zum Löwen. Er hatte seine Speisekarte "mundart-gerecht" auf diesen Abend ausgerichtet und die Freunde des schwäbischen Dialektes nutzten sie auch reichlich.

Wie Wulz ausführte, sei Rottenburg die einzige Stadt, in der der Verein zwei Stammtische abhalte. Neben den Braustuben im Löwen zähle das Rottenburger Weinhaus Stanis mit dazu.

Gluzger holen auf Anhieb Publikumspreis

Für den guten Ton sorgten zunächst die Gluzger in Triobesetzung. Seit einem Jahr sind die Rottenburger Mitglied im "Verein schwäbische Mundart". Sie gewannen im letzten Jahr in Quartettbesetzung auf Anhieb den Publikumspreis. Leader Rupert Leger und seine beiden Musikusse boten "Schwobajazz pur", angefangen vom Dixieland über Blues bis zu Eigeninterpretationen wie "Gang en Kear ond hol Bier". Kurzum, den Mundartlern gefiel es und sie geizten auch nicht mit Beifall.

In der zweiten Stunde kam dann die Mundart zu ihrem Recht. Letztere hat viele Facetten, wie man unschwer feststellen konnte. Sie unterscheidet sich sogar "heaz ond deaz" (hüben und drüben) vom Neckar, es gibt die in der Stadt praktizierte feinere Mundart oder die derbere auf dem Land. Zudem gibt es auch jene mit dem rollenen R, die "uf dr Alb" praktiziert wird. Doch egal welche: "D’ Hauptsach isch, mer verstoht ananander", so ein Besucher.

Als Erste und wohl auch Beste an diesem Abend durfte das "Emile" ran. Die weitum für ihre schwäbischen Reime bekannte Seniorchefin eines Autohauses bestach durch ihre auswendig vorgetragenen Gedichte, die mit viel Humor glänzten. Keine schlechte Idee, Witze in Reime zu packen, befand Reiner Dinger, Rektor der Grundschule in Öschelbronn, der selbst gerne schwäbische Witze erzählt und diese den Besuchern auch nicht vorenthielt.

Guido Kieninger aus Sindelfingen erzählte humorvoll von Haupt- und Nebensächlichkeiten und leitete über zum "Fred", der in der Regel mit zwei weiteren Comedians aus der Stuttgarter Kreativzone auftritt. Er präsentierte unter anderem schwäbische Geschichten vom Volksfest, und auch der "Schorsch" aus dem benachbarten Ergenzingen bewies mit seinen schwäbischen Witzen, die allesamt gut ankamen, dass er in der Kaste der Mundartler durchaus mithalten kann.

Ein gelungener Farbtupfer war auch der Auftritt der Sängerabteilung des Baisinger Sportvereins. Unter der musikalischen Leitung von Joachim Herm gab das Ensemble die Chöre "Des isch dr Schwob", "Die Speisekarte" und natürlich auch das Loblied über den "Württaberger Wei" zum Besten und traf damit den Geschmack des Publikums. Der "Denkinger-Hans", eigentlich ein "Älber", der sich Böblingen zur Wahlheimat erkoren hat, erinnerte an seine Kinderzeit. "Mir häbe dahoam an Baurahof, a Tankstell, a Friseurstub ond a Wirtschaft ghet" und rezitierte dann Gedichte von Lina Stöhr, unter anderem auch die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies.

Nicht fehlen durfte das "Mariele vo dr Alb". Letzteres resümierte, dass "mer dahoam an Stall vool Kender ond an Haufa Gschäft ghet hot". Für einen gelungenen Schlussakkord sorgte das "Emile", das man getrost als Star dieses Abends bezeichnen konnte.

Wer will, der darf, war die Devise an diesem Abend und so wollten auch die Sänger noch einmal, bevor man mit gemeinsamen Liedern zum Schlussakkord ansetzte.