Weihbischof Gerhard Schneider (von rechts), Bischof Gebhard Fürst und Oberbürgermeister Stephan Neher Foto: Jansen Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Neuer Weihbischof Gerhard Schneider hält sein erstes Pontifikalamt in Rottenburg

Die vergangenen Wochen waren "sehr besonders", erklärt der frischgebackene Weihbischof Gerhard Schneider bei seinem ersten Pontifikalamt im Rottenburger Dom Sankt Martin.

Rottenburg. Schneiders Bischofsweihe war am Tag zuvor in Stuttgart. Dabei bekam er die Bischofsinsignien, also Stab, Ring und Brustkreuz, überreicht. Die trägt er bei diesem Pontifikalamt das erste Mal. Ernannt wurde er bereits im April von Papst Franziskus persönlich, auf Wunsch von Bischof Gebhard Fürst hin, der auch bei Schneiders erstem Pontifikalamt anwesend ist.

"Es gab viele Fragen an mich, viele Kommentare, auch viele Glückwünsche", erzählt Schneider, bevor er mit seiner eigentlichen Predigt beginnt. "Ich wurde gefragt, ob man auf so eine Nachricht mit einem Freudentanz reagiert. Das kann ich verneinen." Und auch einen nachdenklichen Kommentar habe er von einer älteren Dame bekommen. "Das sind sie jetzt das ganze Leben lang. Das ist aber ein langer Weg", habe sie gesagt. Dieser Gedanke bringt Schneider auf eine Verbindung zur Schriftlesung des Tages: Das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter. "Der Weg von Jerusalem nach Jericho ist ebenfalls weit", schlägt er die Verbindung. Das ist der Weg, auf dem das Gleichnis spielt, und eine der Bibelstellen, die laut Schneider als eine der wenigen "sofort einleuchtend" sei. Und sie enthält einen klaren Auftrag: "Geh und handle genauso." Darum dreht sich Schneiders erste Predigt als Bischof. Die Bibelstelle, die er sich als Wahlspruch für seine Bischofsweihe ausgewählt hat, ist: "Die Freude des Herrn ist unsere Stärke." Im Gleichnis wird ein überfallener Mann, erst von zwei Geistlichen links liegen gelassen, bis er schließlich von einem barmherzigen Samariter gerettet wird. Man solle sich "die Barmherzigkeit des Herrn im ganz normalen Alltag, aber auch in der Institution Kirche gemein machen", erklärt Schneider, also in der "Freude am Herrn" die Stärke zum Handeln finden.

Nach der Predigt spricht Oberbürgermeister Stephan Neher: "Rottenburg trägt den Namen Bischofsstadt, aber eigentlich sollte es Bischofs- und Kardinalsstadt heißen", erklärt er. Mit Neher verbindet Schneider eine längere Bekanntschaft. Schon während des Studiums in Tübingen lernten sie sich kennen, das ist jetzt 24 Jahre her. Neher freut sich darüber, dass Rottenburg nun einen dritten Weihbischof bekommt. Denn "die Diözese ist groß und die Aufgaben der Kirche sind vielfältig." Und auch in der Stadt und Politik habe der christliche Glaube Fuß gefasst. "Ich werde gefragt, warum Rottenburg noch mehr Flüchtlinge aufnehmen soll. Und ich antworte dann: Vielleicht weil wir eine Bischofsstadt sind, weil uns das Schicksal der Menschen kümmert und wir die christliche Verantwortung ausleben." Er lädt Schneider zudem ein, nach Rottenburg zu ziehen. Immerhin arbeitet Schneider schon einige Zeit in der Stadt. Beruflich ändere sich nichts, erklärt er. Er wird weiter Leiter der Hauptabteilung Liturgie (mit Kunst und Kirchenmusik) und Berufungspastoral bleiben.

Nach dem Gottesdienst wird der neue Bischof noch von der Bürgerwache und Stadtkapelle begrüßt. Erstere begleitet ihn mit Marschmusik und Trommelwirbel von der Kirche zum Eugen-Bolz-Platz und von dort zum Stehempfang im Bischofsordinariat. "Schöner hätte es nicht beginnen können", meint der gebürtige Ulmer zur musikalischen Darbietung. Nach aufregenden Wochen freut sich Schneider nun auf einen entspannten Nachmittag.