Der ehemalige Landesvater Erwin Teufel war bei seinem Impulsvortrag zu "Glaube und Politik" völlig in seinem Element, wobei der Eutinger Sebastian Lazar immer wieder zu Themen wie Frieden und Nachhaltigkeit nachhakt. Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder Bote

Vortrag: Der ehemalige Ministerpräsident spricht auf der Ergenzinger Liebfrauenhöhe über das Thema Frieden

Rottenburg-Ergenzingen. Der Erhalt des Friedens lag dem ehemaligen Landesvater Erwin Teufel so sehr am Herzen, dass er diesen in seinem Impulsvortrag am Freitagabend immer wieder thematisierte. Mehr als 150 Zuhörer waren in die Krönungskirche der Liebfrauenhöhe Ergenzingen gekommen, um den langjährigen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg im Rahmen des politischen Abendgebets zu erleben.

Einige Gäste beschäftigte vor allem die Frage, wieso der hochrangige ehemalige Politiker der Einladung zum politischen Abendgebet gefolgt sei. Dass er gläubig sei und dass Glaube und Politik zusammenhängen, war bereits aus den ersten Sätzen von Teufel heraus zu hören. Er sei jedoch mit der Region verbunden, kenne Horb, Ergenzingen, Rottenburg. Im nahegelegenen Bondorf hatte er seine Ausbildung zum Verwaltungswirt abgeschlossen, wie Hansi Seefried bei der Vorstellung betonte. Geboren sei er in Zimmern bei Rottweil, lebe aber in Spaichingen, weil der CDU‘ler dort als Bürgermeister Heimat erfahren habe. Ihm sei dennoch wichtig, über die Markungsgrenzen hinauszuschauen.

Am 4. September 1939 kam er zur Welt, nur drei Tage nachdem die Deutschen Polen angegriffen hatten. Aufgrund seines Geburtsdatums habe er einen Bezug zur Kriegsgeschichte geknüpft und sich schon in jungen Jahren mit dieser beschäftigt, wobei ihn vor allem die von Europa in ihren Bann gezogen habe.

Erinnerung ist dem 78-Jährigen wichtig

"Der Krieg war viele Jahre der Normalfall in der europäischen, aber vor allem in der deutschen Vergangenheit", betonte Teufel. Millionen von Menschen hatten ihr Leben gelassen, vor allem die beiden Weltkriege seien schreckliche Ereignisse gewesen. Umso wichtiger sei dem 78-Jährigen das Erinnern, weshalb er mit seinen Kindern und zehn Enkeln die Gedenkstätten besucht habe und weitere besuchen wolle.

"Nur ein gelebtes Beispiel überzeugt", antwortete er Sebastian Lazar auf die Frage zur Vorbildfunktion. Diese Rolle sollten Europäer beim Thema Flüchtlingsverhinderung einnehmen. Deutsche Fachkräfte könnten in arme Länder reisen und Wissen weitergeben, wodurch Hilfe zur Selbsthilfe erfolge und Fluchtgründe minimiert werden. Die Hilfsorganisationen vor Ort könnten nicht alle Herausforderungen alleine meistern. Vom Geldüberweisen, ohne einen Vertreter im Krisengebiet zu haben, halte er nichts. Die Menschen würden trotzdem ihre Heimat verlassen. Ganz sicher war sich der langjährige Landesvater, dass Europa nicht alle kommenden Geflüchteten aufnehmen könnte. Nächstenliebe laute das Stichwort, um diese große Aufgabe zu meistern. Barmherzigkeit sei ebenso gefragt, werde die deutsche Gesellschaft immer älter und viele Menschen einsamer. Unterschwellig ließ er den materiellen Reichtum anklingen, kritisierte gleichzeitig die fehlenden Werte. "Einfühlungsvermögen ist von uns Christen gefordert", beschrieb das CDU-Mitglied.

Zwei bis drei Referate pro Woche

Er war bereits in jungen Jahren in der katholischen Jugend aktiv, habe sich dann umfangreich über die Parteien informiert und sei mit 16 Jahren der CDU beigetreten. Noch heute referiere er gerne, etwa zwei bis drei Mal pro Woche. Gleich zugesagt habe er für den Impulsvortrag, als er vom politischen Abendgebet mit dem Thema "Glaube und Politik" auf der Liebfrauenhöhe gehört habe. Denn wie sehr in das Thema aufwühle, zeigte die Frage von Lazar zu seiner schwersten Entscheidung während seiner Zeit als Ministerpräsident: "Das war die Wiedereinführung der Wehrpflicht. Man kann nicht in Frieden leben, wenn es dem Nachbar nicht gefällt." In Sachen Frieden hätten die Deutschen einiges dazugelernt, wobei nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem die Väter der Grund- und Menschenrechte, aber auch die Vereinten Nationen und alle Mitwirkenden dazu beigetragen hätten. Immerhin herrsche in Europa aktuell eine der längsten Friedensperioden seit dem Bestand, was er sich weiterhin wünschte. Diese Wünsche schloss das Organisations-Team rund um Pater Lothar Penners, Schwester Monika, Hansi Seefried, Beatrix und Jürgen Oberle sowie Andrea und Thomas Präg ein.

Für die musikalische Umrahmung sorgte das ökumenische Musikerteam aus Hochdorf und Eutingen. Starken Applaus erhielt der ehemalige Landesvater, der so manchem Gast aus dem Herzen gesprochen hatte und sich trotz seinem hohen Alter die Zeit genommen hatte, ein Stück frühere Heimat zu besuchen.