Gesundheit: Dank Ernährungsumstellung ist ein normales Leben wieder möglich / Uniklinik gibt neue Chance

Seit seiner Jugend hat der 50-jährige Thomas M. (Name von der Redaktion geändert) aus Rottenburg Epilepsie. Dies behindert ihn in seiner Lebensführung. Die Anfälle seien wie ein "Gewitter im Kopf."

Rottenburg. Nun versucht er durch eine Ernährungsumstellung mit der Uniklinik Tübingen als Partner, die Anzahl der Anfälle einzudämmen. Das neue Ernährungskonzept basiert auf einer ketogenen Ernährung, die kostenintensiv ist, aber bislang die erwünschten Erfolge brachte.

Seit seiner Jugend hat er Epilepsieanfälle. Er hat dennoch Schule, Lehre und den Führerschein gemacht und studierte später. Damals hatte er alle drei Jahre einen Anfall. Er machte sich selbstständig, was aber in die Binsen ging.

Dann folgte ein Eingriff im Schädel. Man öffnete seinen Schädel, legte eine Matte ein und machte ein EEG von innen. Da der Anfallsbereich in der Nähe des Sprachzentrums lag, lehnte der Chirurg eine weitere Operation ab.

Danach lernte der Betroffene seine heutige Frau kennen und führte ein weitgehend normales Leben. Doch die Nebenwirkungen seiner Medikamente waren Depressionen, Bluthochdruck und eine Leberschädigung. In Spitzenzeiten musste er bis zu 18 Tabletten täglich schlucken.

Dann kam plötzlich eine Phase, in der sein Blutdruck auf 300 zu 150 anstieg. "Ich dachte, ich sterbe", sagt der Mann im Gespräch mit unserer Zeitung.

Es kamen auch noch mehrere Epilepsie-Anfälle dazu, teilweise sogar täglich. Dies setzt der Mann in Zusammenhang mit der Schädel-Öffnung. Er musste ein Notfall-Spray nehmen, das in die Nase gesprüht wird.

Er berichtet, dass Epilepsie nichts Starres sei, "die Anfälle ändern sich immer wieder." Bei den Anfällen sei er nicht mehr Herr über sich selbst – er fühlte sich der Krankheit ausgeliefert. Seine Depressionen, die von den Tabletten herrührten, und auch seine Epilepsie versteckte er vor Freunden und Bekannten, was ihm heute leid tut.

Durch seine Ernährungsumstellung, die wenig Kohlehydrate vorsieht, sei er wacher geworden. Mit den Medikamenten sei er austherapiert, er nimmt nur noch zwei Medikamente. Seit einem Jahr hat er so die Epilepsie-Erkrankung im Griff.

Früher verbrachte er pro Jahr drei Mal zwei bis drei Monate im Krankenhaus. Heute geht es ihm rundum besser, bei einem Blutdruck von 120 zu 80.

Bei seinem letzten Krankenhausaufenthalt lernte er ein Mädchen kennen, welches seine Epilepsie mit der ketogenen Ernährung in Griff bekam. Jetzt habe er Schicksal und Krankheitsentwicklung selbst in der Hand. Er müsse sich mit der Erkrankung auch nicht mehr verstecken.

Er braucht ein spezielles Ernährungsprogramm, das die Uniklinik ausgearbeitet hat. Dies gebe ihm eine neue Perspektive im Leben, er ist der Klinik unendlich dankbar. "Die Welt wird offener und lebendiger" sagt er heute und möchte nun seine positiven Erfahrungen weiter geben.