Ursula Nagel (links) und Luis Schneiderhan thematisierten bei ihrem Impuls des politischen Montagsgebets die Corona-, die Flüchtlings-Krise und weitere kritische Themen. Foto: Feinler Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Luis Schneiderhan und Ursula Nagel sprechen auf der Liebfrauenhöhe über Krisen und Engagement

Eigentlich hätte das Team der politischen Montagsgebete auf der Liebfrauenhöhe in Ergenzingen am dritten Jahrestag zum 50. Impuls eingeladen, doch Corona hatte eine Zwangspause gefordert – und so brachten Ursula Nagel und Luis Schneiderhan aus Horb die Besucher zum Nachdenken.

Rott enb urg-Ergenzingen . Bereits im Eingangsbereich durfte jeder Besucher seine Hände desinfizieren. Wer seine Maske vergessen hatte, erhielt ausnahmsweise von Beatrix Oberle eine Selbstgenähte. Jeder Besucher bekam ein kleines Info-Blatt, wo er sich nachher hinsetzen durfte. Für Ehepaare wurden zweier-Plätze verteilt. Die Nonnen der Liebfrauenhöhe hatten bereits ein Sicherheitskonzept erarbeitet, von dem das Team rund um Andrea und Thomas Präg, Beatrix und Jürgen Oberle sowie Schwester Monika bei der Einteilung profitierten. Beatrix Oberle wies daraufhin, dass aufgrund des Zwei-Meter-Abstands am Platz der Mundschutz abgenommen werden dürfe. Der Gesang sei nicht möglich, weshalb Michael und Thomas Präg unbekannte Lieder vortrugen. Aus den musikalischen "Phantastischen Vier" seien aufgrund der Vorsichtsmaßnahmen zwei geworden, die englische, deutsche und vor allem ganz neue Lieder präsentierten. Nach dem Impuls der Ministranten hatte es eine dreimonatige Pause gegeben. "Wir sind glücklich, dass wir alle zusammen sein können", beschrieb Oberle. Anstatt des 50. Impulses würde an diesem Montag der 48. von Ursula Nagel und Luis Schneiderhan gehalten, die ganz kurzfristig mitgemacht hätten.

Von einer komischen Zeit, die gefühlt endlos daure, sprach Schneiderhan. Der Initiator der Fridays-For-Future-Bewegung in Horb betonte, dass die Corona-Krise viel von einem abverlange und noch lange nicht vorbei sei. Ein wachsames Auge sei gefragt, was jedoch auch bei anderen Themen, wie dem Klimawandel und beim Thema Flüchtlings-Bewegungen benötigt werde. Alle Krisen würden zudem die Meinungsäußerung fordern, was er als ein Privileg beschrieb. Schaue man beispielsweise ins europäische Ausland, würde mancherorts dieses Privileg wackeln. Krisen, wie die Klimakrise würden Aufklärung und Bildung sowie Weitsicht benötigen, wusste das jüngste Gemeinderatsmitglied. Bedauerlich fand er, dass Horb und Freudenstadt sich nicht der Aktion "Sicherer Hafen" für Flüchtlinge angeschlossen hatten. Trotz Corona dürften die Flüchtlinge, die in Grenzgebieten in Zelten und Lagern leben müssten, nicht außer Acht gelassen werden. "Egal, wie schlecht es uns geht. Wir werden nicht in einem Zelt oder Lager landen", rief der junge, politisch Engagierte zu Nächstenliebe und zum Helfen auf.

Als die Bundeskanzlerin 2015 gesagt habe: "Wir schaffen das" seien laut Ursula Nagel eine Millionen Flüchtlinge zu rund 83 Millionen Deutschen dazugekommen. "Das war viel. Aber war es auch zu viel?", hakte die Vorreiterin in unterschiedlichen Bereichen nach. Ehren- und Hauptamtliche hätten sich bemüht, die Menschen zu unterstützen. Nach fünf Jahren könne die Trägerin des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland sagen, dass sich viele integriert hätten. "Seit Ende des Zweiten Weltkriegs war so eine Hilfsbereitschaft nicht mehr gefordert", dankte das langjährige Kreistagsmitglied allen Beteiligten. Nun gelte es die Corona-Krise zu überstehen. In diesem Zug nannte die Ärztin Verschwörungstheorien und betrachtete die Meinungsfreiheit in Bezug auf die Demonstrationen der Corona-Gegner. "Die absolute Wahrheit gibt es nicht", sagte sie und bat um Vertrauen in die Wissenschaft und in Gott, der aus der Gesundheitskrise herausführen werde.

Diese Botschaft wurde auch während der Fürbitten und des Vater-Unser deutlich, bei dem sich dieses Mal die Gäste nicht an den Händen fassen durften. Die beiden Impulsgeber waren für die Gäste besonders interessant, engagieren sie sich in verschiedenen Bereichen und liege zwischen beiden 60 Jahre – Unterschiede, die jedoch wieder verbinden würden, setzen sich beide Horber für andere ein.

Die Besucheranzahl habe dem Montagsgebete-Team gezeigt, dass die Menschen trotz Corona weiter solche Impulse erleben möchten. Der nächste könnte am Montag, 6. Juli, umgesetzt werden.