Mit dem Verkauf von T-Shirts und Schals wollen Norbert und Philipp Vollmer den "K(l)assenerhalt" schaffen. Foto: Baum Foto: Schwarzwälder-Bote

Kopp-Verlag kein Sponsor mehr beim TV Rottenburg: Lizenz der Bundesliga-Volleyballer in Gefahr / Stadtrat pocht auf Meinungsfreiheit

Von Angela Baumund Martin Dold Rottenburg. Nachdem der Kopp-Verlag aus dem Sponsoring beim Turnverein 1861 aussteigt, muss der Verein eine Summe von 210 000 Euro selbst aufbringen. Benötigt wird der Betrag für den Verbleib in der ersten Volleyball-Bundesliga. Durch den Wegfall des Kopp-Verlags als Sponsor zum Saisonende und dem Ende des Sponsorings der EnBW fehlt dem TVR nun Geld. Norbert Vollmer, Geschäftsführer des TVR, erklärt, dass der Kopp-Verlag aufgrund der Angriffe von Stadtrat Albert Bodenmiller auf den Kopp-Verlag und die anschließende Medienkampagne gegen den Verlag das Sponsoring eingestellt habe. Bodenmiller wirft dem Kopp-Verlag vor, rechtsextreme Schriften in seinem Verlagsprogramm zu vertreiben. Diese Vorwürfe seien nicht haltbar, so Vollmer. "Unsere Spieler arbeiten teilweise sogar im Verlag mit", sagt Vollmer. Der Grundvorwurf der Rechtsradikalität sei falsch, so Vollmer. "Es ist nicht in Ordnung, was da betrieben wird."

Das Agieren von Bodenmiller sei "deutlich überzogen." Der Turnverein sei nicht Wächter über die Demokratie – der Gemeinderat habe die Erweiterung des Verlagsgebäudes genehmigt, und auch der Verfassungsschutz habe keinen Anlass, gegen den Verlag vorzugehen, so Vollmer. Daher sei dieser nicht als gefährlich anzusehen.

"Gutsherrenart vonSeiten des Verlags"

Bodenmiller sieht die Sache naturgemäß anders: Er habe in seiner politischen Funktion eine moralische Verantwortung, bestimmte Dinge zu kritisieren – wie eben auch den Kopp-Verlag und dessen Schriften. "Muss ich nun etwa auf mein Grundrecht der Meinungsfreiheit verzichten, damit der Kopp-Verlag weiterhin Sponsorengelder zahlt?", fragt Bodenmiller und liefert die Antwort: "So geht das nicht, das ist Gutsherrenart vonseiten des Verlags".

Bodenmiller mutmaßt, dass er als Sündenbock hingestellt werden soll. Der Kopp-Verlag habe den Sponsoringvertrag bereits vor Bodenmillers offenem Brief an Klaus Tappeser gekündigt, so seine Behauptung. Dieser widerspricht Norbert Vollmer vehement: Sponsoringverträge würden auf ein oder zwei Jahre abgeschlossen und bedürften daher keiner Kündigung. Dass der Kopp-Verlag nicht weiterhin Sponsor des TVR sei, "liegt definitiv an Bodenmiller", betont Vollmer. Bodenmillers Ziel sei es, mutmaßt er, dem Verlag zu schaden. Zur moralischen Verantwortung des Stadtrates gehöre auch, die Auswirkungen seines Handelns zu bedenken. "So schadet Bodenmiller dem Sport, dem Verein und der Stadt", empört sich Vollmer. Natürlich habe er das Recht auf Meinungsfreiheit, doch solle er Falschaussagen nicht ständig wiederholen.

Vollmer erklärt, dass der TVR bereits nach dem Ausstieg der EnBW aus dem Sponsoring der Volleyballer ein drastisches Sparprogramm gefahren sei.

Der Lizenzantrag des TVR für die kommende Bundesligasaison soll am 1. April unterzeichnet werden. Doch bis dahin fehlen dem Verein besagte 210 000 Euro. Gemeinsam mit einer Werbeagentur hat der TVR ein Konzept für Nachhaltigkeit entwickelt. So kann man beim TVR T-Shirts und Schals mit dem Aufdruck "K(l)assenkamerad" für 50 Euro erwerben. Wer mehr tun will, kann 1000 Euro für die Aktion K(l)assenerhalt spenden oder sogar mit 5000 Euro einsteigen. Es seien schon 45 000 Euro zusammengekommen, so Vollmer, "aber bislang zu wenig, um in der ersten Liga in die neue Saison starten zu können."

210 000 Euro müssenaufgebracht werden

Der TVR glaube aber, dass die 210 000 Euro zu schaffen seien und die Sache gerettet werden kann. Nun werden weiter neue Sponsoren gesucht, die in die Bresche springen können, "uns ist aber die Perspektive für eine langjährige Zusammenarbeit wichtig", sagt TVR-Geschäftsführer Norbert Vollmer. Auch inhaltlich müsse es eine Brücke für die Zusammenarbeit geben. Mit der EnBW habe es eine tolle Zusammenarbeit gegeben, ebenso mit dem Kopp-Verlag. Bedauerlich sei, dass beim TVR kein Unternehmen mit Landesbeteiligung als Sponsor auftrete, sagt Vollmer, "weder die EnBW noch Toto-Lotto." Letztendlich sei es ein Glückstreffer, wenn der richtige Sponsor gefunden werde.

Mit dem zur Verfügung spielenden Etat spiele der TVR aber dennoch an der Untergrenze. Bislang sei die Lizenz aber nie ein Problem gewesen, "wir haben keine Schulden und keine Altlasten." Der TVR sei aber an dem Punkt, dass er zurückziehen werde, wenn er die 210 000 Euro bis zum 1. April nicht zusammen hat.

Von der sportlichen Seite her stehen die Volleyballer kurz vor den Pre-Playoffs. Am Mittwoch findet das entscheidende Spiel in der Tübinger Paul-Horn-Arena statt, Gegner sind die Netzhoppers KW-Bertensee. Bei einem Sieg haben die Volleyballer es geschafft, ansonsten müssen sie im Play-Down gegen den Abstieg spielen.