Auf dem Areal Siebenlinden III baut derzeit der Kopp-Verlag sein neues Verlagsgebäude. Foto: Baum Foto: Schwarzwälder-Bote

Stadtrat kritisiert Grundstücksverkauf an Kopp-Verlag / Verleger verteidigt provokative Schriften des "Chefideologen" Udo Ulfkotte

Von Angela Baum und Martin Dold Rottenburg. Islamfeindlichkeit, rechtslastige Tendenzen, Anschlagsszenarien? Albert Bodenmiller greift in der Diskussion um den Kopp-Verlag zu schweren Geschützen. Der Stadtrat für die BfH/Linke befürchtet eine terroristische Anschlagsgefahr für den Verlag aufgrund dessen politischer Ausrichtung. Bodenmiller ist überzeugt, dass der Verlag rechtslastig sei und Bücher in seinem Verlagsprogramm vertreibe, die ausländerfeindlich eingeschätzt werden können. Insbesondere Titel, die gegen den Islam Stimmung machen, würden sicher irgendwann den Terror radikaler Islamisten heraufbeschwören, befürchtet Bodenmiller. "Der Kopp-Verlag propagiert den Heiligen Krieg gegen den Islam", sagt Bodenmiller unserer Zeitung.

Er wendet sich gegen Titel wie "SOS Abendland – die schleichende Islamisierung Europas" oder "Der Weg in die EU-Diktatur". Auch Titel wie beispielsweise "Die verschwiegenen Kosten der Zuwanderung" enthielten rechtes Gedankengut, so Bodenmiller. Er nennt den "Kopp-Chefideologen" Udo Ulfkotte, der Titel wie "Alptraum Zuwanderung" schreibe. Bodenmiller selbst sei ob seiner Kritik am Verlag bereits mit einer Morddrohung aus der rechtsextremen Szene bedroht worden, auch habe es bei ihm nächtlichen Telefonterror gegeben.

Verleger Jochen Kopp, der sich sonst eher selten öffentlich äußert, betont im Gespräch mit unserer Zeitung, dass sein Verlag seit 20 Jahren in Rottenburg angesiedelt sei. Udo Ulfkotte sei 18 Jahre Autor bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und Auslandskorrespondent im Nahen Osten gewesen. "Natürlich hat er eine kritische Sicht auf den Islam", meint Kopp. Eine kritische Betrachtung sei aber nicht gleichzusetzen mit Ausländerfeindlichkeit. Ulfkotte suche den "offenen Schlagabtausch".

Kopp hält die Anschlagsgefahr gegen seinen Verlag für "aus der Luft gegriffen". Seine Mitarbeiter hätten sich nach dem Bekanntwerden von Bodenmillers Befürchtung von Anschlägen Sorgen gemacht. Eine Anfrage des Verlages beim Verfassungsschutz habe ergeben, dass die Befürchtungen haltlos seien.

Vor Jahren habe es Kritik von Moslems an Titeln von Ulfkotte gegeben, diese sei verschwunden und nicht mit einer Anschlagsgefahr gleichzusetzen, so Kopp. Ulfkotte sei ob seiner umfassenden Kenntnis der Situation im Nahmen Osten auch ins Nachtcafé von Wieland Backes eingeladen worden, nicht zuletzt, da er sich stark mache für die Rolle der Frau im Islam. Kopp wirft Bodenmiller vor, dass er noch kein Buch des Autors gelesen habe, sondern sich von bewusst provokativen Titeln irreleiten lasse.

Bodenmiller ist mit seinen Vorwürfen noch nicht am Ende. Er ist der Überzeugung, dass die Stadt diesem Verlag kein Grundstück für eine Verlagserweiterung hätte verkaufen dürfen. Man habe nur verkauft, um damit die Hohenberghalle zu finanzieren.

Oberbürgermeister Stephan Neher kommentiert Bodenmillers Vorwürfe zum Kopp-Verlag wie folgt: "Ich bin verwundert, dass jemand wie Albert Bodenmiller sich so äußert, da ihm sonst die Meinungsfreiheit sehr wichtig ist". Die Stadt sei nicht für Zensur zuständig, zudem werde vom Kopp-Verlag keine verfassungsfeindliche Literatur angeboten.

Bodenmiller legt weiter nach: Entgegen der Planungen, für das Siebenlinden III-Areal eine Campus-Lösung umzusetzen, habe man nun das Grundstück komplett an den Verlag verkauft. Die Campus-Lösung hätte Firmen bevorzugt, die wissenschaftlich orientiert sind. Für Rottenburg wäre dies eine gute Chance gewesen aufgrund der Nähe zur Unistadt Tübingen. "Die Stadt ist der Versuchung erlegen, das Gelände auf einen Schlag zu verkaufen", kritisiert Bodenmiller. Nun habe das Gelände ein für ihn fragwürdiger Verlag bekommen.

So einfach, erwidert Neher, sei es nicht, wissenschaftsnahe Firmen anzusiedeln. Das sei zwar eine gute Idee, aber selbst Tübingen gelinge es nicht, solche Firmen zu locken. Daher sei man froh, dass sich der Kopp-Verlag ansiedle und auch die hohen Anforderungen beim Wasserschutz erfülle. Bodenmiller hingegen sieht eine Gefährdung des Grundwassers für das Wasserschutzgebiet (Schutzzone III A), da es großer Mengen Löschwasser bedürfe, um einen etwaigen Brand zu löschen. Das Löschwasser werde verschmutzt und vergiftet.