Verfahren zur Seligsprechung des Bekennerbischofs eröffnet / Kirchengericht entscheidet über das Verfahren

Von Angela Baum Rottenburg. Mit einem Festgottesdienst in der Sülchenkirche und einem Festakt im Bischofshaus wurde das Verfahren zur Seligsprechung des ehemaligen Bischofs Ioannes Baptista Sproll eröffnet.

Zum Festgottesdienst, den Weihbischof Johannes Kreidler zelebrierte, kamen 200 Gläubige. Kreidler und Bischof Gebhard Fürst betonten beide, dass viele Menschen in der Diözese und in Rottenburg schon lange die Seligsprechung Sprolls wünschten.

In seiner Predigt betonte Kreidler, dass die Verehrung von Sproll als Bekennerbischof im Gedächtnis vieler Menschen lebendig geblieben sei. "Viele sehen ihn im Rang der von Papst Johannes Paul II. herausgestellten Glaubenszeugen des 20. Jahrhunderts". Mit Sproll habe der Diözese ein mutiger Bischof vorgestanden. Auch in schwerster Bedrängnis habe sich Sproll von seinem Wahlspruch "Tapfer im Glauben" leiten lassen. Sproll habe klar Stellung bezogen gegenüber dem nationalsozialistischen Regime und seinem Machtanspruch.

Zum Festakt im Bischofshaus begrüßte Bischof Gebhard Fürst Familienangehörige von Sproll sowie Gläubige aus seiner Heimatgemeinde Schweinhausen bei Biberach. Es sei eine Zäsur in der Diözese, einen der Bischöfe für eine Seligsprechung vorzuschlagen. Sproll sei ein besonderer Hirte der Diözese gewesen, dessen "noch stärkere Würdigung mir seit Beginn meiner Amtszeit ein besonderes Anliegen ist", bekannte Fürst.

An den weltweiten Reaktionen auf die Seligsprechung von Papst Johannes Paul II. sei deutlich geworden, "wie sehr sich Menschen nach Vorbildern im Glauben sehnen." Das Verfahren zur Seligsprechung von Sproll könne dessen Vorbildhaftigkeit manifestieren. Der siebte Bischof der Diözese sei im deutschen Episkopat neben Bischof von Galen der Einzige gewesen, der den nationalsozialistischen Machthabern öffentlich die Stirn geboten habe. Sproll war auch der einzige katholische Bischof, der so schwerwiegende persönliche Konsequenzen zu ertragen hatte. "Unsere Diözese weiß sich in tiefer Dankbarkeit und großer Verehrung ihrem Bekennerbischof verbunden", betonte Fürst. Viele Menschen der Diözese sähen Sproll in der Reihe der christlichen Märtyrer des 20. Jahrhunderts.

Hitler sei für Sproll ein Symbol des Bösen gewesen, "der Widersacher wurde in der nationalsozialistischen Diktatur konkrete Realität." Der Hass der braunen Machthaber sei in brutalen Ausschreitungen gegen Sproll kulminiert.

In seinem Festvortrag beleuchtete der Würzburger Kirchenhistoriker Dominik Burkard biografische und kirchenpolitische Stationen Sprolls bis hin zu seinem Widerstand gegen die Nazis. Burkard zeigte auf, wie sich die wachsende Bedrängnis des Bekennerbischofs manifestiert habe, wie er gegen die Nationalsozialisten wetterte und welche Konsequenzen dies für ihn gehabt habe.

Im Anschluss daran benannte Fürst die Mitglieder des Kirchengerichts, dies sind Pfarrer Thomas Weißhaar, Prälat Reinhold Melber, Hubert Wolf, Andreas Holzem, Klaus Bihlmaier, Holger Winterholer, Monika Hentschel und Sylvia Söll. Anschließend wurden die neuen Mitglieder des Kirchengerichts vereidigt.