August Baur Foto: Straub Foto: Schwarzwälder Bote

Genossenschaft: Steiner’sche Villa und Sanatorium in Bad Niedernau stehen zum Verkauf

August Baur ist beschäftigt beim Verein "Genossenschaft der armen Schulschwestern von unserer lieben Frau in Bad Niedernau". "Der Name passt prinzipiell in keinen Briefkopf", scherzt Baur. Seit Anfang des Jahres 2016 ist er bei dem kirchlichen Verein in Teilzeit als Verwalter angestellt.

Rottenburg-Bad Niedernau (stb). Ende der 50er-Jahre kamen die Ordensfrauen nach Bad Niedernau, um eine Förderschule für Aussiedlerkinder zu eröffnen. Später versorgten sie in ihrem Sanatorium außerdem bis zu 20 000 Kurgäste pro Jahr. Die Ordensgemeinschaft bestand zeitweilig aus 30 Frauen. 1985 wurden die letzten Schülerinnen verabschiedet und die Förderschule geschlossen. 1989 endete der stationäre Sanatoriumsbetrieb. Das Hallenbad mit ambulantem Bereich schloss 2004. Im Jahr 2016 zogen die verbliebenen zwei Schwestern Mechthildis und Borgia im hohen Alter in ein Pflegeheim nach München.

In Bad Niedernau verwaltet Baur vor allem den Leerstand und er ist dort häufiger, als er nach seinem Vertrag sein müsste. "Die Tätigkeit macht mir Spaß", erzählt er. Vielen sei das Kloster noch als Sanatorium und als Hallenbad bekannt. "Ich treffe immer wieder Leute, die dort in Kur waren oder Schwimmen gelernt haben", sagt Baur. Im Wesentlichen verwaltet er drei Liegenschaften. "Sie müssen weiter betrieben werden, um Schäden zu vermeiden", sagt Baur. Beispielsweise wird im Winter in gewissem Umfang geheizt, um die Substanz zu erhalten.

Die Steiner’sche Villa im Raidtweg 9-15 war früher der Sommersitz von Kilian Steiner, nach dem auch die Grundschule in Bad Niedernau benannt ist. Dazu gehören drei Gebäude. Die Hauptvilla ist denkmalgeschützt und stark sanierungsbedürftig. "Wir versuchen gerade, diese Gebäude zu verkaufen", sagt der 59-Jährige.

In der Badstraße 67 befindet sich das Fritz-Keller-Haus samt Klostergarten. Das will der Verein der armen Schulschwestern von unserer lieben Frau erhalten, ebenfalls die Kapelle im früheren Schwesternhaus.

Verkauft werden soll hingegen die Badstraße 79-85, das ehemalige Sanatorium, das teilweise an den Arzt Heinz Huber und dessen Emil-Schlegel-Klinik vermietet ist. Brach liege hingegen das ehemalige Hallenbad. Der Saalanbau wird ebenfalls selten genutzt. Er war im Gespräch als neuer Bürgersaal von Bad Niedernau. Die Entscheidung fiel aber aus Kostengründen und aus praktischen Erwägungen für einen Anbau an die Schule. "Ab dem Hallenbad nach hinten – das wird alles verkauft", sagt Baur. Doch für wen ist ein solches Areal überhaupt interessant? "Vorstellbar wäre ein Altersheim oder betreutes Wohnen", sagt Baur. Der Ort sei sehr ruhig und direkt am schönen Kurpark. Vorstellen könnte er sich auch, dass normale Wohnungen entstehen. "Für Investoren ist der Denkmalschutz oft ein Problem", sagt Baur. Andererseits sei der Bedarf gerade da und die Nachfrage nach Wohnraum hoch.

Baur ist verheiratet und hat zwei Kinder. Nach seiner Ausbildung zum Feinmechaniker an der Universität Tübingen schulte er zum Kaufmann um. Lange Jahre war er bei IBM an mehreren Standorten tätig. 2012 schied er im Rahmen eines Personalabbaus dort aus. "Mit etwas weniger Geld, aber dafür habe ich mehr vom Leben", sagt Baur. Langweilig werde es ihm nicht. Baur hat zwei Schwestern und einen Bruder. "Aber ich bin nicht der Bruder vom Ergenzinger Ortsvorsteher", sagt der Baur. "Sondern der Bruder von Reinhold Baur." Er mag es nicht, wenn die Verwandtschaft auf das Amt reduziert wird.

Zusammen mit Ehefrau Cornelia geht August Baur gerne wandern. Am liebsten fahren sie ins Allgäu, in den Schwarzwald und auf die Schwäbische Alb. Badeurlaube in Kroatien, Spanien oder Italien können es aber auch einmal sein.

Baur war 34 Jahre lang aktives Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in der Abteilung Ergenzingen. Jetzt ist er in der Alterswehr. "Die Kameradschaft ist klasse", sagt Baur. Anderen Leuten zu helfen, habe ihn motiviert, bei der Freiwilligen Feuerwehr mit zu machen. Zu Hause kocht er gerne – abwechselnd mit der Ehefrau. "Je nachdem, was uns besser liegt oder wer gerade Zeit hat", sagt Baur. Er ist gerne im Garten und hat erst einige Obstbäume gepflanzt.