Jürg Gaebele (links) zeigt den Interessierten eine alte Karte von dem Gebiet. Die bunten Luftballons werden für ein Ja beim Bürgerentscheid und ein Nein zum Gewerbegebiet. Fotos: Rath Foto: Schwarzwälder Bote

Bürgerentscheid: Rund 100 Rottenburger beteiligen sich am Spaziergang des Aktionsbündnisses Galgenfeld

Strahlend blauer Himmel, grüne Wiesen, im Hintergrund der dunkle Wald, die Blätter verfärben sich langsam gelb und orange. So zeigt sich die Natur, wenn man von Rottenburg aus über das sogenannte Galgenfeld Richtung Kiebingen schaut.

Rottenburg-Kiebingen. Dass dieser Anblick so bleibt, dafür setzt sich das Aktionsbündnis Galgenfeld seit mehreren Monaten ein. Am Sonntag, 21. Oktober, steht der Bürgerentscheid an. Damit die Bürger noch einmal einen Eindruck vor Ort bekommen können, lud das Aktionsbündnis am Sonntagmorgen zu einem Spaziergang mit Informationen über das Gebiet des geplanten Gewerbegebiets ein.

Rund 100 Interessierte trafen sich am Gedenkstein für Michael und Maragretha Sattler, der auf Rottenburger Gemarkung steht. Von dort ging der Spaziergang an den aufgestellten Strohballen entlang Richtung Kiebingen. Das Aktionsbündnis ist für sie verantwortlich, die Stadtverwaltung hatte die Abstände neu ausmessen lassen und die Ballen an ihre richtigen Stellen gesetzt.

Stefan Ruge, Professor an der Hochschule für Forstwirtschaft, gab Einblicke in sein Wissen über die Natur: "Landschaftlich haben wir hier eine große Vielfalt: Auen, Äcker, Streuobstwiesen und Wald." Dem kräftigte Stadtrat Volkmar Raidt bei und gab einen Einblick in die Landwirtschaft vor Ort: "Es stimmt nicht, dass hier nur Mais für Biogasanlagen angebaut wird", widersprach er einem Vorwurf. Und erklärte weiter: "Das ist dieses Jahr überwiegend so, wechselt aber jedes Jahr." Neben dem Mais werden dort Leinsamen, Einkorn und Linsen angebaut, hinzu kommt ein artenreiches Grünland. Neben den Informationen zur Landschaft und Landwirtschaft blickte Stadtführer Jürg Gäbele in die Geschichte Rottenburgs zurück.

Insgesamt 26 Hektar landwirtschaftliche Produktion müssten dem neuen, kernstadtnahen Gewerbegebiet weichen. Rund 60 Prozent der Erzeugnisse sind aus kontrolliert biologischem Anbau. "Die Stadt setzt sich in eigenen Broschüren für Nachhaltigkeit und regionale Lebensmittel ein", kritisierte Stefan Ruge. Gleichzeitig werde hier aber genau das Gegenteil gemacht. Dabei gehe es auch nicht um das Eigeninteresse der Landwirte. "Sie produzieren für uns Lebensmittel", mahnte er.

Angela Bentfeld, ebenfalls Teil des Aktionsbündnisses, äußerte sich folgendermaßen zur möglichen Entstehung des Gewerbegebiets: "Es tut weh, wenn man hier die Landwirtschaft sieht." Deshalb hofft sie auf ein Ja beim Bürgerentscheid und einem Kippen des Gemeinderatsbeschlusses.